Initiative Tierwohl eine Chance geben

Kein Zweifel: Beim Thema Tierwohl muss sich die Fleischbranche bewegen. Zu groß sind der politische und gesellschaftliche Druck.
Der Startschuss für die Initiative Tierwohl kommt daher zur rechten Zeit. Dass die Beteiligten hart um die Inhalte gerungen haben, liegt auf der Hand. Denn Landwirte, Schlachthöfe, Lebensmittelketten und Tierschützer haben weiß Gott unterschiedliche Ziele, erst recht beim schwierigen Thema Tierwohl.Jetzt zieht die gesamte Fleischkette erstmals an einem Strang für eine freiwillige Initiative. Und erstmals sollen die Schweinehalter die Kosten für die Verbesserung des Tierwohls erstattet bekommen. Hierfür will der Lebensmittelhandel bis zu 100 Mio. € im Jahr bereitstellen.Ist jetzt alles in Butter? Mitnichten! Die Grünen und der deutsche Tierschutzbund kritisieren die Initiative Tierwohl als zu lasch. Und die grünen Agrarminister insbesondere in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen arbeiten weiter daran, höhere Haltungsstandards für Schweine gesetzlich zu verankern.Das heißt: Die Fleischbranche muss am Ball bleiben und an den Details der Initiative feilen. Wichtig sind vor allem vier Punkte:
Die Branche muss mit der Politik im Dialog bleiben und um Geduld bitten. Denn Tierwohl-Konzepte brauchen Zeit. Wer jetzt höhere Haltungsvorgaben gesetzlich vorschreibt, gefährdet die Zahlungsbereitschaft des Handels und damit die Zukunft der gesamten Initiative Tierwohl. Dann droht dasselbe Desaster wie bei den Legehennen.
Die Initiatoren müssen die Tierschutzverbände einbinden – auch wenn das nicht leicht fällt. Denn für eine glaubhafte Kommunikation ist ihre Teilnahme hilfreich. Dass der Weg funktioniert, zeigt das Beispiel „ProVieh“. Der Verband  ist nach wie vor im Boot und bewertet die Initiative positiv.
Die Schweinehalter müssen informiert und eingebunden werden. Die Initiative lebt davon, dass möglichst viele Erzeuger mitmachen. Hier ist noch Einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. So fürchten viele Praktiker u.a. mehr Bürokratie und ein vorzeitiges Ende der Bonuszahlungen.Die Fleischbranche muss die Verbraucher sensibilisieren. Denn mittel- und langfristig kann es mehr Tierwohl nicht zum Nulltarif geben. Jedoch gilt es genau abzuwägen, welchen Preisaufschlag der heimische Markt verträgt.
Fazit: Es gibt noch reichlich Arbeit. Doch die Marschrichtung ist richtig. Und die Initiative Tierwohl hat eine Chance verdient!