Injektionsnarkose: Nicht der Königsweg

Als Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration ab 2019 wird unter anderem die Injektionsnarkose ins Spiel gebracht. Um die Praxistauglichkeit dieses Verfahrens zu prüfen, wurde nun im Zuge einer Masterarbeit ein Versuch auf Haus Düsse durchgeführt. Dabei wurden 136 Ferkel unter Narkose und eine Kontrollgruppe von 139 Ferkeln ohne Narkose kastriert. Die Narkose erfolgte tierindividuell mit einem Gemisch aus 25 mg Ketamin und 2 mg Azaperon je kg Körpergewicht.
Die narkotisierten Ferkel wurden nach der Kastration zunächst von der Sau separiert. Dabei war zu beobachten, dass die ersten Ferkel bereits 20 Minuten nach der Betäubung aufwachten, während andere Tiere erst anderthalb bis sechseinhalb Stunden später wieder fit waren und zur Sau gesetzt werden konnten. Aufgrund dessen verpassten die Ferkel zwischen 4 bis 5 Saugakte. Zudem variierten die gemessenen Körpertemperaturen bei den betäubten Ferkeln zwischen 33,6 und 41,1 °C. Daraus ergab sich die Feststellung, dass die Tiere während der Nachschlafphase nicht nur auskühlen, sondern auch überhitzen können.Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht ist der Kastrationsvorgang mit Injektionsnarkose, insbesondere durch die notwendige Betreuung während der Aufwachphase, aufwendiger. Hinzu kommt, dass die Narkose durch einen Tierarzt eingeleitet werden muss. Im Versuch gelang es bei entsprechender Vorbereitung 100 Ferkel pro Stunde zu betäuben.
Die Autoren beziffern die Mehrkosten durch die intensive Betreuung und den Tierarzt-Vorbehalt auf über 1 € pro Tier. Hinzu kommen Fahrt- und Medikamentenkosten.       
 
Weitere Details zur Studie können Sie in dem Versuchsbericht "Injektionsnarkose - eine Lösung?" in der aktuellen SUS 2/2017 nachlesen.