Ferkelerzeuger Völker hat ein Abteil für das Gruppensäugen umgebaut. Die ersten Erfahrungen sind positiv.
Heinrich Niggemeyer, SUS
Wir haben versuchsweise in einem herkömmlichen Abteil ab der zweiten Säugewoche die hinteren Buchtenwände entfernt. So hatten die Saugferkel mehr Platz zum Erkunden und die Würfe mischten sich. Das war ein schönes Bild“, erinnert sich Günther Völker. Auch Sohn Jonas und Tochter Sara, die zusammen den 400er-Sauenbetrieb in Rheda-Wiedenbrück managen, waren davon angetan. „Für all die Würfe brauchten wir nur einen größeren Futterautomaten aufzustellen“, ergänzt Völker junior. „Und die Ferkel kannten sich bereits, sodass es nach dem Umstallen ins Flatdeck keinerlei Beißereien gab.“
Abteil umgebaut
Auch die säugenden Sauen sollten mehr Freiraum erhalten, weshalb Günther Völker wenig später eine klassische Bewegungsbucht ausprobierte. Doch diese gefiel dem experimentierfreudigen Ruheständler nicht sonderlich: „Es ist von Vorteil, wenn sich das beheizte Ferkelnest in unmittelbarer Nähe zur Sau befindet. Dann kann man bequem die Ferkel greifen, um sie zu kontrollieren oder zu behandeln. Dies setzt den Ferkelschutzkorb voraus, auf den wir an den ersten Tagen nach der Geburt auch aus Tierschutzgründen nicht verzichten wollen.“
So war die Idee geboren, eine Kombination anzustreben: Die Einzelaufstallung in einer kompakten Bucht für die erste Woche sowie ein Gemeinschaftsraum für das Gruppensäugen. Schnell wurde ein passendes Abteil gefunden, welches unabhängig davon renoviert werden musste. Dort wurden mit dem Kopf zur Wand zwei mal drei Abferkelbuchten installiert. Diese sind mit beheizbaren Ferkelnestern, Liegeflächen aus Gussrosten sowie einer Nasenlüftung für die Sau ausgestattet. Die Fläche zwischen den Buchtenreihen wurde mit Kunststoffboden ausgelegt. Die Stallbauberatung und Ausführung übernahm eine ortsansässige Firma.
„Mitten in der Planung bekamen wir die Information, dass die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Modellbetriebe für das Gruppensäugen sucht. Daraufhin haben wir uns beworben. An einer Zusammenarbeit waren wir nicht nur der Zuschüsse wegen interessiert, sondern auch wegen der Betreuung und Vernetzung mit anderen Betrieben“, fährt Jonas Völker fort.
Sau eine Woche fixiert
Und so wird das neu konzipierte Abteil genutzt: Nach der Sauendusche werden sechs Tiere in das Gruppenabteil aufgestallt. Die hochtragenden Muttertiere zeigen kaum Aggressionen. „Aus der 40er-Abferkelgruppe wählen wir gut konditionierte Sauen im zweiten bis vierten Wurf aus“, berichtet Abferkelchefin Sara. Die Sauen können sich jederzeit im offen stehenden Kastenstand zurückziehen. Bislang wurden nur ältere Muttertiere gruppiert. Erfahrungen, ob auch Erstlingssauen zurecht kommen, liegen noch nicht vor.
Kurz vor der Geburt werden die Sauen dann im Kastenstand fixiert. Dort ferkeln sie in Ruhe ab und bleiben bis zu acht Tage eingesperrt. „Man kommt sehr gut an die Ferkel heran, um sie beispielsweise mit Eisen zu versorgen. Auch brauchen Mutter und Kind zunächst diesen engen Kontakt, um eine stabile Beziehung aufzubauen“, fährt Günther Völker fort.
Sehr großen Wert legt der Betrieb auf den intensiven Wurfausgleich und alle Maßnahmen, um ein Abfallen einzelner Ferkel zu vermeiden. Bei 14,5 lebend geborenen Ferkeln je Wurf liegen die Saugferkelverluste bei 11 %. „Wir sehen da keinen Unterschied zu unserem konventionellen Abferkelbereich“, unterstreicht Jonas Völker.
Drei Wochen Freiraum
Wenn die Schotten für das Gruppensäugen hochgezogen werden, müssen alle Ferkel stark genug sein. „Bisher haben wir in drei Durchgängen nur zwei Erdrückungsverluste im Laufbereich zu beklagen“, berichtet Sara Völker. Auf eine Schutzstange entlang der Wände im Gemeinschaftsraum verzichtet der Betrieb.
Nach dem Öffnen der Türen wird der gemeinsame Lauf- und Aktivitätsbereich intensiv genutzt. Als Schlafplatz ziehen viele Sauen jedoch den Kastenstand vor. „Dank der Nasenlüftung und den etwas kühleren Gussrosten ist das Liegen dort angenehmer“, vermutet Günther Völker.
Ansonsten ist ein buntes Treiben im Gemeinschaftsraum zu beobachten. Die Ferkel spielen und suchen den Kontakt zur Mutter, aber auch zu den anderen Sauen. Die Topigs-Tiere sind absolut gruppenverträglich. „Man hat den Eindruck, dass Sauen und Ferkel das große Miteinander genießen“, so der Sauenexperte.
Morgens werden die Sauen im Kastenstand mit 2,5 kg Futter versorgt. Den Rest der Tagesration holen sich die Tiere aus einem zusätzlichen Automaten im Laufbereich. Durch das Fressen am Gemeinschaftsautomaten werden die Ferkel animiert, sich ebenfalls mit dem Futter zu beschäftigen. Die Schale des Automaten ist flach, sodass einzelne Ferkel auch hineinsteigen können. Dass hier nur Sauenfutter zu holen ist, scheint die Ferkel nicht zu stören.
Um die Entwicklung der Ferkel beurteilen zu können, hat Familie Völker die Absetzgewichte erfasst. Nach den ersten Eindrücken dürften diese nur wenig geringer ausfallen als im konventionellen System. „Dies ist der erheblichen Aktivität der Ferkel geschuldet“, mutmaßt Jonas Völker. Es stehen jedoch noch exakte Vergleichsuntersuchungen an. Positiv ist, dass die Sauen dank der Bewegung regelmäßiger Kot absetzen. Dieser ist nach Völkers Beobachtungen sämiger als in den anderen Abteilen, obwohl die Sauen dasselbe Säugefutter erhaltet.
Vorteile überwiegen
Berufskollegen, die Völkers Gruppenbucht besichtigen, fragen regelmäßig nach dem Platzbedarf je Sau. Hier ist die kompakte, 1,8 x 2,4 m große Abferkelbucht anzuführen, die eine Fläche von ca. 4,3 m2 bietet. Hinzu kommen weitere 2,7 m2 anteilige Lauffläche.
Im Vergleich zum herkömmlichen System wird zwar mehr umbauter Raum je Sau benötigt. „Im direkten Vergleich mit großzügigen Freilaufbuchten ist die Differenz unbedeutend“, meint Oliver Urhahn von der Firma Kari, der den Umbau geplant hat. Die Abferkelbucht allein dürfte nicht teurer kommen.
Das geräumige Abteil hat auch Vorteile, z.B. beim Reinigen. „Dadurch ist das Ställewaschen viel angenehmer“, so Jonas Völker. Zumal der Nestbereich ohnehin kaum verschmutzt, da Sauen und Ferkel ausschließlich im Bewegungsbereich abkoten.
Allerdings lassen sich die Ferkel schlecht einfangen. Hier wünscht sich der Sauenhalter eine bauliche Lösung, um Ferkelgruppen einzusperren. Derzeit werden die am Ende der Säugezeit anstehenden Ferkel-Impfungen mit dem Umsetzen ins Flatdeck kombiniert. „Dann habe ich die Möglichkeit, etwa 15 bis 20 Ferkel im Flatdeckgang zu fixieren“, erklärt Jonas Völker.
Fazit
Der Betrieb Völker sammelt Erfahrungen mit dem Gruppensäugen. In einem Abteil sind sechs Abferkelbuchten eingebaut und der Raum zwischen den Buchten als perforierter Laufbereich ausgestattet. Den Ferkeln und Sauen wird eine Woche nach der Geburt die Möglichkeit gegeben, sich frei zu bewegen. Dadurch wird das Tierwohl vor allem der Sauen gesteigert. Auch lernen die Ferkel von den Müttern das Fressen, was den Übergang zur Ferkelaufzucht erleichtert. Der umbaute Raum je Sau fällt etwas höher aus. Weitere Erfahrungen sind notwendig, um das System abschließend zu bewerten.