Aktuell wird heftig über den sogenannten vierten Weg bei der Ferkelkastration gestritten. Für die Praxis wäre es eine gute Lösung.
Heinrich Niggemeyer, SUS
Für die Ebermäster zieht sich die Schlinge immer weiter zu: Tönnies und Westfleisch haben im Gleichschritt ihre Ebermasken nach unten korrigiert. Damit signalisieren sie, dass sie diesen Weg nicht weiter ausbauen werden. Somit bleibt es bei den rund 10 % intakten männlichen Tieren, deren Fleisch vorrangig auf heimischen Märkten abgesetzt wird. Für den Export werden Kastraten gebraucht.
Das heißt, dass die meisten Sauenhalter weiter kastrieren müssen. Ab dem 1.1.2019 darf dies bei uns nur noch unter Betäubung geschehen. Doch die Vollnarkose ist gerade für zwei bis drei Tage alte Ferkel eine enorme Belastung und nicht leicht wegzustecken, weshalb viele diesem Verfahren skeptisch gegenüberstehen. Auch darf nur der Tierarzt narkotisieren, was die Kosten hochtreibt.
Für die Tiere wäre die Inhalationsnarkose mit Isofluran ein Fortschritt. Doch dieses Verfahren weist ebenfalls Tücken auf und hat noch keine Praxiszulassung. Ob diese bis Ende 2018 vorliegt, bleibt ungewiss. So rückt die lokale Betäubung mittels Injektion in den Hodensack mehr und mehr in den Fokus. Doch auch hier melden sich die ersten Kritiker.
Kurz: Die Praktiker wollen sich im EU-Wettbewerb nicht durch erhöhte Kastrationskosten abhängen lassen. Derzeit fehlt ein verbindlicher Fahrplan für eine praktikable und wirtschaftlich tragbare Ferkelkastration unter Betäubung. Über mögliche Auswege aus dem Dilemma hat SUS mit vier Experten diskutiert.