Auf dem Sauenbetrieb von Hendrik Schumacher übernimmt ein Waschroboter große Teile der Stallreinigung. Das kommt bei den Mitarbeitern gut an.
Michael Werning, SUS
Das Stallwaschen zählt bei den meisten Schweinehaltern zum unbeliebten Pflichtprogramm. So auch bei Hendrik Schumacher aus Vechta. Der 37-Jährige hält auf seinem Betrieb rund 3000 Sauen und beschäftigt zehn Voll- und Teilzeitkräfte. „Durch den Wochenrhythmus waschen wir jede Woche vier Abferkel-abteile mit jeweils 32 Buchten. Die Arbeit muss sehr sorgfältig gemacht werden, steht aber bei meinen Mitarbeitern nicht besonders hoch im Kurs“, so der Sauenhalter.
Reinigung extern vergeben
Da sein Team ohnehin mit den anderen Aufgaben im Stall genug zu tun hat und weiteres Personal nur schwer zu bekommen ist, vergab Schumacher die Stallreinigung über mehrere Jahre an einen Dienstleister. Mit dessen Arbeit war er auch zufrieden. Bauchschmerzen hatte er aber immer bezüglich der Biosicherheit.
Denn obwohl ausschließlich mit desinfizierter bzw. betriebseigener Ausrüstung gearbeitet wurde, ging von den Mitarbeitern des Reinigungsservices ein gewisses Seuchenrisiko aus. Als dann die Diskussionen um die Gefahren der Afrikanischen Schweinepest (ASP) aufkamen, ging der Unternehmer dazu über, die Stallreinigung wieder selbst zu übernehmen.
Doch mit dieser Entscheidung füllte sich das Überstundenkonto seiner Mitarbeiter innerhalb weniger Monate beträchtlich. Zudem ließ auch die Mo-tivation spürbar nach. Schumacher suchte daher händeringend nach einer anderen Lösung.
Als er dann auf die Internetanzeige der Firma Washpower stieß, ging alles sehr schnell. Ein Telefonat genügte, um einen Vor-Ort-Termin zu vereinbaren. Wenige Tage später kam der Waschroboter „ProCleaner X100“ das erste Mal bei dem Landwirt zum Einsatz. Der Grundaufbau des größtenteils aus Edelstahl gefertigten Roboters ist mit einer Breite von 69 cm, einer Länge von 110 cm und einer Höhe von 160 cm auf die zumeist schmalen Abteilgänge in der Abferkelung ausgelegt. Mit knapp 300 kg kommt er zwar nicht als Leichtgewicht daher. Doch die vier großen Räder und die einhakbare Deichsel machen es auch Schumachers Mitarbeiterinnen möglich, das Gerät zwischen den Abteilen zu versetzen.
Rüstzeit unter fünf Minuten
Die beiden Arme mit den Spritzdüsen werden erst im Abteil auf die volldrehbare Achse gesteckt. Sie wurden in ihrer Länge an die Tiefe von Schumachers Abferkelbuchten angepasst. Anschließend wird der Kombischlauch des Roboters an eine 230 Volt-Dose und an den externen Hochdruckreiniger angeschlossen. Nach den Erfahrungen des Sauenhalters eignet sich hierfür am besten eine frequenzgesteuerte Reinigerstation. Außerdem sollte die Wasserversorgung eine Förderleistung von 30 l/Minute hergeben.
Hendrik Schumacher und sein Team sind im Aufbauen mittlerweile so routiniert, dass die Rüstzeit bei unter fünf Minuten liegt. „Hinzu kommt bei uns noch das Entfernen des gröbsten Schmutzes mit Schaufel und Schiebkarre. Wichtig ist auch ein gezieltes Einweichen, das gleich wie bei der händischen Stallreinigung das spätere Reinigungsergebnis verbessert“, so der Vechteraner.
Sind Waschroboter und Stall auf die Reinigung vorbereitet, klappt der Sauenhalter oben auf dem Gerät einen Schutzdeckel auf, um den Steuerungscomputer mit Farbdisplay und Touchfunktion bedienen zu können. „Angepasst an die Gegebenheiten im Stall kann man sich aus verschiedenen Einstellparametern mehrere Reinigungsprogramme erstellen und abspeichern“, erläutert Schumacher.
Mehrere Einstellparameter
Zu den relevantesten Einstellungen zählen die Fahrgeschwindigkeit des Roboters und der Spritzwinkel der beiden beweglichen Düsen. In seinem individuellen Waschprogramm für den Abferkelstall hat der niedersächsische Landwirt festgelegt, dass der Roboter im ersten Durchgang, das heißt einmal die Buchtenreihe hoch und wieder herunter, eine Geschwindigkeit von 95 cm pro Minute fährt. Die Düsen arbeiten während der ersten Fahrt in einem Spritzwinkel von 25 Grad.
Im zweiten Durchgang liegt das Tempo bei der Höchstgeschwindigkeit von 1,75 m pro Minute und die Düsen stellen sich auf einen Spritzwinkel von 45 Grad. „Außerdem habe ich die An-schlagspunkte der Spritzdüsen so eingestellt, dass neben der Bucht auch der Gang und die Wand bis zum Übergang zur Decke gereinigt werden“, so der Niedersachse.
32 Buchten in drei Stunden
Ist das Waschprogramm am Touchdisplay gestartet, arbeitet der Roboter selbstständig und Schumacher und seine Mitarbeiter können andere Aufgaben erledigen. Sorgen, dass das Gerät ohne Aufsicht vor die Wand am Ende des Abteils fährt, muss er nicht haben. Ultraschallsensoren in Front- und Rückseite erkennen das Gangende und stoppen den Roboter. Ist ein Durchgang absolviert, wechselt das Gerät dann auch die Düsenfunktion, um die andere Buchtenreihe zu waschen.
In Schumachers individuellem Reinigungsprogramm läuft der Roboter in einem Abteil mit 32 Abferkelbuchten genau zwei Stunden und 55 Minuten. Danach ist der Stall grob sauber. „Der Anspruch ist nicht der, dass die Buchten nach dem Robotereinsatz blitzsauber sind. Das ist speziell bei der komplexen Aufstallung in der Abferkelung unrealistisch“, betont der Sauenhalter.
Ihm geht es darum, dass danach nur noch die verwinkelten Stellen, beispielsweise rund um den Trog, und die Decke nachgearbeitet werden müssen. „Nachdem vorher noch ein fett- und eiweißlösender Schaum aufgetragen wurde, braucht ein erfahrener Stallwäscher anschließend nur 45 Minuten pro Abteil für die Endreinigung“, erklärt der Schweinehalter.
Diese Zeitersparnis hat den 37-Jährigen nach der sechswöchigen Testphase dazu bewogen, das Gerät für rund 30000 € netto zu kaufen. „Setze ich hier die Lohnkosten für einen externen Reinigungsservice an, hat sich die Investition in gut zwei Jahren amortisiert“, so die Rechnung des Sauenhalters.
Schumacher ist klar, dass sich solch ein Kauf eher für große Betriebe darstellen lässt und die Abferkelabteile auch eine gewisse Größe haben sollten. „Wer diese Voraussetzungen erfüllt und über eine solche Investition nachdenkt, sollte nicht allein die Zeitersparnis sehen. Gute Mitarbeiter sind Mangelware und durch einen Waschroboter macht man den Arbeitsplatz im Stall deutlich attraktiver“, ist er überzeugt.
Fazit
In Hendrik Schumachers Sauenbetrieb werden jede Woche über 120 Abferkelbuchten gewaschen. Seit einem halben Jahr hat er hierfür einen Waschroboter im Einsatz.
Mit Übung ist das Gerät in wenigen Minuten im Abteil aufgebaut und an die Hochdruckleitung bzw. Stromversorgung angeschlossen. Verschiedene Parameter wie Fahrgeschwindigkeit und Spritzwinkel der Düsen können individuell eingestellt und in Waschprogrammen abgespeichert werden.
Nach dem Start wäscht der Roboter eigenständig grobe Verschmutzungen weg. Anschließend muss ein erfahrener Stallwäscher nur noch schwer zugängliche Stellen per Hand reinigen.