Klimabilanz optimieren

Welche Stellschrauben beeinflussen die Klimabilanz in der Schweinehaltung? SUS zeigt, wie Landwirte den CO2-Fußabdruck für ihren Betrieb berechnen können.

Text: Dr. Maria Meinert, SUS

Die Forderungen nach einem Abbau von Tierbeständen und dem Fleischverzicht aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes häufen sich. Immer mehr Verbraucher möchten wissen, welchen CO2-Fußabdruck sie hinterlassen und welche Konsumgüter oder Lebensmittel wie klimaschädlich oder klimafreundlich sind.

Auch der Druck seitens des Lebensmitteleinzelhandels und der Schlachtunternehmen ist groß, um den Ansprüchen der Konsumenten gerecht zu werden. Die Müller Gruppe, die nach eigenen Angaben etwa 40 % der Schweineschlachtungen im Süden abdeckt, will beispielsweise in Süddeutschland bis zum Jahr 2030 gemeinsam mit allen Partnern der Wertschöpfungskette und der Politik eine nachhaltige Schweinefleischproduktion umsetzen. Dann sollen Verbraucher in Baden-Württemberg und Bayern flächendeckend CO2-neutrales Schweinefleisch kaufen können.

Ein anderes Beispiel liefern die Niederlande, hier können Kunden neuerdings klimazertifiziertes Schweinefleisch per Bestellung kaufen. Um die CO2-Bilanz möglichst gering zu halten, bekommen die Schweine ausschließlich regional produziertes Getreide und Reststoffe aus der Brotherstellung. Zudem nutzen die Schweinehalter überwiegend Energie aus Solar- und Biogasanlagen.

Auch die Dänen haben die Bedeutung einer klimafreundlichen CO2-Bilanz als Wettbewerbsvorteil erkannt: Die dänische Schweinebranche will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Viele Schweinehalter haben ihre Betriebe bereits klimazertifizieren lassen und legen großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. Für die Dänen ist Klimaneutralität ein wichtiges Exportargument.

Alle Beispiele zeigen: Der CO2-Fußabdruck von Schweinefleisch gewinnt an Bedeutung – für die Verbraucher, den LEH, Schlachtunternehmen und somit schließlich auch für die Landwirte. Es könnte daher künftig für Landwirte ein Vermarktungsvorteil sein, wenn sie Schweinefleisch mit einer geringen CO2-Bilanz anbieten. Denn die Konkurrenz auf den internationalen Märkten ist groß.

Optimierungspotenziale bei der Erzeugung und Produktion erkennen, Verbesserungsmaßnahmen ergreifen und so nachhaltiger und klimaschonender wirtschaften – das ist der künftige Anspruch. Zahlreiche Landwirte haben bereits eine Klimabilanz für ihren Betrieb erstellt. So können sie Stellschrauben im Stall und auf dem Feld identifizieren und ihre Erzeugung klimafreundlicher gestalten.

Klima- und Ökobilanz

Bevor sich ein Betrieb damit beschäftigt, auszurechnen, wie klimaschädlich oder klimafreundlich er wirtschaftet, gilt es verschiedene Begriffe zu unterscheiden:

  • CO2-Fußabdruck (Carbon Footprint) und Klimabilanz: Der CO2-Fußabdruck bewertet ausschließlich die Wirkungen und den Gesamtbetrag klimaschädlicher Gase. In der Praxis unterscheidet man zwischen dem Corporate Carbon Footprint (CCF), der den CO₂-Fußabdruck des gesamten Unternehmens misst und dem Product Carbon Footprint (PCF), der die Klimaschädlichkeit eines einzelnen Produktes misst.
  • CO2-Äquivalente: Neben dem Treibhausgas CO2 gibt es weitere klimaschädliche Gase, wie Methan oder Lachgas. Diese Emissionen werden zur besseren Vergleichbarkeit je nach ihrem globalen Erwärmungspotenzial in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet.
  • Lebenszyklusanalyse (LCA)/Ökobilanz: Hierbei werden sämtliche Umweltwirkungen eines Unternehmens oder Produktes betrachtet. Die LCA fasst auch die Beiträge und Austräge und die potenziellen Umwelteinflüsse eines Produktionssystems während seines Lebenszyklus zusammen und bewertet sie. Darunter...