Sein Engagement für den Berufsstand macht Stefan Schmidt zur Zielscheibe von Stalleinbrechern. Unterkriegen lassen will sich der Junglandwirt davon nicht.
Ich komme zwar gebürtig nicht vom Hof, doch die Landwirtschaft hat mich früh gepackt und nicht mehr losgelassen. Heute bin ich 24 Jahre alt und seit Sommer staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt. Mit viel Elan betreue ich in meinem Heimatort Bad Oeynhausen den Pachtstall eines nicht-ortsansässigen Landwirtes und arbeite für eine Gemeinschaftsbiogasanlage.
Ich bin stolz auf meinen Beruf, und das vertrete ich auch in verschiedenen Ehrenämtern, sei es in der Landjugend oder im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Doch genau mit diesem öffentlichen Engagement für meinen Berufsstand bin ich wohl vor wenigen Monaten in das Visier militanter Tierrechtler geraten.
Erst die Drohbriefe…
Angefangen hat alles Mitte Juli dieses Jahres. Da fand ich den ersten Drohbrief in meinem Briefkasten. Gespickt mit Beleidigungen und Anschuldigungen, ich sei ein Tierquäler und Umweltverschmutzer, wurde mir geraten, nicht länger die heuchlerische Landwirtschaft zu verteidigen. Außerdem drohte mir der anonyme Verfasser damit, durch Fotos und Videos Missstände in dem von mir betreuten Stall aufzudecken. Ich habe das zunächst als Spinnerei von jemandem abgetan, der für seinen Ärger über dreckige Straßen oder in seinen Augen zu viel Maisanbau in der Region ein Ventil brauchte.
Gute zwei Wochen später erreichte mich auf selben Wege der nächste Drohbrief. Diesmal waren die Anfeindungen noch geschmackloser und schärfer. Außerdem bezogen sie sich in Teilen auf das mediale Echo, den die Bilder und Videos aus den Ställen der NRW-Agrarministerin Christina Schulze-Föcking auslösten. Dies sei nur der Anfang gewesen, ich wäre der Nächste, hieß es in dem Brief weiter. Diese offene Drohung machte mich nachdenklich, doch zu dieser Zeit lief die Getreideernte auf Hochtouren und ließ schnell keinen Raum mehr für großartige Gedankenspielereien.
…dann der Stalleinbruch
Das änderte sich schlagartig am 25. August, als ich zur morgendlichen Tierkontrolle den Maststall betrat. Zunächst wunderte ich mich nur über eine weit offenstehende Abteiltür. Dann sah ich am anderen Ende des Stalles, dass eine vergitterte Außentür völlig aus den Angeln hing. Bei genauerem Hinsehen wurde mir klar, dass sich jemand in der Nacht zuvor gewaltsam Zutritt zu dem Stall verschafft hatte.
Ich holte den Stallbesitzer dazu. Gemeinsam durchsuchten wir das gesamte Gebäude, doch weitere Auffälligkeiten konnten wir nicht entdecken. Allen Tieren ging es gut, und gestohlen wurde auch nichts. Dennoch informierten wir die Polizei und erstatteten Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Auch das Veterinäramt haben wir über den Vorfall informiert.
Meine Vermutung, dass dieser feige Einbruch mit den Drohbriefen in Zusammenhang steht, sollte sich drei Wochen später als richtig erweisen. Diesmal hinter dem Schweibenwischer meines Autos drapiert, bekannten sich der oder die Verfasser in einem weiteren Brief zu dem Einbruch und drohten mir erneut mit der Veröffentlichung skandalträchtiger Bilder und Videos.
Familie und Freunde in Sorge
Auch wenn ich weiß, dass es zu keinem Zeitpunkt in dem von mir betreuten Stall Gesetzesverstöße oder Tierleid zu dokumentieren gab und gibt, lösten diese Drohungen ein mulmiges Gefühl bei mir aus. Schließlich reichten in jüngerer Vergangenheit schon Aufnahmen in nächtlicher Dunkelheit und zusammengeschnittene Eindrücke aus Krankenbuchten aus, um wahre Hetzkampagnen gegen Tierhalter loszutreten.
Aus diesem Grund rieten mir viele Landwirte und Freunde dazu, meine Ehrenämter aufzugeben, um nicht mehr in der Öffentlichkeit zu stehen. So weit ging meine Familie nicht, aber auch hier wuchsen natürlich die Sorgen.
Aufgeben ist keine Option
Doch wollte ich mich von diesen Ideologen treiben lassen? Einknicken, und öffentlich nicht mehr den Beruf vertreten, den ich mit Leidenschaft ausübe? Nein! Wir Bauern leisten einen wertvollen Beitrag zu dem gesellschaftlichen Standard, den wir heute in Deutschland leben. Gleichzeitig muss und will sich die Branche in verschiedener Hinsicht verändern – doch genau dafür braucht es die vielen Landwirtinnen und Landwirte, die sich ehrenamtlich engagieren!
Deshalb habe ich mich gemeinsam mit dem Stallbesitzer, der auch mein Vorstandskollege im landwirtschaftlichen Kreisverband ist, sowie dem Stallpächter für einen offensiven Umgang mit der Situation entschieden und unsere Regionalzeitungen angesprochen. Die Tatsache, dass gleich mehrere Chefredakteure unserer Gesprächseinladung folgten, zeigte uns, wie präsent das Thema Stalleinbrüche aktuell in den Medien ist.
Und dieser Schritt war vollkommen richtig. Denn wir bekamen durch die folgende Berichterstattung das, was die militanten Tierrechtler uns nicht zugestehen wollen: Eine Plattform für eine offene und faire Diskussion!
Michael Werning, SUS