Was sind die künftigen Qualitätskriterien für Schweinefleisch?
Bislang wurde die Qualität an objektivierbaren Kriterien wie Muskelfleischanteil, Fleisch-/Fettverhältnis, Anteil wertvoller Teilstücke sowie Aspekte des gesundheitlichen Verbraucherschutzes festgemacht. Heute rücken immer häufiger Themen wie Tierwohl, Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Fo-kus. Hierauf muss die deutsche Erzeugerstufe zumindest beim innereuropäischen Fleischabsatz reagieren. Beim Export in Drittländer spielen Tier- oder Umweltschutz häufig eine untergeordnete Rolle.
Wie sind Qualität und Wettbewerbsfähigkeit unter einen Hut zu bekommen?
Wir geraten diesbezüglich immer stärker in Auflagen-bedingte Wettbewerbsnachteile. Für den großvolumigen Export von Standardware ist Deutschland mittlerweile zu teuer. Dennoch ist der Export z.B. des fünften Viertels wichtig, das in Deutschland keinen Markt findet. Nur so kann eine nachhaltige Wertschöpfung in der Schweinefleischerzeugung sichergestellt werden. Mit den Qualitätsprodukten sollten wir uns wieder verstärkt auf den innereuropäischen Markt konzentrieren und versuchen, höhere Preise durchzusetzen.
Wie läuft der Haltungskompass von Lidl?
Lidl ist mit seinem Programm erst Anfang April 2018 an den deutschen Markt gegangen. Da im Schweinefleischbereich flächendeckend nicht alle vier Haltungsstufen im Vertrieb vorgehalten werden konnten, ist es für eine Bewertung sicherlich noch zu früh. Momentan konzentriert sich der Absatz primär auf die Haltungsstufe 1 und mit Kleinstmengen auf die Stufe 4. Verkaufszahlen für die jeweiligen Labels hat Lidl deshalb noch nicht veröffentlichen können.
Wo kann ich mich für das Lidl-Programm bewerben?
Die Koordination in der Weitervermarktung von Tierwohlschweinen läuft über die Schlachthöfe, die ihre Waren über Lidl vermarkten. Für die Haltungsstufe 2 wird man voraussichtlich Schweine aus dem ITW-Programm vermarkten können, wenn die Nämlichkeit gewährleistet werden kann. Insbesondere bei der Stufe 3 und 4 sind kostenträchtige Baumaßnahmen erforderlich. Die Verträge müssen so gestaltet sein, dass eine sichere Vergütung über den kompletten Abschreibungszeitraum gewährleistet ist.
Wie läuft das Beter-Leven-Programm in Holland?
Nach einer langen Anlaufphase hat sich dort mittlerweile im Frischfleischbereich das 1-Sternefleisch durchgesetzt. So werden rund 80 bis 90 % des Marktes damit bedient. Allerdings läuft der Absatz von 2- und 3-Sternefleisch nicht zufriedenstellend und bewegt sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Passiert in Bezug auf GVO beim Schwein dasselbe wie bei der Milch?
Während die Produktion von Non-GMO-Milch fütterungstechnisch einfach umzusetzen ist, sind die Herausforderungen im Bereich der Schweinefleischerzeugung wesentlich höher. Wer auf Non-GMO-Sojaschrot umstellt, muss mit erheblich höheren Futterkosten rechnen. Augenblicklich beträgt die Preisdifferenz zwischen Non-GMO-Brasilschrot und normalen Soja zwischen 120 und 140 €/t. Des Weiteren ist fraglich, ob die entsprechenden Mengen an Soja überhaupt verfügbar sind.