Jonas Würtz hat mit zwei anderen Junglandwirten das Unternehmen Go Gris gegründet. Erfolgreich stellen sie sich den Herausforderungen in der Schweinehaltung.
Michael Werning, SUS
Fünf Familien aus zwei Generationen, die gemeinsam auf sieben Standorten Schweinehaltung und Ackerbau betreiben. Das Konzept hinter der Betriebskooperation Go Gris, auf Deutsch „Gutes Schwein“, ist auch für dänische Verhältnisse ungewöhnlich. „Die Landwirtschaft entwickelt sich dynamisch weiter. Wer da mitgehen will, muss viele Kompetenzen bündeln“, erklärt Jonas Würtz aus Østbirk in der Nähe von Aarhus.
Der 36-Jährige ist Mitgründer der 2008 ins Leben gerufenen Kooperation.Sein Hauptaufgabengebiet ist die Sauenhaltung auf seinem Stammbetrieb in Østbirk. Seine beiden Mitstreiter, die Cousins Mads und Martin Mogensen leiten die Betriebszweige Aufzucht und Mast bzw. Ackerbau.
Jeder der drei Betriebsleiter hat zwar seinen eigenen Betrieb und Verantwortungsbereich innerhalb von Go Gris. „Doch wir wollen gemeinsam ein Ziel erreichen: Innovativ und rentabel Schweine halten und Ackerbau betreiben!“, bringt Würtz die Unternehmensphilosophie auf den Punkt.
Seniorpartner machten es vor
Dabei wurde der Grundstein für Go Gris gelegt, da waren die heutigen Betriebsleiter noch gar nicht geboren. Vor über 40 Jahren beschlossen die Brüder Poul-Erik und Hans-Jørgen Mogensen, dass zwar jeder von ihnen auf seiner eigenen „Scholle“ bleibt, sie aber in verschiedenen Bereichen eng zusammenarbeiten. Anfangs in Form einer Maschinengemeinschaft, weitete sich das Bündnis schnell auf die Schweinehaltung aus.
Ihre Söhne Mads und Martin haben die Partnerschaft ihrer Väter übernommen und mit Jonas Würtz bzw. der gemeinsamen Go Gris-Gründung sogar noch erweitert. „Mads habe ich in der Landwirtschaftsschule kennengelernt. Anschließend habe ich mehr als zwei Jahre lang für seinen Vater Poul-Erik die Ferkelaufzucht und Mast auf dem Standort Stenkær geleitet“, erzählt Jonas Würtz zu den Anfängen.
Zu dieser Zeit besaß der Quereinsteiger noch keinen eigenen Betrieb. Als dann 2007 der Sauenbetrieb Evasminde in Østbirk zum Verkauf stand, zögerte Würtz nicht lange. „Dadurch, dass wir zeitgleich Go Gris gründeten, musste ich bei meinem Einstieg nur die Ställe und nicht zusätzlich den teuren Boden finanzieren“, so der Jungunternehmer. Denn neben der Aufzucht und den Mastkapazitäten für jährlich rund 32000 Mastschweine brachten die Mogensen rund 600 ha Acker in die Kooperation ein.
Geteilte Aufgabenbereiche
Ein Großteil der Flächen sind immer noch im Besitz der beiden Seniorpartner Poul-Erik und Hans-Jørgen Mogensen, die diese an die Juniorpartner verpachten. „Poul-Erik hat sich mittlerweile aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen, aber Hans-Jørgen steht uns noch im Stall und auf dem Feld als Berater zur Seite“, so Würtz.
Die Hauptlast verteilt sich auf die Schultern der drei Junglandwirte und ihren neun festen Mitarbeitern plus Aushilfen. Dabei sind die Aufgabenbereiche klar definiert. Der Kernbereich von Würtz ist die Ferkelerzeugung. Mit 1000 Sauen erzeugt er jährlich rund 36000 Ferkel. Dank strenger Hygiene sind die Jungtiere frei von APP und PRRS, wenn sie mit rund 7kg Lebendgewicht den Betrieb verlassen.
Ab da übernimmt Mads Mogensen die Verantwortung. Er kümmert sich um die Aufzucht und Mast. Die ist aufgesplittet auf fünf verschiedene Standorte in der Region. Der größte Aufzuchtstandort Stenkær in Horsens ist nur fünf Autominuten von Würtz Sauenanlage entfernt. Dort steht auch die eigene Futtermischanlage, die 2011 nach schlechten Erfahrungen mit Fertigfutter und drei Jahren intensiver Planung gebaut wurde. Hier werden sämtliche Futtermittel selbst gemischt und mit einem Lkw zu den einzelnen Standorten gefahren.
Entsprechend getreidelastig ist der Ackerbau aufgestellt. Insbesondere Winterweizen, Sommergerste und Raps dominieren die Fruchtfolge. Für die Bewirtschaftung kann Martin Mogensen auf einen modernen und schlagkräftigen Maschinenpark zurückgreifen.
Alle zwei Wochen Treffen
„Damit im Führungskreis jeder weiß, was gerade in den anderen Betriebszweigen läuft, setzen wir drei uns mindestens alle zwei Wochen zusammen“, erzählt Jonas Würtz. Dabei werden auch immer die aktuellen Leistungsspiegel aus der Schweinehaltung vorgestellt. Die können sich sehen lassen. Würtz setzt derzeit 36 Ferkel pro Sau und Jahr ab, und die Saugferkelverluste bewegen sich, trotz freier Abferkelung, um die 10%. „Wir haben kaum Probleme mit aggressiven Sauen. Allerdings wären die Erdrückungsverluste um 2 bis 3% geringer, wenn die Sauen fixiert wären“, schätzt der Ferkelerzeuger. Mit der Umrauscherquote von lediglich 3% ist er dagegen sehr zufrieden.
In der Mast sind die Leistungen ebenfalls überdurchschnittlich. Die für Dänemark typische Kreuzung Danzucht x Duroc erreicht Tageszunahmen zwischen 990 und 1020 g. Die Futterverwertung liegt mit 1:2,65 auch auf einem Top-Niveau. Im Vergleich zu Deutschland gehen die Mastschweine aber auch mit einem deutlich leichteren Lebendgewicht von rund 105 kg zum Schlachter. Da der Danish Crown-Schlachthof in Horsens sehr günstig zu den Mast-Standorten gelegen ist, werden die Tiere selbst gefahren.
Label-Teilnahme geplant
Zwar werden die Schlachtschweine in Dänemark durch einen internationalen Benchmark-Preis und ein nicht allzu üppiges Angebot mittlerweile besser bezahlt als noch vor einigen Jahren. Dennoch wollen Würtz und seine Mitstreiter 2018 bei der Einstiegsstufe des staatlichen Tierwohllabels „Bedre Dyrevelfærd” mitmachen. Umgerechnet 13 Cent pro kg Schlachtgewicht kommen dann oben drauf.
Doch die Kriterien für das dreistufige Label sind hoch. Neben dem Abferkelstall, wo Würtz schon länger freiwillig auf den Freilauf setzt, dürfen auch die Sauen im Deckstall zu keiner Zeit mehr fixiert werden. „Das halte ich aber immer noch nicht für eine so große Herausforderung wie die vorgeschriebene Langschwanzhaltung“, schildert der Schweinehalter.
Aktuell laufen dazu auf mehreren Standorten verschiedene Testdurchgänge. Ähnlich wie in Deutschland hat sich die Ferkelaufzucht als größter Knackpunkt herauskristallisiert. „Am besten lief es bisher mit 20% mehr Platz und viel Stroh. Allerdings mussten wir auch schon Durchgänge hinnehmen, wo mehr als 25% der Tiere Schwanzverletzungen aufwiesen“, so Würtz.
Verbraucher ansprechen!
Seine große Sorge ist, dass immer mehr dänische Betriebe auf das Schwänzekupieren verzichten, ohne wirklich darauf vorbereitet zu sein. „Zunächst würde das auch öffentlich als Erfolg wahrgenommen werden. Dann tauchen die ersten Zahlen zu den Verlustraten auf und der Aufschrei ist groß“, befürchtet der Sauenexperte.
Seiner Meinung nach muss die Branche schwierige Themen wie das Schwänzekupieren oder die Kastration aktiver kommunizieren. Denn selbst im ländlichen Østbirk wird die Kluft zwischen Verbraucher und Landwirte immer größer.
Das hängt auch damit zusammen, dass in der nahegelegenen Großstadt Aarhus das Wohnen immer teurer wird und deshalb viele Menschen ins Umland ziehen. „Auf einmal wohnt jemand in der Nähe eines großen Schweinebetriebes und kennt die Tiere nur aus dem Fernsehen. Gerüche oder Lkw-Verkehr bergen dann schnell Konfliktpotenzial“, weiß Würtz.
Facebook als Sprachrohr
Um dem entgegenzuwirken, begann er 2013 auf Facebook Beiträge über seinen Betrieb und Go Gris zu veröffentlichen. Anfänglich informierte er die Leute nur über die Zeitfenster, in denen Gülle im Betrieb ausgebracht wurde. Schnell merkte er aber, dass die Leute mehr über die moderne Landwirtschaft erfahren wollten. Mittlerweile versucht er mindestens einmal pro Woche einen Beitrag zu den verschiedensten Themenfeldern zu schreiben.
„Die Bandbreite reicht da von der Produktionstechnik bis hin zu verschiedenen Arbeitsschritten wie Absetzen oder Ferkelbehandlung“, so Würtz. Zudem teilt er häufiger Infografiken, die die dänische Landwirtschaftskammer speziell für die Verbraucherkommunikation entworfen hat.
Seine Beiträge lesen inzwischen mehrere Tausend Leute. Mit Abstand am erfolgreichsten war bisher ein Video, welches alle Seiten der Schweinehaltung in der Go Gris-Kooperative zeigt. Mehr als 20000 Facebook-Nutzer haben es gesehen und auch vielfach kommentiert – zum überwiegenden Teil positiv. „Das ist natürlich eine schöne Bestätigung“, gibt Jonas Würtz zu.
Mitarbeitersuche online
Mittlerweile hat der Facebook-Kanal von Go Gris einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Das hat der Däne im vergangenen Jahr genutzt, um auf verschiedene Aktionen aufmerksam zu machen.
Eine besondere Veranstaltung war im September der Tag des offenen Hofes, zu dem Würtz über 1200 Leute auf seinem Betrieb begrüßen durfte. „Die Organisation hatte es zwar in sich. Die tolle Atmosphäre an dem Tag werde ich aber nie vergessen“, erzählt Würtz noch heute begeistert.
Einen ganz praktischen Nutzen haben seine Aktivitäten auf Facebook mittlerweile auch. Neue Mitarbeiter werden nur noch über das soziale Netzwerk gesucht. Bei der letzten Stellenausschreibung erhielt Go Gris mehrere Dutzend Bewerbungen. „Neben der Imagepflege vielleicht ein weiterer Ansporn für Berufskollegen, auf Facebook und Co. die moderne Landwirtschaft zu zeigen“, hofft Würtz.
Fazit
Jonas Würtz und seine beiden Partner Mads und Martin Mogensen haben ihre Betriebe zu einem gemeinsamen Unternehmen mit annähernd 1000 Sauen im geschlossenen System und über 600 ha vereint. Die einzelnen Betriebszweige bzw. Verantwortungsbereiche sind untereinander klar aufgeteilt und jeder ist in seinem Bereich ein absoluter Spezialist. So erzielt das Team im Stall Topleistungen.
Darüber hinaus betreibt Würtz auf Facebook erfolgreich Imagepflege für die moderne Landwirtschaft. Tausende von Leute lesen seine Beiträge. Neue Mitarbeiter sucht er inzwischen nur noch über das soziale Netzwerk.