Vier Fallbeispiele aus zwei Tierarztpraxen zeigen, welche Maßnahmen, Strategien und Behandlungen geholfen haben. Fall 1: Keimträger über Ohrmarke identifiziert In einem unserer Kundenbetriebe mit 60 Sauen und Ferkelaufzucht hatten wir in der Aufzucht bis zu 12 % Verluste zu beklagen. Da die Tiere nach dem Absetzen unspezifisch kümmerten, lag die Vermutung natürlich nahe, dass es sich um eine PMWS-Problematik handelt. Sowohl durchgeführte Sektionen mehrerer Tiere als auch Blutuntersuchungen bestätigten den Verdacht. Die Serologie zeigte neben der PCV 2-, der PRRS- und der Parvo- auch eine Influenza- und eine APPInfektion an. Die Sauen wurden bislang alle vier Monate gegen Parvo geimpft. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, wurden kurzerhand folgende Maßnahmen ergriffen: Die Jungsauen erhalten im Quarantänestall, in dem sie für sechs Wochen bleiben, nun eine zweimalige Parvo/Rotlauf- und Influenzaimpfung. Die Influenza-Grundimmunisierung wird jetzt bereits im Jungsauenvermehrungsbetrieb durchgeführt. Bei den Zuchtsauen wird die Influenzaimpfung mittlerweile zwischen dem 60. und 80. Trächtigkeitstag durchgeführt. Die Parvo/RotlaufImpfung erfolgt in der Säugephase zwischen dem 7. und 14. Tag. Alle Sauen erhalten vor dem Abferkeln ein spezielles Geburtsvorbereitungsfutter. Dazu wird dem Tragefutter 30 g Calcicap und Diätlein zugemischt. Gleichzeitig erfolgt die homöopathische Geburtsvorbereitung. Die Sauen bekommen Arsenicum album, Chamomilla und Pulsatilla. Alle Mittel tragen zur Beruhigung der Tiere bei. Ziel ist zudem, Schleimbeimengungen im Kot und gelblichen Ausfluss zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Die Mittel werden mit der Sprühflasche in den Mund gegeben. Den Saugferkeln, die bei der Geburt weniger als 1 100 g wiegen, wird zusätzlich ein teigförmiges Kolostrumpräparat in den ersten drei Lebenstagen gegeben. Dazu werden 2,5 g Kolostrum im Verhältnis 1 : 1 mit Wasser angerührt und mit einem Spatel verabreicht. Alle Ferkel erhalten zusätzlich ein Langzeitantibiotika am ersten Lebenstag. Die Kastration wurde in die erste Lebenswoche vorverlegt. Seit einiger Zeit werden zudem die Sauennummern auf die Ferkelohrmarken übertragen. Dabei zeigte sich, dass nur ein Viertel der Sauen für rund drei Viertel der Verluste in der Aufzucht verantwortlich sind! Daraufhin hat der Betriebsleiter alle auffälligen Sauen aus der Produktion genommen. Die Mykoplasmenimpfung wird einmalig am 12. bis 16. Lebenstag in Kombination mit zwei homöopathischen Arzneien durchgeführt. Diese Arzneien wirken gegen chronische Krankheiten wie Blasenentzündungen, Anämie, Wachstumsstörungen oder auch Ileitisprobleme. Bei den Absetzferkeln sieht die Maßnahmenpalette wie folgt aus: Es wird eine weitere sykotisch-tuberkuline Arznei am Absetztag und zwischen dem 7. und 10. Absetztag im Sprühverfahren angewendet. Und im Absetzfutter ist nun ein 20 %iges Absetzkonzentrat mit hochverdaulichen Eiweißträgern und einem Enteroxyd enthalten. Die Umstellung auf das Aufzuchtfutter erfolgt erst, wenn die Ferkel 4 kg Absetzfutter gefressen haben. Durch die umfangreichen Umstellungen in allen Stallbereichen ist es inzwischen gelungen, die Verluste im Aufzuchtbereich auf 4 % zu reduzieren. Auch die biologischen Leistungen haben sich verbessert und die Ferkel wachsen gleichmäßiger. Fall 2: Bessere Futterhygiene mit Benzoesäure In einem zweiten Betrieb zeigten sich beide durch PCV 2 ausgelöste Krankheitsbilder: PMWS in der Aufzucht in Form des bekannten Kümmerns und PDNS in der Anfangsmast in Form von violetten Hautveränderungen am Bauch und den Schenkeln. Bei den Untersuchungen fanden sich PCV 2- (PMWS), PRRSV- und APP-Erreger im Ferkelbereich, in der Mast konnten neben PCV 2- (PDNS) auch PIA- und Dysenteriereger nachgewiesen werden. Die Fütterung erfolgte mittels Flüssigfütterung mit Säurevernebelung zur Verbesserung der Fütterungshygiene leider mit wenig Erfolg. Folgende Maßnahmen brachten die gewünschten Verbesserungen: Errichtung eines Quarantänestalles; Schließen der Herde für fünf Monate nach scharfer Selektion der Sauen und dem Verkauf bzw. der Euthanasie aller Kümmerer; Erstbelegung der Jungsauen nicht vor dem 240. Lebenstag; Einsatz von Benzoesäure zur Verbesserung der Futterleitungshygiene. Anfangs 750 g, nach 14 Tagen 1 500 g pro 1 000 l Futtersuppe und Tiamutineinsatz; Optimierung des Reinigungsmanagements und Einsatz eines Schaumreinigers. Reinigen aller Gänge nach dem Umtrieb; Zuchtsauen: PRRSVLebendimpfung am 60. Trächtigkeitstag, PCV 2Impfung (Circovac) sechs bzw. drei Wochen vor der Geburt; Parvo/Rotlauf- und PRRSVImpfung am 10. bis 15. Säugetag; Tragefuttereinsatz bis zum vierten Tag nach der Geburt; Verabreichung von breiförmigem Kolostrum via Spatel an die Saugferkel; Vorübergehende Aussetzung der Mykoplasmenimpfung; Im Bedarfsfall Lincomycin-Spectinomycin- Behandlung gegen Frühdurchfall. Durch den Einsatz der Benzoesäure in der Flüssigfütterung konnten die PDNSFälle im Maststall deutlich reduziert werden. Die PCV 2-Impfungen bei den Zuchtsauen führten zu einer Steigerung der Milchleistung und zu einem verringerten Auftreten von MMA. Fall 3: Mit Homöopathie gute Erfolge erzielt In einem geschlossenen System mit 180 Sauen traten die ersten unspezifi schen Symptome Anfang 2003 auf. Alles begann zunächst mit Durchfall nach dem Absetzen, Atemwegserkrankungen in Flatdeck und Mast sowie lebensschwachen Saugferkeln. Zwei Monate später fi elen die ersten blassen Ferkel im Flatdeck auf, die deutlich im Wachstum zurückblieben. Ein paar Wochen später tauchten die gleichen Symptome in der Mast auf. Der Betrieb wurde sogar kurz wegen Pestverdacht gesperrt, weil zwei Mastschweine an der Haut-Nierenform PDNS erkrankt waren und dieses Bild den Kontrollbehörden noch nicht geläufi g war! Wegen der Probleme haben wir zunächst im Flatdeck die Atemwegserkrankungen und den Durchfall antibiotisch behandelt. Die schlimmsten Probleme konnten wir so in den Griff bekommen, jedoch waren die Leistungen letztendlich nicht zufrieden stellend. In den Besuchsprotokollen wurde zudem immer wieder die Überbelegung der Buchten vermerkt. Nachdem die Probleme nicht vollständig verschwanden entschlossen wir uns dazu, eine homöopathische Behandlung zu beginnen. Dabei wurden für den Betrieb speziell hergestellte Mittel eingesetzt. Die Krankheitshäufi gkeit konnte so fast vollständig bei den Sauen und Ferkeln eingedämmt werden, bis jetzt nach fast drei Jahren Ruhe in der Mast wieder PDNS-Probleme auftrat. In diesem Betrieb impfen wir die Sauen deshalb seit drei Monaten mit dem Impfstoff Circovac. Wir sind gespannt auf die ersten Ergebnisse. Fall 4: Kranke Ferkel im Container aufgezogen Ein Betrieb mit 150 Sauen meldete Ende 2002 die ersten PMWS-Probleme im Flatdeck. Etwa 30 % der abgesetzten Ferkel blieben im Wachstum zurück und ein großer Teil dieser Tiere musste gemerzt werden. In den Besuchsprotokollen wurde immer wieder eine Überbelegung dokumentiert. Neben den Sofortmaßnahmen nach dem 20-Punkte-Plan von Professor Madec (siehe Übersicht 1) wurde sofort eine orale Behandlung der Ferkel mit Tylosin durchgeführt. Zurückgebliebene Ferkel wurden absortiert und in zwei extra dafür gekaufte Ferkelcontainer, die auf den Hof gestellt wurden, verbracht und dort behandelt. Logischerweise kamen nicht alle abgesuchten Ferkel durch. Es konnten aber doch erstaunlich viele gerettet werden. Die gesunden Ferkel zeigten im Flatdeck anschließend ein einheitlicheres Bild und machten auch in der Mast keine Probleme. Sie wurden direkt nach dem Absetzen fl üssig gefüttert. Insgesamt ist die PMWS-Problematik auf dem Betrieb durch das konsequente Vorgehen nach dem 20-Punkte-Plan seit über einem Jahr wieder verschwunden. - Aschenbrenner,Reinald -