Streptokokken-Infektionen bei Ferkeln führen zum Kümmern und zu Verlusten. Das Waschen der Sauen kann dem effektiv vorbeugen.
Streptokokken-Infektionen sind in zahlreichen Betrieben ein teils unerkanntes Problem. Neugeborene Ferkel infizieren sich meist über offene Wunden. Sie fiebern und fangen an zu kümmern. Typische Symptome sind geschwollene Gelenke und Hirnhautentzündungen, die zu einem raschen Tod des Tieres führen können. Der durch Streptokokken verursachte Schaden ist enorm. Allein in der niederländischen Schweinehaltung wird der Erreger jährlich für einen Schaden von über 12 Millionen € verantwortlich gemacht!
Streptokokken sind in einem landwirtschaftlichen Betrieb praktisch überall anzutreffen. Man findet sie im Stallstaub, im Kot der Nutztiere oder auf Schädlingen wie Fliegen und Mäusen. Gleichwohl sind sie natürlicher Bestandteil der Bakterienflora im Darm und Rachen der Tiere und besiedeln selbst bei gesunden Schweinen sowohl die Schleimhäute als auch die Haut.
Vielschichtige Probleme
Möglich ist das, weil nicht alle Stäm-me pathogene Eigenschaften besitzen. Doch es gibt auch Serovare, deren Auftreten massive Leistungsdepressionen auslösen können und im Extremfall zum Tod des Tieres führen.
Häufig sind dabei folgende Krankheitsbilder zu beobachten:
- Entzündungen (Nabel, Gelenke);
- Zentralnervöse Störungen;
- Eitrige Lungenentzündungen;
- Kümmern in der Aufzucht;
- Plötzliche Todesfälle in der Mast;
- Vermehrte Aborte.
Darüber hinaus können Streptokokken als Zoonoseerreger auch für alte bzw. immungeschwächte Menschen und kleine Kinder gefährlich werden.
Saubere Buchten und das Waschen der Sauen beim Übergang in den Abferkelstall sind als besonders effektive Schutzmaßnahmen anzusehen. Denn im Haarkleid der Sauen siedeln sich neben Endo- und Ektoparasiten auch zahlreiche bakterielle Krankheitserreger an, darunter die Streptokokken. Ungewaschen würden die Muttertiere diese „Anhängsel“ in die sauberen und desinfizierten Abferkelabteile tragen. Sämtliche vorhergehenden Bemühungen, Infektionsketten zu zerschlagen, wären so zunichte gemacht.
Waschplatz spart Zeit
Wird mit der gebotenen Sorgfalt gearbeitet, kann das Waschen der Sauen allerdings viel Zeit kosten. Der Aufwand für das Auf- bzw. Abbauen des Hochdruckreinigers, das Einschäumen und Abspülen der Sauen und die zusätzlichen Treibwege ist nicht unerheblich.
Am einfachsten erscheint es da, die Sauen erst im Abferkelstall zu waschen. Dort sind entsprechende Anschlüsse für den Hochdruckreiniger vorhanden und die Sauen müssen keine Extrawege gehen. Das ist im Zweifelsfall auch besser als der vollständige Wasch-Verzicht. Zu berücksichtigen ist aber, dass die Keime und Parasiten es mit dieser Handhabe zumindest bis ins Abferkelabteil geschafft haben.
Um das zu vermeiden und gleichzeitig Zeit zu sparen, haben sich viele Ferkelerzeuger spezielle Sauenduschen eingerichtet. Im Idealfall sind das separate Räume, alternativ erfüllen entsprechend ausgebaute Treibgangabschnitte den selben Zweck.
Um unnötige Wege für Personal und Tiere zu vermeiden, bietet sich ein Standort zwischen dem Wartebereich und dem Abferkelstall an. Hinzu kommt, dass dort in der Regel Starkstrom und Wasser vorhanden sind. Durch passend positionierte Versorgungsanschlüsse ist der Hochdruckreiniger dann innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit.
Effektiv einschäumen
Neben der Lage ist die Größe des Waschplatzes gut zu durchdenken. Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht sollte eine Abferkelgruppe darin Platz finden. Dabei sollte pro Sau ca. 1 m2 Buchtenfläche eingeplant werden, da ansonsten das Verletzungsrisiko steigt und die Tiere gestresst werden. Ist die Bucht wiederum zu weitläufig, nimmt der Reinigungseffekt ab. Dieser ist umso besser, wenn die Sauen sich aneinander bzw. an der Wand oder Stallabtrennung scheuern.
Um die Verletzungsgefahr für die Tiere möglichst gering zu halten, bieten sich als Bodenflächen Betonspalten oder trittsichere Festflächen mit Ablauf an. Da sich der Waschvorgang sehr gut mit einer Einzeltierkontrolle verbinden lässt, sollte die Stallabtrennung die Sicht auf die Tiere nicht übermäßig einschränken. Zudem behindern geschlossene Buchtenwände das Einschäumen und Abspülen der Sauen. Deshalb bieten sich Gitterabtrennungen an, bei denen aber scharfe Kanten und hervorstehende Schrauben zu vermeiden sind.
Das Einschäumen der Sauen erfolgt mit einer Schlauchbrause oder einer Schaumlanze für den Hochdruckreiniger. Um den Arbeitsaufwand zu reduzieren, können fest unter der Decke installierte Sprühdüsen diesen Part übernehmen. Mit zusätzlich am Boden oder in niedrigerer Wandhöhe (ca. 15 cm) installierten Düsen lassen sich Klauen, Innenschenkel und Gesäugeleisten der Sauen vollautomatisch und flächendeckend einschäumen. Eine Sprühdüse mit großem Spritzwinkel deckt ungefähr einen Radius von 2 m2 ab.
Abspülen nicht vergessen
Für das Waschen der Sauen stehen zahlreiche Tierwaschmittel mit unterschiedlichen Wirkungsspektren zur Verfügung. So sind einige Präparate lediglich für das Entfernen organischer Verschmutzungen geeignet, während an-dere nachweislich Parasiten und Keime bekämpfen. Insbesondere bei hohem Erregerdruck sollte auf Mittel gesetzt werden, die eine ausgewiesene Wirksamkeit gegen Streptokokken besitzen. Des Weiteren charakterisieren eine gute Hautverträglichkeit und ein cremiger Schaum mit langer Anhaftdauer ein gutes Waschpräparat.
Das Auftragen bzw. Abspülen des Waschmittels ist für die Sauen so angenehm wie möglich zu gestalten. Daher wird bei beiden Arbeitsvorgängen eine Wassertemperatur zwischen 35 und 45 °C als geeignet angesehen. Um den angesprochenen Reinigungseffekt auszureizen, sollte man zwischen dem Auftragen und Abwaschen der Schaumlösung ca. 15 Minuten verstreichen lassen. Insbesondere wenn der Waschbereich im Zentralgang liegt, ist darauf zu achten, dass die nassen Tiere in dieser Zeit zugfrei und warm stehen.Für das abschließende Abspülen der Sauen bietet sich der Hochdruckreiniger an. Dabei wird mit einer Flachstrahldüse im Niederdruckbereich (30-40 bar) gearbeitet und ein Abstand von 30 bis 50 cm zur Sau eingehalten. Der Kopf des Tieres ist besonders vorsichtig abzuspülen. Sind die Sauen vom Schaum und damit von Streptokokken, Wurmeiern und Co. befreit, können sie in den vorgewärmten Abferkelstall getrieben werden.
Fazit
Streptokokken-Infektionen führen zu vielschichtigen Problemen. Zu den wirksamsten Bekämpfungsmaßnahmen zählt das Sauenwaschen. Ein entsprechend eingerichteter Waschplatz reduziert den Aufwand für die einzelnen Arbeitsschritte erheblich. Beim Duschen ist darauf zu achten, dass ein geeignetes Tierwaschmittel verwendet wird und das Einschäumen bzw. Abspülen für die Tiere angenehm ist.