Bestandsgrößen haben keinen Einfluss auf Tierwohl

Die Tierzahl eines Betriebes hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Tiergesundheit und das Tierwohl. Diese einheitliche Position haben die Teilnehmer eines Fachgesprächs der Bundestierärztekammer (BTK) zum Thema „Gesundheit und Tierwohl in großen Tierbeständen“ am vergangenen Mittwoch auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vertreten. Ausschlaggebend für Tierwohl und Tiergesundheit seien nicht die Bestandsgrößen, sondern vielmehr Haltungsbedingungen wie Stallklima und Hygiene sowie die Intensität und Qualität der Betreuung der Tiere, erklärte der Vorsitzende der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) Prof. Thomas Blaha. An Tierschutzkriterien gemessen sei der Anteil „sehr guter und sehr schlechter Tierhaltung in kleinen und großen Tierbeständen gleichermaßen verteilt“. Auch die Antibiotikagaben seien pro Tier in großen Beständen nicht höher als in kleineren. Technische Investitionen, die Tiergesundheit und Tierwohl erhöhten, Erkrankungen vorbeugten und damit Antibiotikagaben seltener notwendig machten, ließen sich
hingegen eher in größeren Betrieben beobachten, so Blaha.
Der Antibiotikaeinsatz lasse sich vor allem durch eine Optimierung der Tiergesundheit erreichen. Dafür seien optimale Tierhaltung und Tierbetreuung notwendig. Betriebe, die hier Defizite aufwiesen, müssten stärker durch Tierärzte betreut werden. Um solche Betriebe ausmachen zu können, müsse man Tierschutzkriterien wie Verendungsraten, Erkrankungsraten und Verletzungshäufigkeiten erheben. Blaha sprach sich für verbindlich festgelegte Betreuungsrhythmen durch einen Tierarzt für solche „bei der Tiergesundheit defizitären Betriebe“ aus. Verpflichtende häufigere Tierarztbesuche seien mit den dadurch für den Betrieb entstehenden Kosten zudem ein Anreiz, die Betriebssituation durch entsprechende Investitionen zu verbessern. Mit Blick auf die Bestandgröße beobachte er, dass die „Tendenz, das Tierwohl zu verbessern“ in größeren Tierbeständen stärker ausgeprägt sei. Defizite gebe es hingegen oft bei Betrieben, bei denen die Hofnachfolge älterer Landwirte nicht geklärt sei. Hier blieben notwendige Investitionen häufiger aus als in anderen Betrieben. (AgE)