Jede zweite Sau sollte mindestens vier Würfe schaffen. Was muss man tun, damit die Muttertiere eine hohe Lebensleistung erzielenDie Ferkelerzeuger haben einen gewaltigen Leistungsschub realisiert. Organisierte Betriebe schaffen heute im Mittel fast 25 abgesetzte Ferkel/Sau und Jahr. Für die Muttertiere ist das ein Kraftakt. Insbesondere viele junge Sauen kommen an ihre Grenzen und scheiden vorzeitig aus. Die Ursache sind vor allem Fruchtbarkeits- und Fundamentprobleme. Beste Leistung ab 3. Wurf Betriebe mit vorzeitigen Jungsauenabgängen sind bei der Sauenselektion eingeschränkt. Denn bei ihnen müssen ältere Sauen länger im Bestand bleiben, damit die Remontierung nicht zu stark steigt. Letztlich kommt es zur Überalterung des Bestandes, und die Altersstruktur der Herde gerät aus dem Lot. Dies hat fatale Folgen für die Her-denleistung. Wie wichtig das Alter der Sauen ist, zeigen Auswertungen zum Ferkelindex. Er gibt an, wie viele Ferkel bei 100 Belegungen geboren wurden. Die Übersicht unten zeigt, dass der Ferkelindex bei den Sauen im dritten bis sechsten Wurf mit bis zu 1 030 am höchsten ist. Bei den jüngeren Sauen ist der Index mit knapp über 900 deutlich geringer. Besonders stark ist der Leistungsabfall bei den älteren Sauen mit mehr als sechs Würfen. Im neunten Wurf fällt der Ferkelindex dramatisch auf 850 zurück. Wie wichtig die Altersstruktur der Herde für die Leistung ist, zeigen auch überbetriebliche Sauenplaner-Auswertungen. So haben erfolgreiche Betriebe mit hohen Ferkelzahlen in der Regel eine homogene Altersverteilung (siehe Übersicht 1). Pro Wurf scheiden kontinuierlich etwa 10 % der Sauen aus. Sehr alte Sauen mit neun oder mehr Würfen stehen kaum im Bestand. Ganz anders ist die Situation in weniger erfolgreichen Betrieben. Hier erreichen in ungünstigen Fällen mehr als 60 % der Sauen nicht den vierten Wurf, weil sie vorher ausscheiden. Gleichzeitig gibt es sehr viele alte oder sogar sehr alte Sauen mit mehr als zehn Würfen. Neben dem Leistungsabfall verursachen vorzeitige Sauenabgänge steigende Remontierungskosten. So führt bereits eine 10 % höhere Remontierung zu Mehrkosten von rund 20 € pro Sau und Jahr. Auch dieser Aspekt unterstreicht, dass die Altersstruktur einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Ferkelerzeugung ist! 65 Ferkel pro Sauenleben Professionelle Betriebe sollten daher eine Remontierungsquote zwischen 40 und 45 % anstreben. Das heißt: Der Anteil der Jungsauenwürfe liegt bei 20 %. Wichtig ist zudem, dass möglichst viele Sauen den Mittelblock vom 3. bis 6. Wurf erreichen. Hierzu sollten 50 % der Sauen mehr als vier Würfe absolvieren. Gleichzeitig ist natürlich eine möglichst hohe Fruchtbarkeit in jedem Wurf gefragt. Als weitere Zielgröße gilt daher: Die Sauen sollen eine Lebensleistung von 65 abgesetzten Ferkeln erreichen. Um die Ziele zu realisieren, sollte man zunächst die Risikofaktoren für vorzeitige Sauenabgänge ausschalten: Eingliederung: Überbelegung und mangelnde Hygiene gehören hier zu den größten Problemen. Als Richtschnur gilt, dass maximal 8 bis 10 % der Sauen vor bzw. direkt nach dem ersten Wurf ausscheiden sollten. Ist ihr Anteil höher, sollte man die Bedingungen in der Quarantäne kritisch prüfen. Das Erstbelegungsalter der Jungsauen sollte mindestens 250 Tage betragen. Nur so haben sie genügend Stabilität für die späteren Würfe. Körpergewicht: Jungsauen sollten bei der ersten Belegung 140 bis 150 kg und beim Abferkeln rund 220 kg wiegen. Kontrollieren Sie die Gewichtsentwicklung zumindest stichprobenartig. Die Rückenspeckdicke sollte bei der ersten Belegung 15 bis 18 mm betragen. Allerdings variieren die Richtwerte in Abhängigkeit der Genetik. Am besten kontrollieren Sie die Speckauflage mit einem Ultraschallgerät. Kondition: Während der Laktation sollten die Sauen maximal 15 kg Gewicht verlieren. Wichtig sind hierfür eine optimale Energieversorgung in der Säugephase, der Einsatz von Ammen sowie die rechtzeitige Beifütterung. Die Säugedauer sollte maximal 25 Tage betragen. Bei längeren Säugezeiten und großen Würfen sind höhere Gewichtsverluste kaum vermeidbar. Sauenabgänge kritischanalysieren Neben dem Ausschalten der Risikofaktoren sollte man die Ursachen für Sauenabgänge genau analysieren. Voraussetzung hierfür ist, dass man die Abgänge exakt dokumentiert. Am besten orientiert man sich am so genannten ZDS-Code. Auf dieser Basis werden im Sauenplaner 10 bis 15 Abgangsursachen hinterlegt. So kommt man Schwächen im Management besser auf die Spur. Auch überbetriebliche Auswertungen belegen, welche Punkte oft zu Sauenabgängen führen. So zeigt Übersicht 2, dass Fundament- und Fruchtbarkeitsprobleme zusammen fast 40 % der Sauenabgänge verursachen. Beide Punkte sind besonders wichtig, da sie häufig zu vorzeitigen Abgängen junger Sauen führen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Fundament-bedingten Ausfällen. Denn diese haben stark zugenommen. Fundamentprobleme haben verminderte Trächtigkeitsergebnisse und Abferkelquoten zur Folge. Zudem verursachen diese Sauen im Weiteren oft erhöhte Erdrückungsverluste. Ziel ist daher, auftretende Fundamentschwächen im Betrieb genau zu beobachten. Oft werden in der Praxis noch Lahmheiten und Klauenverletzungen zusammengefasst. Zielführender ist jedoch die getrennte Zuordnung. Bei der Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung und Selektion ist daher stets darauf zu achten, dass die in der Mutterrassenzucht aktiven Tiere beider Geschlechter korrekt auf den Beinen stehen, optimale Gelenkwinkel aufweisen und über gesunde Klauen verfügen. Auch der Ferkelerzeuger selbst kann positiv auf die Fundament-Qualität einwirken. Hierzu sollte man die Jungsauen nach Anlieferung kritisch beurteilen. Am besten bewertet man die Fundamente mithilfe eines erfahrenen Beraters auf Basis der linearen Beschreibung. Zögern Sie nicht, Problemtiere zu reklamieren. Jungsauen mit Fundamentschwächen sind keine Zuchttiere! Ein weiterer Ansatz bietet sich für Betriebe mit Eigenremontierung. Sie sollten besonders bei der Eberauswahl auf stabile Fundamente achten. In der Exterieur-Bewertung der Eber ist die Qualität der Fundamente detailliert beschrieben. Fazit Ferkelerzeuger mit großen Würfen kämpfen oft damit, dass junge Sauen vorzeitig ausfallen. Das bringt die Altersstruktur der Herde aus dem Lot, und die Remontierungskosten steigen. Um gegenzusteuern, sollte man die Risikofaktoren für Sauenabgänge ausschalten. Wichtig ist auch, dass man die Abgangsursachen genau analysiert. Der Aufwand lohnt sich. Denn die Altersstruktur der Sauenherde ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Ferkelerzeugung!