SUS 4/2015

Schwanzbeißen: Erste-Hilfe-Plan

Wenn über Nacht Probleme mit Schwanzbeißen auftreten, ist guter Rat teuer. Häufig deutet sich dies bereits einige Tage vorher an, z.B. wenn einzelne Tiere gezielt an den Ohren bzw. Schwänzen der Buchtenkollegen "schnullen". Somit ist ein blanker Schwanz ohne Haare ein wichtiges Warnsignal. Jetzt kann man noch effektiv mit Ablenkungsmaterial, Wassercheck und Futterwechsel gegensteuern.

Allerdings sollte das Ablenkungsmaterial möglichst attraktiv sein. Einfaches Stroh erfüllt meist nicht den Zweck. Vielmehr sollte im Akutfall "grüne" Rohfaser in Form von Gras- oder Luzernecops in Automaten angeboten werden. Bei Ferkeln erfüllen auch Wühlerde oder Ferkeltorf gute Dienste. Neben der Rohfaser und den Mineralien enthalten Torfe Huminsäuren, die Toxine binden und den Darm stabilisieren. Wenn kein Rohfaser zur Verfügung steht, sollte zumindest kaubares Material,z.B. Bite-Rites aus Naturkautschuk, angeboten werden. Einige Betriebe haben gute Erfahrungen mit Lecksteinen bzw. -masse gemacht.

Neben dem zusätzlichen Angebot von Ablenkungsmaterial sollte auch geprüft werden, ob die Wasserversorgung ausreichend ist. Machen Sie deshalb umgehend den Wassercheck. Drängen sich die Schweine um die Tränkenippel? Haben sie den Tränkenippel genügend "gelernt"? Sind genügend Tränkestellen eingerichtet (1:12)? Stimmt die Durchflussmenge (0,6-1,2 l/min)? Schweine brauchen bis zu 3 Wochen, um ein Nippelsystem ausreichend zu nutzen! Beckentränken sind tiergerechter!

Wenn das Geschehen bereits eskaliert ist, müssen die beißenden Tiere in den Buchten separiert werden. Stark verletzte Schweine sollten in eine Krankenbucht verbracht werden. Neben der Wundbehandlung sind die Tiere zusätzlich mit Schmerzmittel zu behandeln. 

Lesen Sie hierzu auch den Beitrag "Schwanznekrosen - das hat geholfen" in der SUS-Ausgabe 4/2015 ab Seite 23.