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Wissenschaftliches Gutachten – so nicht!

Kürzlich hat der Wissenschaft­liche Beirat für Agrarpolitik (WBA) ein 400-seitiges Gutachten vorgelegt. Dieses Werk hat zu heftigen Diskussionen in der Branche geführt.So bemängeln die 17 beteiligten Wissenschaftler Defizite beim Tier-, aber auch im Umweltschutz. Sie empfehlen beispielsweise, bereits in drei Jahren auf das Schwänzekupieren zu verzichten und den Schweinen generell verschiedene Klimazonen, vorzugsweise Außenklima, anzubieten.Fakt ist: Solange wir die Ursache für das Schwanzbeißen nicht klar benennen und keine eindeutigen Empfehlungen zur Vorsorge geben können, ist es unverantwortlich, generell auf das Kupieren zu verzichten. Hier ist die Wissenschaft eine verbindliche Antwort schuldig!
Auch lassen sich Außenklimaställe oder gar Freilandhaltung schwer mit Forderungen nach mehr Umweltschutz vereinbaren. In diesen Ställen lässt sich die Abluft weder gezielt ableiten noch filtern.
Zwar bestätigt der Beirat, dass Tierschutz keine Frage der Be­­standsgröße ist. Doch die öffent­liche Wahrnehmung ist eine andere. Zumal die Umsetzung des Gutachtens den Strukturwandel gravierend beschleunigen würde. Kleinere Betriebe werden die er­­forderlichen Investitionen nicht leisten können! Über die gesellschaftliche Akzeptanz entscheiden nicht die Wissenschaft oder wortstarke NGO-Gruppen, sondern die Wähler bzw. die Verbraucher. So wurde bei der letzten Bundestagswahl der sogenannte Veggie-Day abgelehnt. Und beim Einkauf zeigen die Verbraucher Tag für Tag, wie wichtig ihnen gute Qualität zum günstigen Preis ist.Wer bereit ist, mehr auszugeben, kauft Bioprodukte. Allerdings liegt der Marktanteil dieser Gruppe nur bei 1 bis 2 % und nicht bei 20 % oder höher, wie der Beirat im Gutachten suggeriert.Keine Frage: Die Wissenschaft will Denkanstöße geben. Wir sind bereit, uns der Diskussion über die Akzeptanz der Nutztierhaltung zu stellen. Wir sind offen für kons­truktive, praktikable Anregungen und für Veränderungen, wenn sie vom Markt honoriert werden. Die LEH-Initiative für mehr Tierwohl ist ein Beispiel hierfür. Was wir aber nicht wollen, sind staatlich subventionierte Produktionssysteme, die sich nicht an der Nachfrage des Marktes orientieren!