Das Unternehmen Tönnies hat die MFA-Abrechnung nach AutoFOM angepasst. Nach einer Korrektur fallen Duroc-Tiere jetzt weniger stark ab.
Johanna Krumpt, VzF GmbH Uelzen
Die Klassifizierungstechnik auf den Schlachthöfen hat sich gewandelt. Etliche Unternehmen haben ihre alten Nadel- Geräte zur Klassifizierung nach FOM ausgemustert. Die Zahl der FOM- Schlachthöfe geht stetig zurück.
So gibt es im Nordwesten nur noch wenige mittelständische Unternehmen mit FOM-Geräten (siehe Karte). Hinzu kommen einzelne Schlachthöfe, die wahlweise die Klassifizierung nach FOM oder nach AutoFOM anbieten.
AutoFOM dominiert
Die großen Schlachtbetriebe Tönnies und Westfleisch haben ihre Standorte komplett auf AutoFOM umgestellt. Auch Vion setzt auf die moderne Technik, nur die süddeutschen Vion-Standorte klassifizieren noch per Nadel. Insgesamt werden rund drei Viertel der Schweine in Deutschland nach AutoFOM abgerechnet.
Wie bekannt ist, können Schlachtschweine mit einer schwachen Ausprägung der Teilstücke bei der Vermarktung nach AutoFOM mitunter hohe Preisabzüge kassieren. Um z.B. Duroc-Mästern entgegenzukommen, haben reine AutoFOM- Schlachthöfe spezielle Angebote entwickelt. Sie bieten an, den mithilfe des AutoFOM ermittelten Fleischanteil für die Abrechnung zugrunde zu legen.
Dies machen z.B. die Schlachthöfe in Zeven und Emstek. Dort hat Vion Nordwest die Nadelgeräte im Mai 2016 abgebaut und klassifiziert seither nur noch mithilfe von AutoFOM III.
Denselben Weg ist auch Marktführer Tönnies gegangen. Das Unternehmen hat die Nadel-Geräte in Rheda-Wiedenbrück, Sögel und Weißenfels bereits im Februar 2016 ausgemustert. Seither wird dort wahlweise nach AutoFOM III oder dem im AutoFOM ermittelten Muskelfleischanteil abgerechnet.
Mit dem Technikwechsel hat Tönnies auch eine neue Preismaske für die Bezahlung nach Fleischanteil veröffentlicht. Denn systembedingt wirft das AutoFOM III einen rund 2 % höheren Fleischanteil aus als die alten NadelGeräte. Die Preisbasis wurde daher von ehemals 57 auf 59 % MFA angehoben.
Wüchsige Tiere mit Einbußen
Auswertungen der VZF GmbH Uelzen zeigen, dass der prognostizierte Anstieg der mittleren Muskelfleischanteile um 2 % bei durchschnittlichen Schlachtpartien erreicht wird. Insbesondere gut sortierte und fleischreiche Herkünfte aus Piétrain-Anpaarungen schaffen den notwendigen MFA-Sprung.
Probleme hatten hingegen Schlachtschweine mit einer kleineren Rückenmuskelfläche, z.B. Duroc-Tiere. Diese Tiere schnitten im Vergleich zur vorherigen Abrechnung nach FOM rund 1 ct pro kg Schlachtgewicht bzw. rund 1 € pro Tier schlechter ab. So stieg der durchschnittliche Maskenschlupf nach VzF-Auswertungen bei den Duroc-Herkünften von drei auf mehr als 4 ct/kg Schlachtgewicht an.
Die Mäster reagierten auf die schlechtere Bezahlung ihrer Duroc-Tiere und fuhren die Vermarktung an die Schlachtbetriebe von Tönnies zurück. Um gegenzusteuern, nahm das Schlachtunternehmen im September letzten Jahres eine Korrektur für die Bezahlung nach Muskelfleischanteil im AutoFOM-System vor. Diese Korrektur sollte die Schlechterstellung der Duroc-Tiere abmildern und wieder mehr Schlachtschweine anziehen.
So hat Tönnies den Abzug für Schweine mit einem Muskelfleischanteil von 56 bid 57,9 % von 3 auf 2 ct/kg Schlachtgewicht gesenkt. Außerdem sind die Konditionen für schwere Schweine angepasst worden. Die neue Korridor-Obergrenze liegt bei 105 statt 103 kg. Korrekturabzüge für Schweine, die nach AutoFOM weniger als 0,93 Indexpunkte je kg SG bringen, entfallen seit September 2016.
Um die Abweichungen zur alten Schlachtmaske zu beurteilen, überprüfte die VzF GmbH Schlachtdaten aus dem Betrieb in Weißenfels für zwei Zeiträume. Der erste Auswertungszeitraum umfasst die Gültigkeit der ersten FOM-Maske vom 19. Februar bis zum 11. September 2016.
Masken-Korrektur bewertet
Der zweite Auswertungszeitraum spiegelt die neue FOM-Maske wider und lief vom 12. September bis zum Ende des letzten Jahres. Die Schlachtschweine verschiedener Genetiken stammten aus zwölf Betrieben.
Im ersten Zeitraum wurden insgesamt 28011 Schlachtdaten ausgewertet. Die gelieferten Tiere hatten ein durchschnittliches Schlachtgewicht von 95,6 kg und 59,56 % MFA.
Der zweite Zeitraum beinhaltet 11871 Schlachtdaten. Das mittlere Schlachtgewicht lag mit 96,5 kg ähnlich hoch wie zuvor. Der durchschnittliche MFA war mit 59,85 % etwas höher als im ersten Auswertungszeitraum. Insgesamt war die Qualität der Schlachtschweine in beiden Zeiträumen auf demselben Niveau.
Die Auswertung zeigt, dass die Maskenanpassung im letzten Herbst großen Einfluss auf den Schlachterlös hatte. So betrug der Maskenschlupf vor der Anpassung im Mittel aller in Weißenfels ausgewerteten Tiere 2,2 ct kg/SG. Das heißt, der durchschnittliche Schlachterlös lag um 2,2 ct unter dem Basispreis (siehe Übersicht).
Duroc hat aufgeholt
Nach der Maskenkorrektur verminderten sich die Abzüge im Mittel aller Tiere bzw. Genetiken auf 1,28 ct/kg Schlachtgewicht. Damit wurde eine Verbesserung um 0,92 ct/kg Schlachtgewicht erzielt.
Der Erlösvorteil der neuen Maske variiert je nach Genetik. So sank der Maskenschlupf der Piétrain-Nachkommen nur von 1,10 auf 1,05 ct/kg SG. Hingegen zeigen Nachkommen der Duroc-Eber eine deutliche Besserstellung. Hier verminderte sich der Maskenschlupf von 3,1 auf 1,5 ct/kg SG. Die Duroc-Tiere erlösten im Mittel gut 1 € mehr als zuvor.
Bei der Einordnung dieser Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Besserstellung der Duroc-Tiere vermutlich nicht allein auf die Maske zurückzuführen ist. So konnten in die Auswertung zwar dieselben Betriebe, aber nicht dieselben Tiere einfließen. Schließlich handelte es sich um zwei hintereinanderliegende Auswertungszeiträume.
Die Schlachterlöse können daher neben saisonalen Effekten auch durch die Fütterung oder Vermarktung beeinflusst werden. So zeigen die VzF-Daten, dass die Duroc-Mäster ihre Sortierung nach der Umstellung auf AutoFOM optimiert haben.
Dennoch lässt sich festhalten: Die Maskenkorrektur durch Tönnies im Herbst 2016 hat den Erlösnachteil der Duroc-Tiere spürbar abgemildert.
Fazit
Seit dem Wegfall der FOM-Klassifizierung bietet Tönnies die Ermittlung des Muskelfleischanteils mithilfe des AutoFOM-Gerätes an. Die Auswirkungen:
- Mit der Umstellung der FOM-Preismaske gingen die Erlöse der Duroc-Mäster um rund 1 € je Tier zurück.
- Die Maskenkorrektur im letzten Herbst hat die Schlechterstellung der Duroc-Tiere vermindert.
- Sie schneiden im Vergleich zu den Piétrain-Nachkommen jetzt rund 50 Cent je Tier schlechter ab.
- Weniger fleischreiche Genetiken lassen sich bei entsprechender Maske also auch nach AutoFOM vermarkten.