Hortmann-Scholten: Preishoch auf wackligen Beinen

Der Marktexperte Dr. Albert Hortmann-Scholten warnt angesichts der aktuell hohen Erzeugerpreise davor, die Probleme auf dem Schweinemarkt als gelöst zu betrachten. In einem Interview mit der niederländischen Fachzeitschrift Boerderij sagte er dazu: „Das Preishoch ist zu großen Teilen dem starken Export nach Asien bzw. China geschuldet. Die dortige Nachfrageentwicklung ist schwer einzuschätzen, hat aber direkten Einfluss auf unseren europäischen Markt. Hinzu kommt, dass es in Deutschland zur Zeit nur 12 Betriebsstäten von 5 Schlachtunternehmen gibt, die dorthin liefern dürfen“. EU-Wettbewerber sind da wesentlich besser aufgestellt. Beispielsweise verfügen die Polen über 14, die Franzosen über 24 und die Spanier sogar über 26 Exportlizenzen. Auch wenn die Geschäfte derzeit florieren hält Hortmann-Scholten Rückschläge nicht für gänzlich ausgeschlossen. Er kann sich sogar vorstellen, dass sich die Absatzdynamik schon in den nächsten Monaten wieder beruhigt.

Ebenfalls kritisch sieht er den EU-Ausstieg Großbritanniens. „Die Insel ist ein wichtiger Absatzkanal für deutsches Schweinefleisch. Als Folge des Brexit wird dieser Markt aber schwerer zugänglich sein und unser Fleisch verliert an Wettbewerbsfähigkeit“, so die Einschätzung des Fachmannes.

Dass trotz der langen Tiefpreisphase nur unwesentlich weniger Schweine geschlachtet wurden, erklärt sich Hortmann-Scholten mit der gestiegenen Anzahl importierter Schlachtschweine. Allein aus den Niederlanden sind in den ersten sechs Monaten des Jahres 5 bis 6 % mehr Ferkel und 2 bis 3 % mehr Mastschweine eingeführt worden. „Solange die deutschen Schlachtereien besser zahlen als die in den Niederlanden, wird sich dieser Trend weiter fortsetzen“, so Hortmann-Scholten.