Berlin

[6] Darmgesundheit und Schwanzläsionen

Caudophagie bei Schweinen stellt ein großes Problem in den Betrieben dar. Das Auslösen hängt von vielen unterschiedlichen und komplexen Faktoren ab.

Im Rahmen einer Dissertation am Institut für Tierernährung der FU Berlin wurden 20 Mastbetriebe aus NRW anhand der Befunde am Schlachthof ausgewählt. Traten vermehrt pathologische Befunde wie Schwanzspitzennekrosen und Schwanzansatzabszesse auf, die als Folge von Caudophagie gewertet wurden, wurde der Zulieferer als Hoch-Risiko-Betrieb (HRB) eingeordnet. Zehn weitere Betriebe, bei denen in den letzten 1,5 Jahren keine Anzeichen von Schwanzbeißen am Schlachtband dokumentiert wurden, galten als Niedrig-Risiko-Betrieb (NRB).

Ziel der Arbeit war es, mögliche Wechselbeziehungen zwischen Auffälligkeiten des Magen-Darm-Trakts und Verletzungen des Schwanzes aufzuarbeiten. Um einen umfangreichen Überblick über den Tierbestand und sein Management zu erhalten, wurden die Betriebsleiter befragt. Im Vordergrund stand dabei das Futtermanagement.

Ein weiterer Schwerpunkt der Studie stellte die pathologisch-anatomische Untersuchung von Schlachttieren dar. Es wurden insgesamt 40 Schweine beprobt. Dabei wählte man aus den Niedrig-Risiko-Betrieben je ein gesundes Schwein aus. Ferner wurden je drei Schweine aus den Hoch-Risiko-Betrieben ausgewählt, ein Tier ohne Schwanzläsionen, ein Schwein mit akuten Schwanzläsionen und ein Tier mit chronischen Läsionen.
Bei jedem Tiere wurde eine optische Prüfung der Schleimhäute des Magens und der jeweiligen Darmabschnitte vorgenommen. Für die histologische Untersuchung wurden ferner in jeder Gruppe Abschnitte des Magen-Darm-Trakts beprobt und anschließend Hämatoxylin-Eosin-Schnitte gefertigt.

Hier die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Nährstoffgehalte der Futterrationen aus den HRB und NRB zeigten keine Unterschiede. Der Rohfasergehalt im Futter aus den NRB lag tendenziell höher als im Futter der HRB. Die Siebanalyse der Futtermittel aus den HRB und NRB ergab ein ähnliches Verteilungsmuster der Partikelgrößen.
  • Bei den untersuchten Schweinen der HRB wiesen 26 Tiere (87 %) pathologische Veränderungen der Magenschleimhaut auf. Bei den Tieren der Nicht-Risiko-Betriebe lag die Rate bei nur 50 %.
  • Die Haptoglobinwerte der Schweine mit akuten Läsionen aus den Risikobetrieben lagen höher als bei den Kontrollschweinen (ohne Läsionen).
  • Diese Ergebnisse entsprachen auch den pathologischen Befunden der Geschlinge und des Magen-Darm-Traktes, die makroskopisch auf ein entzündliches Geschehen hinwiesen.
  • Die histologischen Untersuchungen zeigten, dass die Gruppe der Schweine mit chronischen Läsionen tendenziell höhere Scores aufwiesen als die Gruppen HRB gesund und NRB gesund. Auch bei den Schweinen mit akuten Läsionen aus HRB konnte man im Gegensatz zu den gesunden Tieren ansteigende Scorewerte feststellen.

Fazit: Die Studie bietet Anhaltspunkte, dass es vornehmlich bei akuten und chronischen Schwanzläsionen
Die Förderung der Darmgesundheit soll das Schwanzbeißrisiko mindern. zu Veränderungen der Darmschleimhaut kommt. Daher könnte ein Zusammenhang zum Schwanzbeißen bestehen. Diese Hypothese bedarf jedoch weitere Untersuchungen, insbesondere auch die Einbeziehung von mehr Betrieben.

Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Zentek (juergen.zentek@fu-berlin.de)

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