Mast im Westen, Sauen im Osten: verkehrte Welt?
Geografisch gesehen findet in Deutschland das Wachstum in der Ferkelproduktion eher östlich, das Wachstum in der Schweinemast eher westlich statt. "Grotesk!", findet Peter Spandau von der Landwirtschaftskammer NRW. "Denn eigentlich müssten die Verhältnisse umgekehrt sein."
Dies begründet der Experte auf der Fachveranstaltung des Futtermittelunternehmens Vilomix in Bülstringen folgendermaßen:
Der Flächenbedarf in der Schweinemast ist deutlich höher als der in der Ferkelerzeugung. Während in Ostdeutschland wegen verfügbarer Fläche noch Potenzial für die Mast besteht, wird die Luft für den Ausbau der Mastkapazitäten im Westen immer dünner.
Die hohe Viehdichte in den Veredelungsregionen Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens hat die Pachtpreise in den letzten Jahren deutlich steigen lassen. Die steigende Anzahl an Biogasanlagen verstärkt diesen Effekt noch. So belasten Pachtpreise von mehr als 800 €/ha die Schweinehaltung mit bis zu 15 € je Mastplatz. Aber auch die alternative Abgabe der Gülle bei gewerblicher Tierhaltung kostet bis zu 10 € je Mastplatz.
Außerdem kommen die Landwirte in den genannten Regionen beim Bau eines Schweinestalls immer seltener ohne einen Abluftfilter aus. Die Abluftreinigung verursacht ebenfalls Kosten von rund 15 € pro Mastplatz pro Jahr. Im Vergleich kommen Ferkelerzeuger mit rund 46 € pro Sau und Jahr verhältnismäßig deutlich günstiger weg.
Trotz der vermeindlich höheren Einkommenspotenziale in der Ferkelproduktion werden auf intensiven Standorten eher Mastställe gebaut. Dies liegt u.a. an den geringeren Liquiditätsschwankungen in der Schweinemast.
Und dieser Trend wird sich vermutlich noch fortsetzen. Denn nach Spandaus Meinung machen besonders hohe biologische Leistungen, niedrige Baukosten, gutes Management und Geschick im Umgang mit den Behörden auch in Zukunft noch einiges in puncto betriebliches Wachstum möglich. Dennoch rät er investitionswilligen Betriebsleitern, sich auch mit neuen Standorten außerhalb der Intensivregionen auseinanderzusetzen.
