Bei langen Ringelschwänzen ist das Risiko des Schwanzbeißens deutlich erhöht. Um neue Einsichten zu erlangen, hat die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft in der LPA Dornburg eine Verhaltensuntersuchung mit insgesamt 99 unkupierten Schweinen durchgeführt. Die Ferkel wurden mit drei Wochen und rund 7 kg ins Flatdeck aufgestallt. Die Zähne waren nicht abgeschliffen. Die Tiere wurden in drei Gruppen aufgeteilt und innerhalb der Gruppen nach Geschlecht in weibliche Tiere und Kastraten getrennt. Fünf Wochen später wurden sie in das Prüfabteil umgestallt, wobei der Buchtenverbund erhalten blieb und pro Tier 1 m2 Platz zur Verfügung stand. Die Fütterung erfolgte mehrphasig und ad libitum. In den Buchten der Kontrollgruppe gab es zur Beschäftigung der Schweine Ketten mit Anhängsel. Die Buchten der beiden Versuchsgruppen wurden zusätzlich mit Minerallecksteinen auf einer Wippe ausgestattet bzw. mit einer zusätzlichen Abtrennung in der Bucht versehen. Die Forscher analysierten das Verhalten der individuell markierten Schweine mittels Videoaufnahmen und bonitierten die Schwänze wöchentlich. Hier die Ergebnisse: Fazit: Schwanzbeißen hat oft bestimmte Auslöser. In diesem Versuch konnten z. B. Lüftungsstörungen und eine ungenügende Futterbereitstellung in Zusammenhang mit Kannibalismus gebracht werden. Eine stärker strukturierte Bucht schützt nicht unmittelbar vor Schwanzbeißen. Am Schwanz verletzte Tiere erzielten niedrigere Zunahmen. Sie zogen sich eher zurück. Schenken Sie daher bei der täglichen Kontrolle vor allem auch den ruhenden und den Tieren im hinteren Bereich der Bucht Beachtung! Kurz nach dem Einstallen ins Flatdeck zeigten alle Ferkel Kratzspuren aufgrund von Rangkämpfen. Diese heilten jedoch schnell. Ab der vierten Woche im Flatdeck traten vereinzelt Verletzungen und kleinflächige Wunden am Schwanz auf. Nachdem an einem Wochenende die Futterautomaten ungenügend gefüllt waren, trat offensichtliches Schwanzbeißen auf, was sich aber nach Behebung des Problems wieder beruhigte. Im Flatdeck musste ein Tier wegen Schwanzbeißen selektiert werden. Im Prüfabteil war zu Beginn die Lüftung falsch eingestellt. Aus Stress kam es zu Schwanzbeißen, vor allem in der Bucht mit zusätzlicher Abtrennung. Dies beruhigte sich wieder, flammte jedoch in der Anfangs- und Mittelmast nochmals auf. Teilweise konnten diesem Tierverhalten Fehler im Management zeitlich zugeordnet werden. Zum Ende der Mittelmast wurden alle Tiere ruhiger. In der Endmast traten gar keine aggressiven Verhaltensweisen mehr auf. Generell waren Sauen aggressiver als die Kastraten (s. Übersicht). Nur etwa die Hälfte der Schwänze blieb bis zum Mastende ganz! Der Mineralleckstein und die Wippe haben sich als Beschäftigungsobjekte bewährt. Allerdings konnten sie das Schwanzbeißen nicht verhindern. Die Masttagszunahmen fielen bei den Schweinen in den strukturierten Buchten deutlich niedriger aus als in der Kontrollgruppe (-45 g). Generell realisierten Tiere mit verletzten Schwänzen um 46 g niedrigere Tageszunahmen als Tiere mit intakten Schwänzen. Die Tiere mit den niedrigsten Zunahmen zeigten eine geringe Aktivität. Sie lagen in den Ecken und scheuten offensichtlich die Bewegung, um nicht attackiert zu werden. Unversehrte Tiere gehörten meist zu den aktiveren.