Foodwatch setzt sich für „Tierhaltungswende“ ein

Mit Blick auf die nach ihrer Ansicht unhaltbaren Zustände bei der Gesundheit von Nutztieren hat die Verbraucherschutzorganisation foodwatch eine grundlegende Neuausrichtung der Tierhaltung in Deutschland gefordert. Bei der Vorstellung seines Buchs „Das Schweinesystem“ wies der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt in Berlin darauf hin, dass etwa jede zweite Wurst von einem kranken Schwein stamme. Letztlich müsse davon ausgegangen werden, dass ungefähr jedes vierte tierische Produkt mit kranken Tieren erzeugt werde.Wolfschmidt führt unter anderem eine Untersuchung von Prof. Manfred Gareis von der Universität München an. Bei 1 016 begutachteten Mastschweinen wurde festegestellt, dass nur gut 8 % der konventionell gehaltenen Tiere frei von sogenannten Hilfsschleimbeuteln waren, die auf ungünstige Haltungsbedingungen hinweisen.
Der foodwatch-Geschäftsführer will aber nicht den Landwirten den „Schwarzen Peter“ zuschieben. Diese sind nach seiner Auffassung ebenfalls „Opfer eines Systems, das falsche Anreize setzt“. Die Hauptverantwortung sieht er in diesem Zusammenhang beim Handel, der im Wettbewerb auf Preise statt auf Qualität setze.Da nach Wolfschmidts Überzeugung weder der Ökolandbau noch Nischenprogramme wie ein Tierwohllabel Antworten für eine grundlegende Verbesserung der Tiergesundheit bieten, fordert er eine „echte Tierhaltungswende“, die Tiere und Bauern vor „dem krankmachenden Preiswettbewerb“ schützt. Dazu müssen nach Ansicht des foodwatch-Geschäftsführers auch klare Indikatoren für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren definiert und flächendeckend erfasst werden. Die höheren Kosten dafür müsse der Verbraucher zahlen, forderte Wolfschmidt. Er räumte ferner ein, dass selbst bei einer EU-weiten Umsetzung Verdrängungseffekte auf Drittmärkte möglich seien. Wolfschmidt sieht deshalb Bedarf für eine Art von Außenhandelsschutz zu Gunsten einer entsprechend umgestalteten Tierhaltung. AgE