Krise treibt uns in die Abhängigkeit

Auf vielen Schweinebetrieben ist die Stimmung am Nullpunkt. Denn seit anderthalb Jahren sind die Preise im Keller. Hinzu kommt der Gegenwind aus Gesellschaft und Politik. Beides zusammen zermürbt die Moral.

Aufgrund der langen Durststrecke ist die Finanzlage bei vielen Schweinehaltern inzwischen stark angespannt. Die Sorge um die betriebliche Existenz wächst.

Oft sind es die kleinen und mittleren Familienbetriebe, die aus­steigen. Verbleibende Bestände werden immer größer. Bereits im letzten Jahr mussten 5 % der Fer­kel­erzeuger die Türen schließen. Hält der Preisdruck an, könnte der Strukturwandel dieses Jahr noch zulegen.

Letztlich heizt die Politik diesen Trend weiter an. Denn schärfere Vorgaben sind von kleineren Betrieben kaum zu stemmen. So lohnen sich hohe Zusatzkosten, z. B. für Abluftfilter, wenn überhaupt nur in großen Ställen.

Parallel vollzieht sich auf manchen Höfen ein schleichender Besitzerwechsel. So ist zu hören, dass Futtermittelhersteller oder Viehhändler in angeschlagene Betriebe einsteigen.

Weiteres Beispiel sind verschuldete Betriebe, die Flächen verkaufen müssen. Nicht selten schlagen externe Investoren zu und bieten diese Flächen zur Rückpacht an.

Hinzu kommen Bemühungen großer Schlachtkonzerne, die ganze Produktionskette abzudecken. Der Einstieg von Tönnies in den Schlachtschweine- und Ferkelhandel ist ein Beispiel.

Je länger die Krise dauert, desto mehr droht der Landwirtschaft der Verlust von Eigenständigkeit und Identität. Banken sowie der Vor- und nachgelagerte Bereich stärken ihre Position. Sind wir be­reits auf dem Weg zur integrierten Produktion?

Diesen Weg wollen weder Landwirte noch Politik und Verbraucher. Was ist also zu tun?

  • Der Berufsstand muss mit einer Stimme sprechen. Bei wichtigen Themen wie dem Nährstoff-Überschuss oder Tierwohl war sich die Branche allzuoft uneins.
  • Die Politik muss verantwortungsvoll handeln. Wer die Auflagen im Alleingang verschärft, treibt insbesondere Familienbetriebe aus der Produktion und die Tierhaltung ins Ausland.
  • Die Betriebsleiter müssen ihre Zukunft in der Schweinehaltung ehrlich prüfen. Im Zweifel gilt es, das Betriebsvermögen zu sichern.

Die Schweinehaltung steht am Scheideweg. Überlassen wir die Entscheidung nicht anderen!

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