Kastration: Schweinetierärzte fühlen sich allein gelassen

Zahlreiche bekannte und renommierte Schweinetierärzte haben mit Unverständnis auf die Aussagen des Präsidenten der Bundestierärztekammer, Dr. Uwe Tiedemann, zur Fristverlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration reagiert. Tiedemann hatte in einer Stellungnahme erklärt, dass es für den Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration eine Übergangsfrist von fünf Jahren gegeben hätte, die nicht genutzt wurde. Eine Verlängerung um weitere zwei Jahre sei nicht mit dem Staatsziel Tierschutz vereinbar und ein reines Zugeständnis an die Agrarlobby.
In ihrem offenen Brief an den BTK-Präsidenten betonen die Schweinetierärzte, dass die körperliche Unversehrtheit des Ferkels oberstes Ziel sein sollte und es in Form der Ebermast und der Impfung mit Improvac bereits zwei praktikable Alternativen gibt. Sie verweisen aber auch darauf, dass beide Wege zur Zeit vom LEH und den Schlachtern abgelehnt werden. Es muss also ab dem 01.01.2019 in beträchtlichem Umfang weiter kastriert werden, wenn dann auch unter Betäubung. Hier sind zwar die Inhalations - und Injektionsnarkose als machbare Verfahren zu bezeichnen. Doch bei der Inhalationsnarkose fehlt ein gesundheitlich unbedenkliches Anästhetikum und für die Injektionsnarkose stehen geeignete Produkte, wenn überhaupt, nur begrenzt zur Verfügung. Am schwersten wiegt aber nach Ansicht der praktizierenden Tierärzte der Tierarztvorbehalt und der daraus resultierende Bedarf an Tierärzten, der für die Umsetzung dieser Maßnahmen erforderlich sein wird. Gleiches gilt für den 4. Weg, wenn Studien belegen würden, dass er gangbar wäre.

Deshalb stehen für die Schweinetierärzte Tiedemanns öffentliche Rufe nach Tierärztenachwuchs, nach Lockerung des Zuganges zum Tiermedizinstudium und nach Einhaltung des Arbeitsschutzgesetzes im klaren Widerspruch zu seiner Stellungnahme zur Fristverlängerung. Darüber hinaus hält man es für inakzeptabel, dass den aufgeführten Problemen in der BTK keinerlei Beachtung geschenkt wird und die praktizierenden Tierärzte bei der Umsetzung des Verbotes der betäubungslosen Kastration allein gelassen werden.

Hier finden Sie den offenen Brief der AG Schwein der Tierärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe....