Im Sommer gehen hohe Stalltemperaturen zulasten der Leistung und Tiergesundheit. Eine effiziente Lüftung und Wasser-Kühltechniken wirken dem entgegen.
Michael Werning, SUS
Im Hochsommer steigt mit den Temperaturen auch die Unruhe bei den Schweinehaltern. Besonders hochträchtige Sauen und schwere Mastschweine reagieren empfindlich auf Hitzestress. Die Folgen reichen von Leistungsdepressionen bis Totalverlust.
Am Wetter ist zwar wenig zu machen, dafür bieten sich aufseiten des Managements und der Technik verschiedene Ansätze, um einem heißen Sommer entspannter entgegenzusehen.
Lufteinlässe checken
Den Anfang macht eine gründliche und systematische Wartung der Lüftung. Sie startet mit der Reinigung der Zuluftöffnungen, die häufig in Giebel oder Traufe installiert und durch einen feinen Maschendraht gesichert sind. Hier sammeln sich schnell Staub oder Blätter an, wodurch sich der Querschnitt der Zuluftfläche verringert. Die Folge: Der Gegendruck für die Lüftung nimmt zu, die Ventilatoren laufen im kostspieligen Hochdrehzahl-Bereich und dennoch gelangt zu wenig Frischluft in die Abteile.
Ähnliche Probleme bei den abteilseitigen Zuluftpunkten. Hier setzen sich Rieseldecken und Lochplattenkanäle durch niedrige Luftraten und kaltfeuchte Frischluft im Winter mit Staub zu. Diffuse Decken können so mehr als 50 % ihrer Durchlässigkeit einbüßen.
Schon aus Gründen der Tiergesundheit ist aber nicht angeraten, solange zu warten, da Staubablagerungen Salmonellen & Co. ideale Lebensbedingungen bieten. Einmal jährlich reinigen lautet das Gebot, wobei ein Wartungsgang die Reinigung mit Wasser oder Druckluft deutlich erleichtert.
Nach Falschluft suchen
Ebenso wie ein Mangel an Frischluft kann auch dessen falsche Führung ins Abteil problematisch sein. Neben der intensiven Kontrolle der beweglichen Teile wie Seilzüge oder Strömungsklappen ist auch nach Falschluftquellen zu suchen. Als häufige Störquellen gelten undichte Güllekanäle und Türen. Der Einsatz spezieller Rauchkapseln macht die Suche einfacher.
Aufseiten der Abluftführung ist den mechanischen Bestandteilen wie Pendelklappen, Zugfedern usw. besondere Aufmerksamkeit zu schenken, da sie durch die staub- und ammoniakhaltige Stallluft stark beansprucht werden. Der Abluftkamin ist in der Regel gut zu erreichen, weshalb dessen Säuberung in die Routine des Stallwaschens aufzunehmen ist.
Speziell Betreiber von Luftwäschern sollten die Reinigung des Abluftsystems ernst nehmen. Gleich wie bei verdreckten Zuluftöffnungen nimmt durch verstopfte Filterpakete der Gegendruck im System zu, was bei hohen Sommer-Luftraten nicht nur die Betriebskosten steigen lässt, sondern auch der Reinigungsleistung abträglich ist.
Fühler nicht blind vertrauen
Weitere wichtige Kontrollpunkte des Lüftungschecks sind die Temperaturfühler im Innen- und Außenbereich. Ohne eine exakte Temperaturerfassung fehlt dem Steuerungscomputer die Berechnungsbasis. Für die Überprüfung reicht schon ein einfaches Thermometer, welches mit ins Abteil gehängt wird. Treten Abweichungen von über 2°C auf, ist eine Reparatur oder ein Austausch erforderlich.
Neben der Messgenauigkeit ist die Position des Sensors entscheidend. Er sollte möglichst nah im Tierbereich und nicht knapp unterhalb der Stall-decke oder an Wasser- bzw. Futterleitungen hängen. Für den Außenfühler ist eine Stelle ohne direkte Sonnenstrahlung zu wählen, da dies die Mess-ergebnisse verfälscht.
Notfall-Alarm simulieren
Verlässliche Angaben zur Außentemperatur sind wichtig, damit die Steuerung auf Tag-Nacht-Schwankungen reagieren kann. Über eine Absenk-Automatik werden Regelbereich und Solltemperatur automatisch angepasst. Das ist vorteilhaft, um etwa an sehr heißen Tagen die Soll-Temperatur für die Morgenstunden hochzusetzen. So wird vermieden, dass direkt die kühle Nachtluft im Stall durch warme Außenluft ausgetauscht wird.
Denn zu beachten ist, dass die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur sommertags nicht groß ist und der angestrebte Soll-Wert über Luftaustausch erreicht werden muss. Zu diesem Zweck ist die maximale Ventilation in dieser Zeit auf 100 % zu stellen.
An die Soll-Temperatur gekoppelt ist die Alarmanlage, wo Grenzwerte für Unter- und Übertemperatur hinterlegt sind. Bei deren Erreichen sollte sich sowohl akustisch vor Ort als auch telefonisch auf dem Handy des Betriebsleiters ein Alarm einstellen. Ein Alarmtest ist mindestens zweimal im Jahr durchzuführen und zu dokumentieren.
Zuluft kühlen
Abgesehen von einer funktionssicheren Lüftung und grundlegenden Ansätzen beim Stallbau gibt es verschiedene Nachrüstmaßnahmen gegen Hitzestress. Ein altbekannter Kniff ist die Installation von Gartensprengern auf dem Dachfirst des Stalles. Gesteuert über eine Zeitschaltuhr sorgt dieses einfache Berieselungssystem dafür, dass sich die Dachhaut über die Verdunstung des Wassers abkühlt und es zu einem verminderten Wärmeeintrag über die Stalldecke kommt.
Eine weitere Technik, bei der auf Verdunstungskühlung gesetzt wird, ist die Sprühbefeuchtung der Zuluft. Hier wird durch die Steigerung der Luftfeuchtigkeit ein Teil des Wärmeinhaltes der Luft gebunden. Praxiserfahrungen zeigen, dass sich so ein Abkühlungseffekt von bis zu 8 Kelvin erzielen lässt.
Infrage kommt die Befeuchtung der Frischluft im zentralen Luftkanal oder der Raumluft. Stärker tritt der Kühleffekt bei der Vorkonditionierung der Luft im Zentralgang ein, wo diese noch an kalten Flächen, wie Betonböden und gemauerten Wänden entlangströmt.
Für diese Handhabe würde sich der Einbau von bewässerten Kühlwänden (Coolpads) oder Rotationszerstäubern anbieten. Bei der zuerst genannten Kühlvariante wird die Frischluft durch eine außenstehende Lochziegelwand oder ein Kunststoff-Pad mit Waben-struktur in den Stall gezogen. Das Wasser, welches über die Steine bzw. Waben fließt, wird aufgefangen und stetig im Kreis gepumpt.
Beim Rotationszerstäuber handelt es sich um eine kompakte und mobile Technik, die direkt im Zuluftstrom der Lüftung installiert wird. Angeschlossen am Leitungssystem wird das Wasser mit 12000 Umdrehungen/Minute im 360°-Winkel als feiner Nebel verteilt.
Wasser im Abteil vernebeln
Soll die Luftkühlung erst im Abteil erfolgen, fällt die Entscheidung zwischen dem Nieder- oder Hochdruckverfahren. Bei beiden Systemen verlaufen unterhalb der Stalldecke mit Düsen gespickte Wasserleitungen.
Im Hochdrucksystem wird mit einem Druck von ca. 70 bar und sehr kleinen Düsen gearbeitet. Die Tropfen sind entsprechend fein und werden direkt von der Luft aufgenommen. Wird Brunnenwasser vernebelt, ist auf Kalk- oder Eisenrückstände zu achten, die die Düsen verstopfen können. Möglicherweise ist ein Wasserfilter notwendig.
Im Niederdruckverfahren wird mit einem Druck zwischen 3 bis 5 bar gearbeitet. Häufig wird diese Kühlung mit einer Einweichanlage kombiniert. Nachteil: Der Wasserdruck liegt im Normalbereich, die Vernebelung ist deutlich gröber und das Wasser wird von der Luft schlechter aufgenommen. Darunter leidet der Kühleffekt und bei einer Positionierung des Düsenstranges über der Bucht besteht die Gefahr, den Boden bzw. die Tiere einzunässen. In Kombination mit Zugluft ist das ein Risiko für die Tiergesundheit.
Luftfeuchte messen
Ob Vorkonditionierung oder Kühlung der Raumluft – ohne Kopplung an die Temperatur und die gegebene Luftfeuchtigkeit sollte keine Verdunstungskühlung betrieben werden. Denn übersteigt die Luftfeuchte im Stall 80 %, verliert die effektivste Abkühlmethode der Schweine, nämlich das vermehrte ausatmen mit Wasser angereicherter Luft, ihren Effekt.
Eine automatische Feuchtemessung macht es zudem möglich, die Kühlung nicht allein an sehr heißen Tagen zu nutzen. Bei kühler, aber sehr trockener Witterung lässt sie sich dann auch zuschalten, wenn die empfohlene Mindest-Luftfeuchtigkeit von 60 % unterschritten wird.
Fazit
Für den Sommer ist die Lüftung entsprechend fit zu machen. Das gewährleistet eine ausreichende Effizienz bzw. Betriebssicherheit und beugt erhöhten Betriebskosten vor.
Über die Verdunstungskühlung stehen einige praktikable Maßnahmen gegen Hitzestress zur Verfügung. Entscheidend dabei sind eine feine Wasserverneblung und ein gut eingestimmtes Zusammenspiel zwischen Temperatur und gegebener Luftfeuchtigkeit.