Die Messe EuroTier in Hannover wird wieder zum Treffpunkt einer ganzen Branche. Wer es einrichten kann, fährt dort hin.
Michael Werning, SUS
Der Stellenwert der EuroTier als wichtigste Informationsplattform für Tierhalter ist unbestritten. Dass dies nicht nur in Deutschland sondern auch im Ausland so gesehen wird, machen die Ausstellerzahlen deutlich. Über die Hälfte der mehr als 2500 angemeldeten Firmen stammen aus insgesamt 56 verschiedenen Ländern.
Schwierige Themen anpacken
Somit können sich die Landwirte auf ein großes Ausstellungsangebot auf der EuroTier vom 15. bis 18. November in Hannover freuen. Nutzen Sie die Chance und informieren Sie sich über neue Produkte, Dienstleistungen und Innovationen.
Wie in den Vorjahren wird das Messe-Angebot um Foren, Specials und Diskussionsrunden ergänzt. Hier werden Experten und Praktiker ihre Einschätzungen und Erfahrungen zu neuen Haltungsverfahren, Fütterungsstrategien oder Tiergesundheitsfragen vermitteln. Auch strittige Themen bekommen ihren Raum. Wie sollen wir mit dem anstehenden Kastrationsverbot umgehen? Wie wirken sich die Einschränkungen beim Baurecht aus? Und wie lösen wir das Problem Kastenstandbreite und Schwanzbeißen?
Diskutieren Sie mit Ihren Kollegen und den Experten aus Beratung und Forschung. Nehmen Sie aus diesen Gesprächen neue Erkenntnisse und frische Impulse für die Arbeit im eigenen Betrieb mit. Tanken Sie Mut!
Um alles Wichtige im Blick zu haben, sollten Sie einen Fahrplan für Ihren Besuch zusammenstellen. Nachfolgend listen wir mögliche Stationen auf.
„Feintuning“ beim Futter
Nach wie vor ist das Futter der größte Kostenblock in der Mast. Sauenhalter müssen insbesondere auf die Futterqualität achten, weil diese maßgeblich die Leistungen beeinflusst. Das könnte Sie interessieren:
- Erkundigen Sie sich nach neuen Fütterungskonzepten und Dosiertechniken für säugende Sauen. Je mehr diese fressen, desto mehr Milch geben sie und umso weniger Körpersubstanz wird während dieser Phase eingeschmolzen.
- Vollautomatisierte Saugferkelbeifütterungen tragen dazu bei, die Ferkelverluste zu senken und die Absetzgewichte zu erhöhen. Außerdem entlasten sie die Sau. Prüfen Sie, ob solch ein System auch in Ihren Betrieb passt.
- Für die Ferkel ist die Phase rund um das Absetzen schwierig. Erkundigen Sie sich, wie Sie die Futterübergänge noch schonender gestalten können und welche Komponenten die höchste biologische Wertigkeit versprechen.
- Die Kupfergehalte im Ferkelfutter sollen reduziert werden. Um gezielter den Bedarf des ernährungsphysiologisch wichtigen Spurenelements zu decken, stellen Ihnen mehrere Futterfirmen neue Konzepte vor.
- Das Kannibalismus-Risiko lässt sich durch geeignete Rohfaserquellen und eine gezielte Aminosäuren-Ergänzung senken. Lassen Sie sich auf den neuesten Stand bringen.
- In der Mast hat die Futtereffizienz nicht an Bedeutung verloren. In diesem Sinne werben viele Stalleinrichter mit Multiphasenfütterungen, die die Rationen tagesaktuell an den Bedarf der Tiere ausrichten.
- Neben stark P- und N-reduzierten Rationskonzepten rückt die Fermentation immer stärker in den Fokus. Zur hierfür erforderlichen Technik und Futterplanung stehen Ihnen die jeweiligen Experten Rede und Antwort.
- Im Kampf gegen Salmonellen nimmt die Fütterung eine gewichtige Stellung ein. Zu den Möglichkeiten, die Darmgesundheit durch Zusätze zu unterstützen, sollten Sie die Fachleute befragen.
Neue Technik für mehr Tierwohl
Zwar lassen die Gesetzesauflagen kaum noch einen Neubau unter vertretbaren ökonomischen Bedingungen zu. Die Debatte um tiergerechtere Ställe wird deswegen aber nicht abreißen. Auch hier gibt es verschiedene Ansätze, deren Umsetzung für den eigenen Betrieb zu prüfen sind:
- Bei den Sauen wird der Ferkelschutzkorb trotz seiner Zweckmäßigkeit stark kritisiert. Darauf haben nahezu alle Stalleinrichtungshersteller reagiert und Buchten für die freie Abferkelung entworfen. Vergleichen Sie die Lösungen.
- Ebenso steht der Kastenstand in der Diskussion. Auf der Messe werden die Stalleinrichter verschiedene Varianten vorstellen, wie mit einem generellen Verbot umgegangen werden kann.
- Wenn es möglich ist, entscheiden sich Landwirte immer häufiger für ein alternatives System mit Außenklimareiz. Auch wenn das für Ihren Standort nicht in Frage kommt, bieten neue Konzepte Aspekte, die für die klassisch konventionelle Haltung interessant sind. Machen Sie sich selbst ein Bild.
- Die Haltung von „Langschwänzen“ treibt Forschung und Praxis gleichermaßen um. Bei den Hilfsmaßnahmen liegen eine klare Buchtenstrukturierung und Beschäftigungsmaterial weit vorne. Auch hier gibt es neue Innovationen, die Sie interessieren dürften.
- Halten Sie sich auf dem Laufenden, was Einbruchsicherung und bessere Übersicht im Stall anbelangt. Auch hier bieten einige Firmen Lösungen an.
Apps erleichtern Stallarbeit
Das Smartphone oder Tablet zählt inzwischen zur Grundausrüstung der meisten Schweinehalter. Dabei be-schränken sich die digitalen Helfer schon lange nicht mehr nur auf die Fütterungs- und Lüftungstechnik. Einige Software-Lösungen sind für die Arbeit direkt am Tier konzipiert:
- Krankheitsausbrüche in Tierbeständen sind unvermeidlich. Tiergesundheits-Apps enthalten Beschreibungen zu verschiedenen Krankheitsbildern und unterstützen bei der ersten Bestimmung. Um die weitere Interaktion mit dem Tierarzt zu vereinfachen, können Sie diesem per App Krankheitsberichte mit Bildern, Videos und einer Problembeschreibung schicken.
- Weil die Vermarktung schlachtreifer Tiere zunehmend komplexer wird, werden in diesem Bereich zahlreiche Tools angeboten. Ob es sich um eine App zur Auswertung der Schlachtdaten handelt, oder dass mithilfe neuester Kameratechnologie eine berührungslose Ge-wichtsbestimmung möglich wird – die Auswahl in diesem Bereich ist riesengroß. Überzeugen Sie sich selbst.
- Etliche Apps machen eine Zettelwirtschaft im Stall überflüssig. Sie erlauben eine direkte Eingabe von Daten in den Sauenplaner oder die Verwaltung des Medikamentenbestandes. Hinzu kommen Bestell-Apps für Sperma und andere Betriebsmittel. Richtet man sich entsprechende Verknüpfungen ein, mündet das alles vollautomatisch im Buchführungsprogramm des Betriebes.
- Einige Stalltechnik-Anbieter gehen dazu über, für die Steuerung verschiedener Geräte in einem Betrieb eine gemeinsame virtuelle Plattform zu schaffen. Das verschafft dem Bediener mehr Übersicht und reduziert die Anzahl möglicher Fehlerquellen. Landwirte, die bereits viele Prozesse im Stall digitalisiert haben, sollten sich diesem Thema unbedingt widmen. Nutzen Sie die Chance.
Was leistet die Zucht?
Auch die Schweinezucht entwickelt sich weiter. Dank neuer Zuchtmethoden hat es gerade auf der Mutterseite deutliche Veränderungen gegeben.
- Vor Jahren stand die absolute Zahl geborener Ferkel als Fruchtbarkeitsmerkmal im Vordergrund. Heute wird neben den Ferkelzahlen großen Wert auf die Wurfqualität und Ferkelvitalität gelegt. Erkundigen Sie sich nach dem aktuellen Stand.
- Sind Ihre Sauen leicht zu händeln, gruppentauglich und kümmern sie sich ausreichend um die Ferkel? Auch die Verhaltensmerkmale stehen mittlerweile bei den Schweinezüchtern im Fokus.
- Die Ebermast soll weiter forciert werden. Doch das Problem mit dem Geschlechtsgeruch ist noch nicht gelöst. Informieren Sie sich, wie der derzeitige Stand der Züchtung ist.
- Jedes Zuchtunternehmen bietet mindestens einen Endprodukteber an. Zahlreiche Labels sind eingeführt worden, um dem Kunden die Auswahl zu erleichtern. Diskutieren Sie mit Ihrem Berater, welcher Ebertyp es bei Ihrer Schlachtschweinevermarktung und Sauengenetik im Stall sein sollte.
- Besuchen Sie den Stand Ihrer Besamungsstation und erkundigen Sie sich nach Möglichkeiten, mit Wunscheberlisten und Eberpools zu arbeiten.
Zum Schluss
Nach zwei katastrophalen Jahren mit niedrigen Schweinepreisen macht die Markterholung wieder Mut. Doch die Diskussionen um die zukünftige Ausrichtung der deutschen Schweineproduktion reißen nicht ab.
Wer als Schweinehalter am Ball bleiben will, sucht nach neuen Ideen und Lösungen. Nutzen Sie die kommende EuroTier, um mit Fachleuten und Kollegen zu diskutieren und Ideen auszutauschen. Und nehmen Sie aus den Gesprächen frische Impulse für die tägliche Arbeit mit nach Hause.