Die Ebermast bietet einige Vorteile, z.B. hervorragende Futterverwertungen und magere Schlachtkörper. Allerdings kann das typische Eberverhalten zum Problem werden. Neben dem Aufreiten wird immer wieder von Verletzungen durch Penisbeißen berichtet.
In einem Versuch im VBZL Haus Düsse wurde untersucht, in welcher Häufigkeit Penisbeißen auftritt und ob es durch zusätzliches Beschäftigungsmaterial (Kauseile, Stroh) oder eine zweimalige Impfung mit Improvac verhindert werden kann.
Insgesamt wurden 352 Eber der Her-kunft Piétrain x JSR auf vier Versuchsgruppen aufgeteilt und 16 Buchten mit Vollspaltenboden belegt. Die Improvac-Zweitimpfung erfolgte ca. acht bzw. vier Wochen vor der Schlachtung. Von den geschlachteten Tieren wurde der Penis auf Verletzungen untersucht und in Anlehnung an den Boniturschlüssel der Uni Hohenheim bewertet. In dem so genannten Penisindex floss zusätzlich die Schwere der Verletzung mit ein.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Penisbeißen trat insgesamt mit 45,3 % sehr häufig auf. Warum gerade die Gruppe mit zusätzlichem Beschäftigungsmaterial mit 59,5 % die höchste Frequenz aufwies (s. Übersicht), kann nicht beantwortet werden.
- Die Improvac-Impfung konnte das Auftreten von Penisverletzungen verringern, aber nicht verhindern. Offensichtlich hatten die Tiere vor der Impfung bereits ausgeschachtet.
- Eine frühe Zweitimpfung ca. acht Wochen vor der Schlachtung senkte die Häufigkeit von Penisverletzungen im Vergleich zu den Tieren, die ca. vier Wochen vor Schlachtung geimpft wurden (35,6 vs. 40,0 %). Auch wurden bei früher Zweitimpfung weniger schwere Verletzungen beobachtet, was sich im Penisindex widerspiegelte.
- Hinsichtlich der Mast- und Schlachtleistungen zeigten die geimpften Eber die typische Entwicklung. Die Zunahmen lagen über denen der intakten Eber, jedoch erhöhte sich der Futteraufwand und die Schlachtkörperqualität nahm ab. Dadurch sank der Überschuss über die Futterkosten.
- Der Effekt war bei früher Zweitimpfung ca. acht Wochen vor der Schlachtung ausgeprägter als bei den Ebern, die erst vier Wochen vor dem Schlachttermin geimpft wurden. Der Überschuss über Futterkosten sank von 92,1 € (späte Zweitimpfung) auf 84,4 € je Tier bei früher Zweitimpfung.
Schlussfolgerungen: Die Impfung mit Improvac kann das Auftreten von Penisbeißen verringern. Die Zweitimpfung sollte möglichst spät erfolgen, um die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit gering zu halten. Das Zusatzangebot an Beschäftigungsmaterial konnte die Aggressionen der Eber nicht mindern (Kontakt: Tobias.Scholz@lwk.nrw.de).