Kommentar: Nutztierhaltung aktiv gestalten!

Auf der Fachtagung des Bundesverbandes Rind und Schwein am 24. April in Bamberg lohnte es sich, genau hinzuhören. Die Tagung stand unter dem Thema „Zukunftsfähige Nutztierhaltung". Ich konnte viele wichtige Impulse mitnehmen. Doch eines ist mir besonders klar geworden: Wir haben nur eine Perspektive, wenn wir beginnend bei der Zucht ­stufenübergreifend agieren. Zusammen mit neuen technischen Möglichkeiten können wir z. B. im Bereich der Tiergesundheit gewinnen. Fortschritte erhoffe ich mir beim Erfassen und Auswerten von Schlachtbefunden und beim Aufbau von Monitoringsystemen für die Wahl des passenden Antibiotikums. So vermeiden wir Verschreibungen auf Verdacht, beugen Resistenzen vor und können schneller reagieren.In den Diskussionen wurde deutlich, dass sich viele Schweinehalter längst Gedanken darüber machen, wie sie ihre Tierhaltung weiter entwickeln können. Gerade junge Landwirte wollen vorangehen und mehr tun als der Gesetzgeber vorgibt. Die Stallbaufirmen bieten bereits Lösungen an. Wir haben viele Faktoren selbst in der Hand. Jedoch sollten nicht nur unsere Kosten honoriert werden. Tierhalter in allen Produk­tionsstufen müssen auch einen angemessenen Anteil an der ­Wertschöpfung erhalten. Neben der fehlenden Zahlungsbereitschaft macht mir Sorge, dass betriebliche Weiterentwicklungen durch Zielkonflikte zwischen Umweltschutz und Tierwohlanspruch ausgebremst werden. Hier muss die Politik endlich ­Klarheit schaffen. Genehmigungsverfahren sind aufwändig und teuer. Da sie sogar den Bestandsschutz gefährden können, ergreift kaum noch ein Schweinehalter die Initiative. Wer mehr Tierwohl will, darf die Hürden nicht zu hoch setzen! Wie ein roter Faden zog sich das Thema Öffentlichkeitsarbeit durch die Veranstaltung. Es gibt eine kleine Gruppe Landwirte, die transparent, ehrlich und au­­thentisch aufklärt. Für eine ­breitere Wirkung braucht diese Gruppe dringend Unterstützung. Mir fehlt aber auch eine nationale Strategie, die die Arbeit der Landwirte vor Ort unterstützt und trägt sowie Lösungen für unsere Herausforderungen er­­arbeitet und kommuniziert. Hier gibt es einige gute Ansätze. Der ­Bundesverband will diese gern mit vorantreiben. - SUS 3-2019