Staatliches Label: Wer soll es bezahlen?

In der vergangenen Woche hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Kriterienkatalog des staatlichen Tierwohllabels vorgestellt. Während Tierschutzverbände die Haltungsvorgaben in den unterschiedlichen Stufen als zu niedrig ansehen und das Label bereits als Verbrauchertäuschung gebrandmarkt haben, zweifelt die Veredlungsbranche die finanzielle Umsetzbarkeit an.

Bereits die Kriterien der ersten Stufe werden als sehr ambitioniert beschrieben. Hinzukommen beispielsweise bei der Auslaufhaltung noch genehmigungstechnisch zahlreiche Hürden und Zielkonflikte dazu. Außerdem fehlt den Verbänden eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, die sich durch die gesamte Kette der Schweinefleischerzeugung zieht.

Das wohl größte Problem sieht die Branche allerdings bei der Finanzierung. Klöckner setzt darauf, dass der Verbraucher sich bewusst für das teurere Tierwohl-Produkt entscheidet und sich das Label über einen Mehrerlös an der Kasse refinanziert. Das ist schwer vorstellbar, da sich nach ersten Expertenschätzungen die Produktionskosten bereits in der ersten Stufe um etwa 10 bis 12 € pro Schwein verteuern dürften. Zudem belegte jüngst eine Studie der Osnabrücker Hochschule, wie niedrig die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für Tierwohl-Produkte generell ausfällt.