Als die Leistung seiner PIC-Sauen auf über 14 lebend geborene Ferkel pro Wurf anstieg, war für Karsten Mersch ein Wendepunkt erreicht. „Natürlich freute ich mich über die großen Würfe. Doch es musste eine Lösung her, wie ich dann auch alle Ferkel aufziehen konnte, ohne höhere Verluste zu riskieren“, erzählt der junge Landwirt aus Hopsten im Tecklenburger Land. Auf dem Familienbetrieb mit 240 Sauen ferkeln alle drei Wochen 33 bis 35 Tiere ab. Der 26-jährige Agraringenieur (FH) ist allein verantwortlich für die Ferkelerzeugung und -aufzucht, während sein Vater Reinhold den Ackerbau und das Mahlen und Mischen der Futterrationen managt. In der Folgezeit schaute sich der Junior also verschiedene Lösungen auf anderen Betrieben an. Weil ihn nichts wirklich hundertprozentig überzeugte, entwickelte er seine eigene Idee und richtete vor gut einem Jahr ein kleines Abteil ein, in dem er bis zu 42 Ferkel mutterlos aufziehen kann. „Wichtig ist, nicht die kleinsten Ferkel einer Abferkelgruppe von der Sau zu trennen und separat aufzuziehen, sondern eher die fittesten“, berichtet Karsten Mersch. Daher wählt der Praktiker dafür pro Abferkelgruppe drei Würfe mit gleichmäßigen und besonders kräftigen Ferkeln aus. Diese versetzt er am fünften bis sechsten Tag nach der Geburt komplett im Wurfverband in das Mini-Abteil, während ihre auf diese Weise frei gewordenen Mütter nun die kleinsten Ferkel der Abferkelgruppe angelegt bekommen. Im Sonderabteil teilt der Landwirt die drei Würfe jeweils in zwei Hälften, sodass sechs bis sieben Ferkel pro Bucht eingestallt werden. Jede der sechs kleinen Buchten misst 1,10 m x 1,10 m und ist mit einer Milchtasse ausgestattet. Die Tassen sind über ein Ringleitungssystem miteinander verbunden. In einem Bottich, der auf rund 30 °C warm gehalten wird, mischt Karsten Mersch zweimal täglich frisch einen Milchaustauscher für die Ferkel an. Dieser wird automatisch an die Ferkel vertränkt. Für ausreichend Wärme in dem Mini-Abteil sorgen zwei Warmwasser-Heizungen an der Wand sowie eine Abdeckung und eine Infrarot-Ferkellampe über jeder Bucht. „Hier kann ich die Raumtemperatur dem Bedürfnis der Ferkel entsprechend hochfahren, ohne das Wohlbefinden der Sauen zu stören“, beschreibt Mersch einen Vorteil des Baby-Abteils. Als Zitzenersatz hat Mersch in jede Bucht einen Schnuller an die Wand geschraubt. Das sporadisch auftretende Nabelsaugen, das bei einzelnen Tieren zu Nabelbrüchen und zum frühen Abverkauf als Spanferkel führte, gehört seitdem der Vergangenheit an. Entscheidend für den Erfolg des Babyferkelaufzuchtabteils ist auch sein Standort. Mersch hat dafür einen bis dato freien Raum im Zwischenbau zwischen Abferkel-, Deck- und Wartebereich genutzt. „An diesem Punkt laufe ich sowieso zwanzig Mal täglich vorbei, so habe ich die Ferkel immer gut im Blick“, erklärt Karsten Mersch. Von zwei Seiten kann er durch Fenster in das Abteil schauen. Die Technik zur automatischen Milchfütterung hat sich der Praktiker kostengünstig selbst zusammengestellt. Eine einfache Kunststofftonne dient als Anmischbottich, eine Bohrmaschine mit entsprechendem Aufsatz als Rührgerät. Damit sich auch später kein Milchpulver absetzt, wird die Milch alle zwei Stunden für 4 bis 5 Minuten umgewälzt. Die Leitung wird zweimal am Tag mit heißem Wasser durchgespült und einmal pro Woche abwechselnd mit Lauge und Säure gereinigt. Damit die Ferkel nicht in Kontakt mit der Säure kommen können, stülpt der Landwirt zuvor Sperrhülsen über die Tassennippel. Bei den verwendeten Milchcups setzt Mersch auf sogenannte Kronen-Tassen: Diese sind insgesamt etwas höher als die Milchcups anderer Hersteller. Darüber hinaus sorgen die Zacken der Krone dafür, dass durch Spielen oder gegenseitiges Abdrängen der Ferkel weniger Milch verloren geht. Die eingesetzte Starter-Milch von Denkavit enthält hochwertige Milch-rohstoffe und Fette und ist auf die Verdauungskapazität sehr junger Ferkel ausgelegt. Nach einer Woche stellt Karsten Mersch auf die Folgemilch um. Für 1,5 Tage werden beide Produkte verschnitten. „Die Folgemilch enthält weniger Milchbestandteile und ist dem Bedarf der Ferkel nach pflanzlicher Stärke und pflanzlichem Eiweiß angepasst. Dadurch ist sie auch 65 €/dt günstiger“, berichtet der Betriebsleiter. Insgesamt summieren sich die Kosten für die Ferkelmilch auf ca. 12,60 € pro Ferkel, das im Mini-Abteil aufgezogen wird. Die Ferkel bei den Sauen kommen ohne zusätzliche Milch aus. Neben den beiden Ferkelmilchsorten setzt der Betrieb ab dem fünften Tag einen mehligen Prestarter ein, den Vater Reinhold Mersch selbst mischt. Vier Tage vor dem Absetzen stellt der Betrieb dann auf das Aufzuchtfutter I um. Von Milchtassen in den Abferkelbuchten hält Karsten Mersch nicht viel: „Die Ferkel wachsen deutlich stärker auseinander. Außerdem sind die Leitungen so lang, dass vor der Reinigung literweise teure Milch aus der Leitung entsorgt werden muss.“ Dem Argument, dass die mutterlose Aufzucht dem Tierschutz widerspricht, setzt Karsten Mersch deutlich gesenkte Saugferkelverluste und höhere Absetzgewichte entgegen. Seitdem er die Technik einsetzt und so die Sauen entlastet, konnte er die Saugferkelverluste im Betrieb von 16 auf 10 % senken. Wie er beobachtet hat, verkraften die Ferkel die Trennung von der Mutter sehr gut: „Von knapp 300 Ferkeln, die ich bislang durch das Mini-Abteil geschleust habe, hat es nur ein einziges Tier nicht geschafft.“ Die täglichen Zunahmen, die die Ferkel im Mini-Abteil zwischen dem sechsten und 23. Lebenstag realisieren, liegen zwischen 190 und 260 g. „Wenn die Ferkel aus dem Mini-Abteil mit 21 bis 23 Tagen ins Flatdeck kommen, ist kein Unterschied zu sehen zu den Ferkeln, die an den Sauen großgezogen wurden“, äußert sich Mersch zufrieden. Karsten Mersch zieht einen Teil der Ferkel mutterlos groß. Dafür hat er an zentraler Stelle im Stall ein Mini-Abteil eingerichtet. Dort werden die Ferkel über ein Tassen-System automatisch mit Milch versorgt. Weil der Landwirt nach der Erstmilch eine Folgemilch mit mehr pflanzlichen Bestandteilen einsetzt, halten sich die Kosten in Grenzen. Gleichzeitig konnte er die Ferkelverluste auf 10 % senken. Nur kräftige Ferkel mutterlos Mini-Abteil zentral gelegen Saufen verläuft geordnet Verluste um 6 % gesenkt Fazit An zentraler Stelle im Stall hat Karsten Mersch ein Aufzuchtabteil für bis zu 42 Babyferkel eingerichtet. Die Tiere werden mit zwei Milchprodukten versorgt.