In einem Projekt haben 22 bayerische Betriebe ihre Stoffstrombilanz ermittelt. Insbesondere die Fütterung bietet Ansätze zur Entlastung.
Dr. Stephan Schneider, LfL Grub
Das Nährstoffmanagement wird zum Kernthema für die Schweinehalter. Denn die Diskussion um zu viel Nitrat im Grundwasser und geplante Verschärfungen im Düngerecht heizen das Thema an.
Seit 2018 müssen viele Schweinehalter eine Stoffstrombilanz erstellen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirschaft (LfL) hat mit dem LKV Bayern in einem vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium geförderten Pilotprojekt 22 Betriebe dabei begleitet. Dies soll Ansätze zur Optimierung aufzeigen. Im Fokus steht die nährstoffangepasste Fütterung. Für die Stoffstrombilanz sind alle Mengen an Stickstoff und Phosphor zu ermitteln, die in den Betrieb hineinkommen und ihn wieder verlassen. Es handelt sich um eine Erfassung der tatsächlichen Nährstoffmengen. Woher die Nährstoffe stammen, zeigt Übersicht 1.
Input und Output bilanziert
Auf der Input-Seite stehen vor allem die zugekauften Futtermittel und Tiere. Für jeden Betrieb wurden daher die Zukauffutter, die hofeigenen Komponenten sowie die fertigen Rationen im Labor analysiert. Die mit den Tieren zugekauften Nährstoffe stammen aus Tabellenwerten der Verordnung.
Durch den Ackerbau kommen weitere Nährstoffe in den Betrieb. Hier sind vor allem Mineraldünger zu nennen. Hinzu kommen Nährstoffe im Saatgut, aufgenommene Wirtschaftsdünger so- wie die N-Bindung von Leguminosen.
Beim Output stellen Tierverkäufe und -verluste den größten Block dar. Hinzu kommt die Nährstoffabgabe durch verkaufte Erntegüter und Gülle. Die gasförmigen Stall-, Lager- und Aufbringverluste werden in der Stoffstrombilanz nicht berücksichtigt, da es sich bei dieser Verordnung um eine Bruttobetrachtung handelt.
Das Ergebnis der Stoffstrombilanz ist der Stickstoff- und Phosphor-Saldo, der für den Gesamtbetrieb sowie je Hektar Nutzfläche ausgewiesen wird. Die Salden dürfen vorgeschriebene Höchstwerte nicht überschreiten.
Beim Stickstoff lässt der Gesetzgeber derzeit die Wahl zwischen zwei Höchstwerten. Entweder der Betrieb orientiert sich am bundesweit zulässigen Höchstsaldo von 175 kg N/ha, der im dreijährigen Mittel einzuhalten ist. Oder der Betrieb ermittelt seinen individuellen Grenzwert. Beim Phosphor hat Berlin keine Höchstwerte festgelegt. Es besteht aber die Pflicht zur Saldo-Ermittlung. Die dreizehn Mast- und neun Sauenbetriebe weisen sehr unterschiedliche Ergebnisse bei der Stoffstrombilanz aus (siehe Übersicht 2). In der Ferkelerzeugung liegt der N-Saldo zwischen 85 und 169 kg/ha. Im Mittel beträgt der N- Saldo der Sauenbetriebe 129 kg/ha. Der Phosphor-Saldo der Ferkelerzeuger liegt im Projekt im Mittel bei 5,2 kg/ha.
In der Mast fällt der N-Saldo der Stoffstrombilanz mit 140 kg/ha im Mittel der Betriebe etwas höher aus als bei den Sauenhaltern. Die Spannbreite der N- Salden liegt in den 13 Mastbetrieben zwischen 84 und 212 kg/ha.
Beim Phosphor weisen die Mäster mit durchschnittlich 3,5 kg/ha einen geringeren Saldo auf als die Sauenbetriebe. Bei den Ergebnissen handelt es sich um erstmalige Erhebungen aus dem Wirtschaftsjahr 2017/18.
Probleme mit N-Grenzwert
Stellt man die N-Salden dem bundesweiten gültigen Grenzwert von 175 kg/ha gegenüber, so konnten 20 Betriebe der Projektgruppe diesen einhalten. Zwei Betriebe haben den landesweiten Grenzwert für den N-Saldo überschritten. Das heißt: In gut 90% der Projektbetriebe gab es keine Probleme.
Anders sieht es beim betriebsindividuellen Grenzwert aus. Denn dieser fällt in der Projektgruppe oft deutlich niedriger aus als der Standard-Grenz- wert von 175 kg/ha beim N-Saldo. Im Verbundprojekt konnten nur wenige Betriebe den individuellen N-Höchstwert einhalten. Eine Bewertung der Ergebnisse ist jedoch erst nach einer mehrjährigen Auswertung möglich.
Eiweißträger im Fokus
Um Handlungsmöglichkeiten aufzeigen zu können, wurde im nächsten Schritt des Projekts überprüft, woher die Nährstoffströme kommen. Übersicht 3 zeigt das Ergebnis für die Mast.
Der größte Teils des Stickstoffs (62%) kommt mit dem Futter in die Betriebe. In Einzelfällen macht das Futter mehr als 75% des N-Inputs in der Schweinemast aus. Große Mengen Stickstoff bringt mit 25% zudem der Mineraldünger. Bei einigen Mästern entfielen sogar bis zu 40% des N-Inputs auf mineralische Dünger. Der Tierzukauf (10%) sowie die übrigen Stickstoff-Quellen spielen eher eine untergeordnete Rolle.
Bei den Ergebnissen ist der durchschnittliche Viehbesatz von 1,7 GV pro Hektar zu berücksichtigen. Denn der Tierbesatz pro Hektar bestimmt maßgeblich die Höhe und die Verteilung der einzelnen Nährstoffpfade.
Beim Phosphor macht der Futterzukauf sogar knapp 80% des Inputs aus. Hingegen fallen Mineraldünger beim P-Input weniger stark ins Gewicht.Denn die Projektbetriebe führen nur noch selten eine Unterfußdüngung mit Phosphor beim Mais durch.
Bei dem Weg des Stickstoffs aus den Mastbetrieben heraus sind die Tierverkäufe sowie die Tierverluste mit zusammen 72% die größte Position. Der Verkauf von Erntegut und die Gülleabgabe schlagen mit knapp 19% bzw. 13% zu Buche. Es wird deutlich, dass mit dem Futter die größten Stickstoffmengen in die Mast kommen.
So stammen bei Mästern mit einem geringen Tierbesatz knapp 60% des Stickstoffs aus dem Futter. Bei Betrieben mit hohem Tierbesatz pro Hektar machen die Futtermittel hingegen mehr als 70% der N-Zufuhr aus. Es gibt also besonders für intensiv wirtschaftende Betriebe Sinn, den Futtermitteleinsatz unter die Lupe zu nehmen.
Die tiefergehende Analyse der Futtermittel zeigt, dass der Großteil des Stickstoffs mit Eiweißträgern in die Mastbetriebe kommt. So stehen Sojaextraktionsschrot- und Rapsschrot sowie die Eiweißergänzer für 40 bis 50% der gesamten N-Zufuhr des Betriebes.
Das Getreide bzw. die Mineralfutter sind hingegen mit einem Anteil von etwa 20 bzw. rund 10% am Input weniger wichtig. Nicht alle beteiligten Betriebe praktizierten zum Projektstart eine nährstoffangepasste Fütterung.
In der Ferkelerzeugung stellt der Futterzukauf mit gut 53% ebenfalls den größten Block beim Stickstoff-Input dar. Auffallend ist bei den Sauenhaltern aber der hohe Anteil des Mineraldüngers (43%) an der N-Zufuhr. Dies kann dadurch erklärt werden, dass die am Projekt beteiligten Ferkelerzeuger mit 1,2 GV einen geringen Tierbesatz pro Hektar aufweisen.
Güllemengen angepasst
Nicht nur die Fütterung ist auf den Prüfstand zu stellen. Viele Betriebe haben noch Reserven beim Mineraldünger- und Gülleeinsatz.
Interessant ist in diesem Zusamenhang die Sortierung der Mäster nach ihrem Düngerzukauf. In Betrieben mit geringem Tierbesatz stehen die Mineraldünger für bis zu 40% des N-Inputs. Hingegen stammen in den Betrieben mit hohem Tierbesatz oft weniger als 20% des Stickstoffs aus mineralischen Düngern. Das heißt: Intensiv wirtschaftende Mäster haben ihren Mineraldüngereinsatz oft bereits optimiert.
Was hat den Teilnehmern die erste Phase des Pilotprojektes gebracht? Auf jeden Fall die Erkenntnis, dass es noch Reserven im einzelbetrieblichen Nährstoffkreislauf gibt. So haben einige Projektbetriebe mit Optimierungen begonnen. Im Vordergrund stehen die Futtermittelauswahl, die Fütterungsstrategie und die Fütterungstechnik. Andere Betriebe haben die eingesetzten bzw. abgegebenen Güllemengen angepasst. Zudem erfolgten Investitionen in die Abdeckung der Güllebehälter und in eine moderne Ausbringtechnik.
Die zentrale Rolle spielt jedoch die Fütterung. Nährstoffangepasste Rationen sind ein Muss, um die Vorgaben der Stoffstrombilanzverordnung einzuhalten. Für intensiv wirtschaftende Betriebe wird es immer wichtiger, den betriebsindividuellen Nährstoffkreislauf im Blick zu haben und bestmöglich zu optimieren. Die N- und P-Effizienz im Stall und auf dem Acker zu verbessern bleibt die Daueraufgabe der Betriebe.
Fazit
Die LfL Bayern hat in 22 Schweinebetrieben die Nährstoffpfade im Rahmen der Stoffstrombilanz analysiert:
- Gut 90% der Betriebe halten den Standard-Grenzwert für Stickstoff ein.
- Probleme gab es, wenn der individuelle N-Höchstwert herangezogen wurde.
- Es gibt Potenziale, die N-Effizienz im Stall und auf dem Acker zu verbessern.
- Einige Projektbetriebe haben bereits in Futter- und Gülletechnik investiert.
- Die Fütterung und die Mineraldünger sind die Schlüsselfaktoren.