Transportfahrzeuge dürfen den Schlachthof nur gereinigt und desinfiziert verlassen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass dies nicht immer der Fall ist.
Heinrich Niggemeyer, SUS
Die Reinigung und Desinfektion von Viehtransportern ist be‑sonders in Zeiten der erhöhten Gefahr eines Seucheneintrages wichtig. Im Rahmen einer Dissertation wurden an fünf größeren Schlachthöfen in Nordwestdeutschland die hygienischen Gegebenheiten des Waschplatzes sowie das Verhalten der Viehtransporteure beim Reinigen und Desin‑fizieren untersucht. Die dabei aufgefallenen Mängel konnten an allen Standorten schnell beseitigt werden.
In die Untersuchung wurden insgesamt 756 Viehtransporter einbezogen. Dies waren hauptsächlich Fahrzeuge aus dem Schlachthof-eigenen Fuhrpark oder von beauftragten Spediteuren. In 19 % der Fälle handelte sich um einen Eigentransport durch den Landwirt.
Viele Fahrzeuge nicht sauber
Zunächst muss festgehalten werden, dass die Lkw-Waschstraßen der fünf Schlachthöfe sehr unterschiedlich ausgestattet waren. Die Anzahl Waschplätze variierte von 3 bis 6. Je Schlachthof wurden täglich bis zu 70 Transportfahrzeuge gereinigt.
Zum Zeitpunkt der Datenaufnahme war an keinem der fünf Standorte eine Hochdruckanlage eingerichtet. Auch Warmwasser stand den Anlieferern nicht zur Verfügung. Auch war es den Fahrern selbst überlassen, wie lange sie reinigten. Sie konnten verschiedene Wascheinheiten von zwei oder fünf Minuten buchen. Nur ein Standort berechnete die Wäsche entsprechend der Anzahl der transportierten Tiere.
Zu Beginn des Reinigungsprozesses sollte die Ladefläche besenrein sein. Dies war auch der Fall wenn Stroh als Einstreumaterial verwendet wurde. Die meisten der überprüften Fahrzeuge hatten die Ladeflächen mit Sägespänen eingestreut. Hier fand in der Regel keine Grobreinigung statt.
Im Rahmen der Untersuchung wurde beobachtet, dass sowohl einzelne Landwirte mit ihren Anhängern als auch externe Transportunternehmen ohne durchgeführte Reinigung und Desinfektion den Schlachthof verließen (Standort 1: 9 %, Standort 2: 1 %). Hinsichtlich der Biosicherheit ist dies höchst kritisch. Die meisten Anlieferer hatten ihre Fahrzeuge zwar gereinigt, aber nicht desinfiziert (31 bis 97 % der Fälle). Auffällig sind zum einen die großen Unterschiede zwischen den Standorten. Zum anderen reinigten und desinfizierten die Lkw-Fahrer im Schnitt etwas häufiger als dies die privaten Anlieferer taten (s. Übersicht 1 und 2).
Reinigungszeit variiert
Die durchschnittliche Reinigungszeit pro genutztem Boden betrug bei den externen und internen Anlieferern 8,5 Minuten, bei den privaten Anlieferern 6 Minuten. Dieser Unterschied ist darin zu erklären, dass die Privaten ei-ne deutlich geringere Ladefläche am Anhänger nutzten als die Viehlastkraftwagen.
Auf das gesamte Transportfahrzeug bezogen betrug die durchschnittliche Reinigungszeit für die externen Lkw 43 Minuten. Für interne Viehtransporter wurde ein Mittelwert von 48 Minuten ermittelt. Die mittlere Reinigungszeit für Pkw-Anhänger betrug 4 Minuten und für die von Traktoren gezogenen Anhänger 12 Minuten (Übersicht 3).
Es fiel auf, dass das Auto oder die Zugmaschine von 19 % der privaten Lieferanten nur teilweise gereinigt wurde und dass eine komplette Reinigung nur zu 7 % durchgeführt wurde. Der Rest säuberte weder das Auto noch den Traktor, nur die Anhänger.
Außenreinigung mit Lücken
Als kritische Punkte hinsichtlich einer möglichen Erregerverschleppung können vor allem die Ladeklappe, Führerhaus sowie die Reifen und Radkästen gesehen werden. Auch hierzu gibt es Informationen:
- Die Fahrer reinigten die Ladeklappe meist beidseitig (97 % der internen und externen Anlieferer, 77 % der privaten Anlieferer). Nur in einzelnen Fällen wurde die Klappe ausschließlich von innen gereinigt.
- Bei 28 % aller Fahrzeuge wurden die Radkästen gesäubert. Von den internen und externen Spediteuren reinigten 31 % die Radkästen. Bei Fahrzeugen der privaten Anlieferer wurden die Radkästen nur in 12 % der Fälle gewaschen.
- Die gesamten Reifen wurden bei 74 % der internen und externen Speditionen und bei 10 % der privaten Anlieferer in die Reinigung eingeschlossen.
- Die Fahrerkabine (Außenfläche) wurde von 33 % der Fahrer der internen und externen Speditionen und das Kraftfahrzeug bzw. der Traktor bei den privaten Anlieferern von 7 % der Fahrer gereinigt.
Am Ende des Reinigungsprozesses wurde die Sauberkeit des Fahrzeuges optisch bewertet. Diese wurde bei 70 % der Fahrzeuge als gut, in 8 % der Fälle als gut bis mäßig und in 16 % als mäßig bezeichnet. 6 % aller Fahrzeuge waren schlecht gereinigt, da noch anhaftende Schmutzpartikel sowohl im Innen- als auch im Außenbereich deutlich sichtbar waren.
Nur die Hälfte desinfiziert
An den ersten vier Standorten wurden im Durchschnitt etwa die Hälfte der Fahrzeuge gereinigt und desinfiziert. Ein Standort unterschied sich in diesem Bereich deutlich von den übrigen. Hier fand eine Desinfektion nach der Reinigung bei nur 3 % der Fahrzeuge statt, weil es technische Probleme gab. Die Desinfektion wurde häufig nur sehr kurz ausgeführt. Im Durchschnitt dauerte es 0,5 Minuten für die Anhänger, die von Privatwagen gezogen wurden, 1 Minute für Anhänger, die von Traktoren gezogen wurden, 3 Minuten für die interne Firma und 1,5 Minuten für die externen Spediteure, um ihre Fahrzeuge zu desinfizieren.
In vielen Fällen erfolgte die Desinfektion von außen in das Fahrzeuginnere. (86 % der internen und externen Lkw-Betriebe, 42 % der privaten Zulieferer) Dabei wurde die Desinfektionslanze durch die Seitenfenster oder -klappe in das Fahrzeug gesteckt. Häufig war die Desinfektion unzureichend.
Auch die Fahrerkabine der Lastkraftwagen muss von außen besprüht werden. Dies wurde aber nur in 3 % der Fälle ausgeführt. Das Auto bzw. der Traktor der Landwirte wurde nur 2 % der Fälle komplett bzw. in 7 % der Fälle nur einige Bereiche wie Reifen, Radkästen und Fußmatte desinfiziert. Die Ladeklappe (49 % interne/externe Spediteure, 68 % private Anlieferer) und die gesamte Außenfläche des Viehtransporters (26 % der Spediteure, 27 % private Anlieferer) wurden etwas häufiger desinfiziert.
In der Untersuchung wurde auch die Personalhygiene überprüft. Nur weniger Fahrer nutzten nach der Reinigung der Fahrzeuge die Waschvorrichtung für Hände und Stiefel bzw. es fehlten diese Möglichkeiten.
Hingegen fiel die Kontrolle der Desinfektionskontrollbücher positiv aus: In über 98 % der Fälle wurde es ordnungsgemäß geführt. Dies spricht dafür, dass die Fahrer sich dieser Aufgabe und Verantwortung der korrekten Dokumentation durchaus bewusst sind und es nur in Einzelfällen, etwa durch Zeitprobleme, zu einem kurzen Versäumnis des Eintrages kommt.
Schlussfolgerungen
- Die Reinigung und Desinfektion von Tiertransportfahrzeugen ist ein wichtiger und nicht zu vernachlässigender Faktor bei der Seuchenprävention.
- Die Ergebnisse zeigen, dass die Reinigung und Desinfektion von Viehtransportfahrzeugen im Schlachthof nicht optimal durchgeführt werden. Dies spricht für einen dringenden Handlungsbedarf.
- Insbesondere die technische Ausstattung auf den Schlachthöfen muss standardisiert sowie die verantwortlichen und beteiligten Personengruppen geschult und sensibilisiert werden.
- Nur die Kombination von gesetzlichen Anforderungen und einer tierärztlichen Kontrolle kann einen hohen Qualitätsstandard dieser Prozesse gewährleisten.
- Nur die Kombination von gesetzlichen Anforderungen und einer tierärztlichen Kontrolle kann einen hohen Qualitätsstandard dieser Prozesse gewährleisten.
Quelle: Luisa Weber und Diana Meemken: Hygienic measures during animal transport to abattoirs, Porcine Health Management (2018) 4:1