Ferkelerzeuger Berthold Müller möchte den Arbeitseinsatz nicht auf Kosten der Leistungen reduzieren. Uns hat die Umstellung vom Ein- auf den Dreiwochenrhythmus arbeitswirtschaftlich nach vorn gebracht, betont Berthold Müller. Der 41-jährige Landwirtschaftsmeister aus Langenhart (Schwäbische Alb) bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen 140-ha-Betrieb und hat sich auf die Ferkelproduktion spezialisiert. Vor etwa zehn Jahren stockte der Betrieb von 110 auf 165 Sauen auf und teilte die Herde in sieben Gruppen. Dank der Bündelung der Arbeiten im Dreiwochenrhythmus musste er trotz der Aufstockung nicht mehr Arbeitsstunden im Stall investieren. Außerdem haben wir nach der Umstellung gleich zwei Ferkel pro Sau und Jahr mehr abgesetzt, ist Müller vom Dreiwochenrhythmus überzeugt. Im Dreijahresschnitt erreicht Müller derzeit 25 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr. Die produzierten Ferkel werden mit 30 kg von einem Mäster aus der Region aufgenommen. Nach einer Arbeitszeiterfassung für den Arbeitskreis aus dem Jahr 2003 wendet Müller jährlich rund 3 000 Stunden im Stall und rund 1 000 Stunden in der Außenwirtschaft auf. Demnach zieht der Betrieb je eingesetzte Arbeitsstunde rund 1,4 Ferkel groß. 30er-Sauengruppen wären noch effektiver Um an realistische Zahlen zu kommen, haben wir vor drei Jahren sehr genau die Zeiten erfasst, die mein Lehrling, meine Frau und ich im Stall verbringen bzw. die ich für die Büroarbeit brauche, erinnert sich Müller noch genau. Nach der intensiven Analyse der Ergebnisse im Arbeitskreis ist Müller nicht unzufrieden mit der Arbeitsproduktivität im eigenen Stall. Ich vergleiche mich mit Betrieben, die ebenfalls 25 abgesetzte Ferkel erreichen. Zwar liegen einige Betriebe besser. Doch das sind in der Regel Ferkelerzeuger mit größeren Herden. Im Schnitt ferkeln im Betrieb Müller etwa 23 Sauen zur selben Zeit ab. Wenn wir je Abferkelgruppe sieben weitere Würfe versorgen müssten, wären wir vermutlich nicht viel länger im Stall, schätzt der Betriebsleiter. Mit dem derzeitigen Arbeitskräftebesatz könnte Müller sicherlich etwa 200 Sauen mit der gleichen Konsequenz versorgen. Darüber hinaus würde es jedoch eng. Doch ein Ausbau der Ferkelproduktion am vorhandenen Standort ist aufgrund der Ortsrandlage nicht möglich. Der Betrieb wendet insgesamt 18 Stunden je Sau und Jahr auf, wobei 12,5 Stunden im Abferkelstall verbracht werden. Zum einen wird eine zeitintensive Nachtwache durchgeführt und werden die Würfe in den ersten zwei Tagen intensiv betreut, um Ferkelverluste zu vermeiden. Zum anderen wird MMA vorgebeugt, indem zum Beispiel ein Spezialfutter zur Vorbereitung auf die Geburt vorgelegt wird oder Prostaglandin exakt 36 Stunden nach der Geburt verabreicht wird. Diese Maßnahmen sind nach unseren Erfahrungen notwendig, um 10 abgesetzte Ferkel je Wurf und mehr sowie 2,4 Würfe je Sau und Jahr zu erreichen, betont Berater Christian Custodis vom ALLB Sigmaringen, der den Betrieb Müller betreut. Alle Arbeiten konsequent ausführen Die Schnelligkeit der Ausführung bestimmter Maßnahmen ist für Müller ebenfalls nicht das Maß aller Dinge, sondern allein der Erfolg. Ich lasse mir beim Wurfausgleich Zeit und schaue mir die Neugeborenen und die Sauen genau an, bevor ich die Ferkel versetze. Das kostet natürlich viel Zeit. Ein anderes Beispiel ist die Eisenversorgung. Auch hier splitten wir die Termine, um bei den ersten Würfen nicht zu spät zu kommen. Rationeller wäre es, wenn alle Ferkel an einem Termin versorgt würden, erläutert der Landwirt. Da der Betrieb PRRS-frei ist und auch die Mykoplasmen-Impfung keine Effekte in der Mast zeigte, brauchen keine Ferkelimpfungen durchgeführt zu werden. Lediglich eine Kokzidiose-Behandlung wird mit dem Termin der Frühkastration kombiniert. Auch die Ferkelaufzucht wird intensiv betrieben, um entsprechende Qualitäten anbieten zu können und somit optimale Zuschläge beim Ferkelverkauf zu realisieren. Doch wo sind noch Reserven bei der Arbeitswirtschaft? Wenn wir mehr lebend geborene Ferkel erreichen sowie die Saugferkelverluste konstant unter 10 % drücken können, sind wir noch etwas produktiver. Da muss uns jetzt die Genetik weiterhelfen, meint der Betriebsleiter. Ob neueste Haltungstechnik im Abferkelstall die Arbeitsproduktivität verbessert, ist für Müller dagegen eine eher theoretische Überlegung. Sicherlich lassen sich modernere Abferkelställe schneller waschen und vollperforierte Fußböden haben weitere Vorteile. Doch für Müller ist dies nicht der entscheidende Punkt. Uns fehlt ein Reserveabteil für die achte Sauengruppe, damit wir das leer gewordene Abferkelabteil in Ruhe reinigen können. Mit zusätzlichen Reserveplätzen hätten wir es vermutlich wesentlich leichter und würden Zeit einsparen, gibt der Landwirt zu verstehen. Zukunft im geschlossenen System Unterm Strich hat uns vor allem die Umstellung auf den Dreiwochenrhythmus sowie das konsequente Denken in Gruppen weitergebracht, resümiert der Landwirt. Daran soll sich nichts ändern auch nicht, wenn sich der Betrieb in Richtung geschlossenes System weiterentwickelt. Ideal wäre ein neuer Maststall mit 1200 Plätzen im Außenbereich, um alle drei Wochen mit 200er-Mastgruppen am Markt zu sein, führt der Landwirt aus. Auch über die Arbeitsbewältigung bei einem solchen Wachstumsschritt hat Müller bereits nachgedacht. So möchte der Betriebsleiter bei einer Ausdehnung des Tierbestandes einen festen Mitarbeiter eventuell in Teilzeit einstellen. Mit 150 bis 160 Sauen im geschlossenen System werden wir in den Einzelbereichen wahrscheinlich nicht die Arbeitseffektivität erreichen wie spezialisierte Ferkelerzeuger und Mäster mit größeren Sauen- bzw. Mastbeständen. Deshalb müssen wir bei der Arbeitsplanung etwas vorhalten. Für mich zählt nicht nur die Arbeitsproduktivität, sondern das Gesamtkonzept ist entscheidend, blickt Berthold Müller nach vorn. Heinrich Niggemeyer - Niggemeyer,Heinrich -