EU-Produktion soll 2015 wieder leicht zulegen

Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) hat der Wegfall des russischen Absatzmarktes wesentlich zum jüngsten Preisverfall am EU-Schweinemarkt beigetragen, vor allem deshalb, weil es keine ausreichenden Vermarktungsalternativen für die typischen russischen Exportartikel gibt. Im Schnitt der 28 Mitgliedsstaaten wurden laut EU-Kommission Mitte Oktober für Schlachtschweine der Handelsklasse E 1,44 €/kg Schlachtgewicht gezahlt; das waren fast 39 Euro oder 21 % weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Der mittlere Ferkelpreis in der EU ist im gleichen Zeitraum um 24 % auf 35,65 € eingebrochen. Die Experten der AMI befürchten, dass sich bei einem Andauern des russischen Embargos im kommenden Jahr kaum höhere Preise als die zur Zeit am Markt geltenden erzielen lassen und die Erzeuger somit im Jahresschnitt 2015 zwischen 5 % und 8 % weniger Geld für ihre Tiere erlösen könnten. 
EU-Schweinebestand wächst
Verschärfen könnte sich die Absatzsituation am EU-Schweinemarkt auch durch eine wieder steigende Erzeugung. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) rechnet aufgrund der Umwelt- und Tierschutzauflagen zwar für 2015 mit einer stabilen Produktion in Höhe von rund 22,4 Mio. t; EU-Experten sehen das allerdings anders. Nach den bisher vorliegenden Viehzählungsergebnissen im Mai und Juni 2014 ist der EU-Schweinebestand wieder gewachsen, und zwar um rund 1 % gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Erstmals seit langem haben dabei die Halter auch wieder ihre Sauenherde aufgestockt, nach den bisher vorliegenden Ergebnissen um 0,8 %. Die AMI geht deshalb auf Grundlage einer Schätzung des EU-Prognoseausschusses für Schweinefleisch davon aus, dass die Schweineerzeugung in der Gemeinschaft im kommenden Jahr gegenüber 2014 um 2,3 Mio. Tiere oder 0,9 % auf rund 255 Mio. Schweine steigen wird, wobei vor allem für Spanien ein überdurchschnittliches Produktionsplus von 3,4 % zu erwarten ist. Für Deutschland wird von den Bonner Analysten trotz des ebenfalls um gut 1 % gestiegenen Sauenbestandes ein Rückgang der Bruttoeigenerzeugung um 0,4 % auf 46 Mio. Schweine ausgewiesen. Bei einer höheren Schweineerzeugung wäre die EU 2015 bei einem voraussichtlich stabilen Verbrauch noch stärker als im laufenden Jahr auf alternative Absatzmärkte angewiesen, vor allem, wenn die russische Grenze weiter geschlossen bleibt.