ZEIT-Artikel: Kritik reißt nicht ab

Zu dem Zeitschriftenartikel über antibiotikaresistente Keime, der kürzlich in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ unter der Überschrift „Rache aus dem Stall“ erschienen ist, hat es auch in der vergangenen Woche massive Kritik gehagelt. Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Manfred Nüssel, stellte fest: „Einmal mehr werden abgedroschene Vorwürfe und Anschuldigungen erhoben - ohne überhaupt Weiterentwicklungen in Technik und guter fachlicher Praxis zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn zu beleuchten.“ So habe der Autor zum Beispiel völlig ausgeblendet, welche Auswirkungen das Verbot der prophylaktischen Verwendung von Antibiotika sowie ihrer Verwendung als Leistungsförderer erzielt hätten.
Der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Hans-Joachim Götz, erklärte: „Wie sich eine renommierte Zeitung auf ein derart reißerisches Niveau begeben kann und das ernsthafte Problem des methicillin-resistenten Bakteriums Staphylococcus aureus (MRSA) dermaßen sinnentstellt veröffentlicht, ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Anstatt über ein komplexes Thema aufzuklären, werde ein völlig falscher Gesamteindruck von den tatsächlichen Sachverhalten vermittelt. Dazu würden Fakten weggelassen oder so eingestreut, dass ein anderer Eindruck entstehe, monierte Götz.
Hygienemediziner Prof. Wolfgang Dott von der Universität Aachen hob hervor, dass Resistenzen von Krankenhauskeimen nichts mit denen im landwirtschaftlichen Bereich gemein hätten.
Der Verband Deutscher Agrarjournalisten bewertete den ZEIT-Beitrag als „reißerisch, einseitig recherchiert und ehrverletzend“. VDAJ-Vorsitzende Prof. Katharina Seuser unterstrich, Journalisten müssten über Gefahren und Missstände berichten, aber sie müssten ausgewogen recherchieren und angemessen einordnen. Im besagten Artikel würden Rechercheergebnisse über die Problematik multiresistenter Keime so dargestellt, als ob die Tierhaltung der Hauptverursacher sei. Das sei falsch. Obwohl der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung das Thema des Artikels sei, werde nicht darüber informiert, nach welchen Maßgaben Antibiotika in Deutschland bei Geflügel und Schweinen eingesetzt werden dürften und wie der Antibiotikaeinsatz reguliert und kontrolliert werde, kritisierte Seuser. Es werde auch nicht darüber informiert, dass der Antibiotikaeinsatz in den vergangenen Jahren deutlich habe gesenkt werden können. Zudem würden Bauern und Veterinäre mit Sätzen wie zum Beispiel „Die Veterinäre sind dort (in Dänemark) eher Berater des Bauern und keine Dealer - anders als in Deutschland“ in ihrer Berufsehre verletzt.