In China wütet die ASP und die Preise für Schweinefleisch explodieren. Die Stimmung in der Bevölkerung könnte kippen.
Heinrich Niggemeyer, SUS
In China grassiert flächenddeckend die ASP. Bis Jahresende könnte der Schweinebestand um rund die Hälfte geschrumpft sein. Der stellvertretende Ministerpräsident Hu spricht von einer Versorgungslücke von 10 Mio. t Schweinefleisch. Das ist mehr als aktuell der weltweite Handel ausmacht.
Um die Lücke zu schließen, steigen Chinas Fleischeinfuhren rapide an. Von Januar bis Juli dieses Jahres wurden fast 3,3 Mio. t Fleisch einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen importiert. Das waren 67% mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Gewinner sind die EU-Exporteure. Trotz Handelsstreit liefern auch die USA mehr als im Jahr 2018.
Preise explodieren
Angesichts der Mangelsituation steigen die Verbraucherpreise stetig. Während der Preisanstieg im Frühjahr und Frühsommer eher spekulativ begründet war, machen sich die Mindermengen jetzt real bemerkbar. Der Preis für Schweinefleisch hat sich von 24 Yuan im Frühjahr auf 44 Yuan (5,60 €) pro Kilo SG fast verdoppelt. Für viele Verbraucher ist das Schweinefleisch kaum noch bezahlbar. Die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen.
Bislang hat die Regierung der Bevölkerung das Ausmaß der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschwiegen. In Bezug auf die Tierseuche sei alles unter Kontrolle, versichern die Staatsmedien. Auf diese Weise sollen Hamsterkäufe vermieden werden, die den Preis zusätzlich befeuern würden.
Doch angesichts der Preissteigerungen ist Eile geboten. So hat Peking den Druck auf die Provinzen und Kommunen verstärkt. Dem Schmuggel erkrankter Tiere, die vor dem Verenden noch geschlachtet werden, soll mit härteren Strafen begegnet werden. Zudem soll der Ausbau regionaler Schlachthöfe und Fleischwerke die Langstreckentransporte unterbinden. Und die größeren Schweinebetriebe sollen für Herdenaufbau bzw. Erweiterungen Baugenehmigungen und günstige Kredite erhalten.
Rabatte auf Schweinefleisch
Während Peking weiter die Parole herausgibt, dass die Fleischpreise grundsätzlich stabil bleiben, bewegen die letzten Preissprünge die chinesische Volksseele. Um Unruhen vorzubeugen, experimentiert so manche Kommune mit eigenen Maßnahmen.
Die autonome Region Guangxi ordnete z.B. an, dass jede Stadt zu 100% autark mit Schweinefleisch sein sollte. Mehrere Orte in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang ermutigten Betriebe, in die Schweinefleischproduktion einzusteigen und wollen das Schweinefutter subventionieren.
Die südchinesische Stadt Nanning hat die ansässigen Fleischhändler angewiesen, ein Schwein pro Tag zu einem vorgegebenen Sonderpreis zu verkaufen. Vereinzelte Städte haben eine Rationierung eingeführt, welche Bürger daran hindert, mehr als eine bestimmte Höchstmenge an Schweinefleisch zu kaufen. Einige Kommunalverwaltungen bieten Rabatte auf Schweinefleisch an, um steigende Preise auszugleichen.
Fazit
- Wegen der ASP ist in China das Schweinefleisch knapp und extrem teuer. Die Versorgungslücke übersteigt die weltweit gehandelten Mengen.
- Peking befürchtet Unruhen. Provinzen und Kommunen sollen die Versorgung mit Schweinefleisch sicherstellen.
- Förderprogramme für Schweinehalter, der Bau regionaler Schlachthöfe und Rabatte auf Schweinefleisch sollen dabei helfen.