Experten diskutierten über Ebermast

Eine aktuelle Herausforderung stand beim Treffen des deutsch-niederländischen Schweinesektors Ende Juni im Fokus. Im Rahmen der 5. Bonner Runde wurde über die Herausforderungen und Chancen der kastrationsfreien Schweinefleischproduktion diskutiert.
Die Kastration von Jungebern entwickelt sich zum öffentlichen Thema. Erst im Mai führte eine vom Bundeskabinett beschlossene Gesetzesnovelle zu einem umfassenden Medienecho. So wird in Deutschland für das Jahr 2017 ein Verbot der betäubungslosen Kastration angestrebt. Die Niederlande haben sich zum Ziel gesetzt, ab 2015 vollständig auf die Eberkastration zu verzichten. Bereits 2010 wurde im Rahmen der Brüsseler Erklärung die Zielsetzung formuliert, bis 2018 europaweit keine Eber mehr zu kastrieren. Grund genug für die Branchenexperten beider Länder, sich in Bonn über Alternativen und künftige Vorgehensweisen zu verständigen.Alternative und Erfolgsmodell
„In den Niederlanden gilt inzwischen die Mast von Jungebern als beste Alternative zur Kastration“, so Ben Dellaert, Sekretär der niederländischen Wirtschaftsgruppe Vieh und Fleisch. „Bereits 40 Prozent der männlichen Ferkel werden nicht mehr kastriert. Die Mäster profitieren von einem besseren Futterumsatz, schnellerem Wachstum und höherem Fleischanteil.“ Darüber hinaus ist die Ebermast anstelle der Kastration fester Bestandteil der Nachhaltigkeitsbestrebungen des niederländischen Schweinesektors, die auf eine stetige Verbesserung des Tierwohlseins und der Tiergesundheit abzielen.
Allerdings bedarf die Ebermast auch einer Veränderung des Haltungsmanagements. „Ein wichtiges Ziel unseres heutigen Treffens ist es, den Stand beider Länder in Wissenschaft und Praxis abzugleichen und Schnittstellen abzustimmen“, ergänzt Dellaert.
Vertrauensbildende Maßnahmen
Neben Fragen der Mast waren natürlich auch mögliche Vorbehalte der Verbraucher ein wichtiger Aspekt beim Erfahrungsaustausch der Experten. Welchen Einfluss hat der in Ausnahmefällen auftretende Ebergeruch auf die Akzeptanz der Produkte? Wie schafft man das notwendige Vertrauen? „In den vergangenen Jahren haben verschiedene wissenschaftliche Studien in den Niederlanden wie auch in Deutschland gezeigt, dass Fleisch von unkastrierten Schweinen vom Konsumenten angenommen wird“, erläutert Gé Backus vom Forschungszentrum Wageningen. „Wir sind nun gefordert, mit wirksamen Maßnahmen bei der Haltung, der Zucht sowie der Identifikation einzelner Schweine mit Ebergeruch eine konstant hohe Qualität zu garantieren und somit die letzten Bedenken dauerhaft auszuräumen.“