Mangelnde Wirtschaftlichkeit mitverantwortlich für Tierschutzverstöße

Anlässlich neuer Vorwürfe gegen einen schweinehaltenden Betrieb wegen möglicher Verstöße gegen das Tierwohl hat der Thüringer Bauernverband (TBV) den hohen wirtschaftlichen Druck auf die Landwirte beklagt und einen „neuen gesellschaftlichen Konsens zur Tierhaltung“ gefordert. Medienberichten zufolge ermittelt die Staatsanwaltschaft Mühlhausen gegen ein Unternehmen in Aschara aufgrund möglicher Verletzungen der Tierhaltungsbestimmungen. Dem Unternehmen werden unter anderem eine Überbelegung von Ställen, die unzureichende Behandlung kranker Tiere, zu enge Kastenstände und fehlende Hygiene vorgeworfen. Besonders brisant macht den Fall, dass es sich um das Unternehmen des früheren Thüringer Bauernpräsidenten Klaus Kliem handelt. Kliem hatte 22 Jahre lang den Thüringer Bauernverband geführt.
Der TBV reagierte mit „Erschrecken und Enttäuschung“ auf die Vorwürfe und betonte, dass Verstöße gegen den Tierschutz und gegen gesetzliche Bestimmungen nicht zu rechtfertigen seien. Die Ereignisse in Aschara seien ein schwerer Rückschlag für die Arbeit der Halter an den Tierhaltungsbedingungen und für den Dialog mit der Gesellschaft.Der Thüringer Bauernverband stellte aber auch fest, dass die Tierhalter seit Jahren „an der Kante der Unwirtschaftlichkeit“ arbeiteten. Wie in jeder Wirtschaft führe das auch in der Landwirtschaft zu Kostenreduzierung in allen Bereichen. Der Verband verlangt deshalb „einen neuen gesellschaftlichen Konsens über die Tierhaltung in Deutschland“. Dabei müsse anerkannt werden, dass Lebensmittelqualität und Tierwohl ihren Preis hätten. Der TBV geht davon aus, dass die Marktpreise um 25 % steigen müssten, wenn die Branche die steigenden Anforderungen der Gesellschaft erfüllen solle. Werde dieser Zielkonflikt zwischen Wirtschaftlichkeit und steigenden Ansprüchen nicht gelöst, wandere die Tierhaltung in Regionen ab, in denen nicht „mit deutscher Gründlichkeit“ kontrolliert werde. Damit wäre nach Überzeugung des Verbandes aber weder den Tieren noch dem Verbraucherschutz geholfen. AgE