WTO bestätigt: US-Herkunftsregelung für Fleisch nicht OK

Im Streit um ihre Herkunftskennzeichnungspflicht für Fleisch haben die Vereinigten Staaten bei der Welthandelsorganisation (WTO) endgültig den Kürzeren gezogen. Wie die WTO in Genf vergangene Woche mitteilte, bestätigte das Berufungsgremium das Urteil des zuständigen Ausschusses, wonach auch die modifizierten US-Regeln zur Ursprungskennzeichnung (Country-of-Origin-Labeling – COOL) für Fleisch die Regeln der Welthandelsorganisation verletzen. 
Das Argument, die Verbraucher darüber informieren zu müssen, wo das Schlachttier geboren, wo es aufgewachsen und wo es geschlachtet worden sei, reiche nicht aus, stellte auch das Berufungsgremium fest. Die Regelung schaffe einen Anreiz für die US-Unternehmen, ausschließlich heimische Schlachttiere nachzufragen. Mit der jetzigen Entscheidung ist gleichzeitig das Verfahren zur Festlegung möglicher Strafzölle gegen die USA durch Kanada und Mexiko initiiert worden. 
Kanadas Handelsminister Ed Fast kündigte an, sollte Washington die Herkunftsregelung nicht aufheben, würden Strafzölle auf verschiedene US-Produkte erhoben, unter anderem auf Rind- und Schweinefleisch sowie Wein und Kirschen. Landwirtschaftsminister Gerry Ritz wies darauf hin, dass COOL die kanadische Rind- und Schweinefleischbranche Milliarden Dollar gekostet habe. 
Unterdessen kamen aus Washington Signale der Entspannung: Mitglieder des Agrarausschusses im Repräsentantenhaus legten einen Gesetzesvorschlag zur Aufhebung der Herkunftsregelung für Fleisch vor. Die Initiatoren zeigten sich zuversichtlich, dass die Abgeordneten den Entwurf billigen werden. Als größere Hürde wird indes der Senat angesehen, der ebenfalls zustimmen müsste. 
Geringes Interesse an der Herkunft
Derweil warnte der Präsident des Nordamerikanischen Instituts der Fleischverarbeiter (NAMI), Barry Carpenter, vor Milliardenkosten für die US-Wirtschaft. Er forderte Repräsentantenhaus und Senat auf, jetzt „ein für alle Mal“ COOL aufzugeben. Carpenter wies außerdem darauf hin, dass immer weniger Verbraucher in den Vereinigten Staaten auf die Herkunft des Fleisches achteten. Der betreffende Anteil sank ihm zufolge von 29 % im Jahr 2013 auf zuletzt nur noch 15 %. Dagegen achte die Hälfte der Fleischeinkäufer auf das Haltbarkeitsdatum und die Nährwertangaben.