Politik und Gesellschaft fordern einen möglichst geringen Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Daher gewinnt die Prophylaxe durch Impfungen im Schweinestall immer mehr an Bedeutung. Ein gutes Impfmanagement kann viele klinische Erkrankungen reduzieren und manchen Erreger sogar verdrängen. Doch wie findet man heraus, ob eine Impfung sinnvoll ist und ob sie erfolgreich war? Nach einer gewissen Einsatzzeit stellt sich auch die Frage, ob der Impfstoff aktualisiert werden muss oder man vielleicht sogar auf die Impfung verzichten kann. In der Praxis ist die Klinik im Schweinebestand häufig unspezifisch. Welche Erreger beteiligt sind, lässt sich oft nur vermuten. So können z. B. Atemwegsprobleme in der Mast u. a. auf PRRS- und Circo-Viren oder auf Mykoplasmen zurückzuführen sein. Vielfach treten Mischinfektionen auf, was die Ursachensuche weiter erschwert. Daher ist eine weiterführende Diagnostik unabdingbar. Aus Blutproben, Speichel, Liquor, Lungensekreten, Kot, Organabstrichen oder Organen bei der Sektion typisch kranker und nicht vorbehandelter Tiere lassen sich verschiedene Erreger isolieren. Die Größe der Stichprobe ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Denn nur so lassen sich ursächliche Erreger sicher nachweisen bzw. ausschließen. Beispiel: Um eine PRRS-Freiheit nachzuweisen, reicht es nicht, wenige Proben von Tieren einer Altersgruppe zu nehmen. So ist es möglich, dass die Aufzuchtferkel negativ reagieren, während es in der Mast und bei den Sauen große Probleme gibt. In diesem Fall gilt es, den Probenschlüssel an die Situation des Betriebes, die Bestandsgröße und die Erreger anzupassen. Mithilfe weiterer Verfahren wie der immunohistochemischen Untersuchung können Schäden im Tier häufig bestimmten Erregern direkt zugeschrieben werden. So lassen sich Mykoplasmen fast immer nachweisen. Ob der Erreger die Lunge geschädigt hat, lässt sich mittels histochemischer Untersuchung an formalinfixierten Lungenschnitten anhand spezieller Läsionen eindeutig klären. Ist ein Virus oder Bakterium nachweislich für die Klinik verantwortlich, kann eine gezielte Impfung ein hervorragendes Mittel zur Reduktion der Erkrankungen im Bestand sein. Das Tier hat dann die Möglichkeit, eine Immunität aufzubauen, die es vor Schäden durch ein Feldvirus schützt. Eine wichtige Maßnahme zur Kontrolle des Impferfolges ist die Dokumentation und genaue Überprüfung der biologischen Leistungen. Bei kommerziell verfügbaren Impfstoffen ist in der Zulassung auch der Erfolg der Impfung geprüft worden. Dieser zeigt sich z. B. in verminderten Mortalitätsraten, verbesserten Tageszunahmen oder erhöhten Ferkelzahlen. Ein typischer Fall sind hohe Totgeburtenraten, die mit PRRS in Verbindung stehen könnten. Die Totgeburten sollten nach der Einführung der PRRS- Sauenimpfung ausgewertet und der Verlauf exakt skizziert werden. Ein anderes Beispiel sind Lungenchecks am Schlachtband. Diese können einen Überblick über die Menge der atemwegskranken Schweine liefern. Ist mithilfe einer weiteren Diagnostik die Ursache im Betrieb behoben, so sind die Lungen später im Schlachthof deutlich weniger auffällig. Nach der Impfung benötigen die Tiere je nach Vakzine und Verabreichung etwa 14 bis 21 Tage zur Ausbildung einer belastbaren Immunität. Tritt keine Besserung der biologischen Leistungen bzw. ein Abklingen der klinischen Symptome ein, muss das Impfregime auf den Prüfstand. Hierbei sind insbesondere zwei Fragen zu klären: Auch bei der Anwendung bestandsspezifischer Impfstoffe ist das Erregerspektrum regelmäßig abzuklären. Denn die Keime im Stall verändern sich ständig. Und gerade bei bestandseigenen Impfstoffen muss diese Veränderung in der Vakzine nachgebessert werden. Als Richtschnur gilt, dass der Impfstoff etwa halbjährlich auf seine Wirksamkeit überprüft werden muss. Auch beim Ferkelhandel oder Direktbezug zwischen Ferkelerzeuger und Mäster ist die Kontrolle des Impferfolges wichtig. So stellt sich bei Problemen in der Mast mitunter die Frage, ob die Impfungen auf der Ferkelerzeugerstufe erfolgreich durchgeführt werden. Hinweise kann der Nachweis spezieller Impf-Antikörper geben. Denn er lässt Rückschlüsse auf die Immunreaktion einzelner Tiere zu. Leider induzieren nicht alle Impfstoffe die Bildung dieser Antikörper. Dazu drei Beispiele: Haben sich die Krankheitsanzeichen im Stall gebessert, drängt sich die Frage auf, ob weiter geimpft werden muss. Eine pauschale Antwort ist nicht möglich. Ein Ausstieg aus der Impfung hängt immer vom Erregerdruck im Bestand ab. Wichtig ist vor allem, wie gut sich Maßnahmen zur Biosicherheit umsetzen lassen. Von Vorteil sind komplette Rein-Raus-Systeme. Denn hier lassen sich die Infektionsketten leichter unterbrechen. Positiv sind auch geschlossene Systeme, da hier in der Regel weniger neue Erreger eingetragen werden. Wer über den Ausstieg aus einer Impfung nachdenkt, braucht letztlich eine gute Diagnostik. Nur so lässt sich feststellen, ob sich noch ein Feldvirus im Bestand befindet. Zeigen genügend Proben in Abständen von mehreren Monaten ein negatives Ergebnis, so kann in Absprache mit dem Hoftierarzt ein schrittweiser Ausstieg aus einer Impfung möglich sein. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Beendung der Impfung keinen Sinn ergibt. Dies gilt insbesondere bei stark verbreiteten Erregern, die ein sicheres Abschirmen des Betriebs unmöglich machen. Hierzu gehören insbesondere Mykoplasmen und Circo-Viren. Bei ihnen stehen die drohenden wirtschaftlichen Verluste bei einem Krankheitseinbruch in keinem Verhältnis zu möglichen Kosteneinsparungen. Sehr schwierig ist die Entscheidung zum Impf-Stopp auch, wenn die Erreger nicht sicher nachweisbar oder Impfstoffe nicht verfügbar sind. So kann eine Influenza-Impfung die klinischen Erscheinungen im Bestand reduzieren, obwohl der Impfstoff nicht genau das Virus enthält, das im Tierbestand zirkuliert. Hier kann oftmals eine Kreuzimmunität hervorgerufen werden, häufig aber auch nicht. Denn das Influenzavirus verändert sich sehr schnell. Und im Gegensatz zur Humanmedizin wird der Impfstoff nicht ständig aktualisiert. Impfungen sind eine wirksame Prophylaxe, um die Tiergesundheit zu stabilisieren und den Medikamenten-Einsatz zu senken. Bei der Kontrolle des Impferfolgs ist zu bedenken: Welcher Keim macht krank? Leistungsdaten im Blick Impf-Versagen abklären Impfungen nachweisen Aus der Impfung aussteigen? Fazit Wird die Vakzine korrekt eingesetzt? Hier sind vor allem die Lagerung und Anwendung der Impfstoffe wichtig. So müssen angebrochene Impfstoffe im Kühlschrank gelagert werden. Die Spritzen dürfen keine Reste von Antibiotika enthalten. Angemischte Lebendimpfstoffe können nur sehr kurze Zeit gelagert werden, selbstverständlich ist ein Maximum an Hygiene einzuhalten. Treten Co-Infektionen auf? Um dies zu klären, sollte regelmäßig das Erregerspektrum im Bestand überprüft werden. Dies kann zum einen durch den direkten Erregernachweis z. B. mittels PCR-Diagnostik oder durch den Nachweis spezifischer Antikörper z. B. mittels ELISA-Test erfolgen. Bei einigen Erregern lassen sich im Labor Impf-Antikörper bzw. -Viren von den Feld-Antikörpern bzw. -Viren unterscheiden. Bei Ileitis lassen sich aufgrund der Impfung keine Antikörper nachweisen. Der Erreger Lawsonia intracellularis bleibt aber oft im Kot und Darm nachweisbar. Das heißt nicht, dass die Impfung versagt hat. Wichtig ist vielmehr der Rückgang der klinischen Symptome. Zudem lässt sich der Impferfolg in der Sektion und weiteren Untersuchungen an Darmabschnitten nachvollziehen. Auch bei der Circo-Impfung steht nicht die Eliminierung des Erregers im Vordergrund. Der Erreger bleibt häufig in geimpften Tieren nachweisbar. Der Impferfolg ist anhand des klinischen Krankheitsgeschehens zu bewerten. Bei PRRS kann je nach Art des Virus eine Verdrängung des Erregers aus dem Bestand möglich sein. Bei PRRS lassen sich Impfviren von Feldviren unterscheiden. Impfviren können bei bestehender Klinik eingesetzt werden und den Felderreger verdrängen. Im Bestand sind dann das Impfvirus und die immunologische Antwort des Schweines in Form von Impf-Antikörpern nachweisbar. Krankheitserscheinungen durch PRRS sollten dann nur vereinzelt bis gar nicht mehr auftreten. Impfungen können Erreger nicht unbedingt aus dem Bestand verdrängen. Die Milderung des Krankheitsgeschehens ist als Erfolg zu sehen. Leistungs-Checks sind wichtiger Bestandteil der Impfkontrolle. Nicht alle Vakzine erzeugen Impf-Antikörper. Nur selten sind Impf-Antikörper und Feld-Antikörper unterscheidbar. Stellt sich die Frage nach dem Impf-Ausstieg, ist eine zielführende Diagnostik unverzichtbar. -Dr. Katja Brase, TGD Niedersachsen- Der Impf-Einsatz wächst in vielen Betrieben. Wie lässt sich der Erfolgeiner Impfung kontrollieren? Wann ist ein Ausstieg möglich?