Dänemark fürchtet die Einschleppung der ASP. Viehtransporter dürfen nur nach einer intensiven Reinigung und Desinfektion ins Land zurückfahren.
Michael Werning, SUS
Dänemark setzt alles daran, einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern. Sehr viel Aufmerksamkeit erregte der Bau eines rund 70 km langen Zaunes entlang der deutsch-dänischen Grenze. Das skandinavische Land setzt bei der Seuchenprävention aber auch auf andere Maßnahmen.
Besonders im Fokus stehen dabei die zahlreichen Viehtransporter, die täglich die Grenze passieren. Denn Dänemark exportiert nicht nur viel Schweinefleisch. Allein im vergangenen Jahr wurden knapp 15 Mio. Ferkel ins Ausland geliefert. Fast die Hälfte davon ging nach Polen, wo die ASP sowohl im Wildschweine- als auch im Hausschweinebestand grassiert.
Verschiedene Gefahrenzonen
Um den Bestand vor der ASP und anderen Krankheiten wie der Maul- und Klauenseuche zu schützen, hat das Seges Pig Research Centre bereits vor Jahren den „Danish Transport Standard“ aufgestellt. Darin sind Auflagen für die Reinigung und Desinfektion von Vieh-Lkws aus dem Ausland definiert.
Als elementarer Bestandteil gilt die Vorgabe, dass jeder Vieh-Lkw vor der Einreise eine vom Seges zertifizierte Wasch- und Desinfektionsstraße durchfährt. Die Kosten dafür trägt zur Hälfte Seges, zur anderen Hälfte dänische Schweinehalter, die Tiere exportieren.
Eine der drei zertifizierten Waschstationen ist Danish Safety Wash im nur wenige Kilometer von Flensburg gelegenen Padborg. Durch den Seuchenzug der ASP in Europa hat sich die Arbeitsweise dort stark verändert. Früher durchliefen alle Vieh-Fahrzeuge dasselbe Hygieneprogramm. Heute richten sich Umfang und Intensität der Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen danach, aus welcher der drei ASP-Risikozonen der Transporter kommt. Diese sind farblich eingeteilt:
- Zur grünen Zone gehören Länder, in denen das Virus noch nicht nachgewiesen wurde.
- Die rote Zone umfasst Länder bzw. Landesteile, wo bislang kein ASP-Fall gemeldet wurde, das Risiko aber als hoch eingestuft wird.
- In die schwarze Zone fallen Länder bzw. Landesteile, die akut gefährdet oder offiziell ASP-verseucht sind.
Nach aktuellem Stand sind Länder wie Polen, Rumänien und die Ukraine vollständig als schwarze Zonen eingestuft (siehe Übersicht 1). Durch die jüngsten ASP-Fälle im deutsch-polnischen Grenzgebiet Ende Januar gilt diese Einstufung auch für mehrere Landkreise in Brandenburg und Sachsen. Das südliche Nordrhein-Westfalen sowie große Teile von Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind aufgrund des Seuchengeschehens in Belgien als rote Zonen deklariert.
Null Toleranz bei Schmutz
Um bei der Ankunft des Fahrzeuges feststellen zu können, welche Zonen durchfahren wurden, greift das Personal der Waschstation auf GPS-Daten zurück. Fast alle Lkw sind mit GPS-Trackern ausgestattet und die Routendaten werden während der gesamten Lieferfahrt halbstündlich in einer Online-Datenbank abgespeichert. Fehlen diese Daten oder sind sie lückenhaft, wird der Lkw behandelt als würde er aus einer schwarzen Zone kommen.
Bevor der Vieh-Lkw in die Waschstation fährt, wird kontrolliert, ob das Gespann nach dem Abladen der Tiere am Bestimmungsort ordnungsgemäß gewaschen wurde. Dafür schaut der Mitarbeiter der Waschstation mit einer Taschenlampe selbst in die verwinkeltesten Ecken. Auch die Materialien, wie Treibpaddel bzw. -bretter werden auf Sauberkeit kontrolliert. Außerdem wird geprüft, ob im Innenraum oder an den Treibmaterialien Schäden festzustellen sind, die eine sichere Reinigung und Desinfektion gefährden.
Werden bei der Kontrolle Mängel festgestellt, muss der Fahrer umkehren und einen Waschplatz in Deutschland ansteuern, wo er das Fahrzeug noch einmal gründlich reinigt. Anschließend erfolgt die erneute Kontrolle bei Danish Safety Wash. Fällt ein Spediteur mehrmals durch nicht ordnungsgemäß gesäuberte Fahrzeuge an der Waschstation auf, wird ein Bußgeld verhängt.
Mehrphasige Reinigung
Darf der Lkw in die Waschstraße einfahren, werden zunächst die Seitenklappen verschlossen, damit kein Reinigungswasser von außen in den Lade-raum läuft. Anschließend fährt auf beiden Seiten des Fahrzeuges ein auf Schienen laufender Sprühbalken entlang, der das gesamte Gefährt mit einem Reinigungsmittel einschäumt.
Die Front der Zugmaschine wird per Hand nachgearbeitet, da sich hier erfahrungsgemäß sehr hartnäckiger Schmutz ansetzt. Nach einer mindestens zehnminütigen Einweichzeit löst eine vollautomatische Bürstenwaschanlage alle Verschmutzungen. Abschließend fährt der Lkw durch eine Sprühnebelschleuse, wo wahlweise die Desinfektionsmittel Virkon S oder Vanadox aufgebracht werden. Beide Mittel sind aufgrund ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit unter anderem gegen ASP vom Seges zertifiziert worden.
Angekommen in der nächsten Station der Waschstraße wird äußerst gründlich überprüft, ob sämtlicher Schmutz an der Außenseite und in den Radkästen des Lkw-Gespannes entfernt werden konnte. Außerdem wird ein Blick in die Staufächer und das Stiefelfach unter dem Laderaum geworfen. Die Stiefel des Fahrers werden rausgenommen und separat gereinigt bzw. desinfiziert. Dann werden sie zusammen mit einem Einwegoverall in eine Tüte eingeschweißt und dem Fahrer zurückgegeben.
Die Innenreinigung beginnt bei der Verladerampe des Lkw. Hier wird erneut darauf geachtet, dass die Türen zum Laderaum verschlossen sind, damit kein Reinigungswasser ins Innere gelangt. Die Rampe wird eingeschäumt und anschließend mit einem Hochdruckreiniger gesäubert. Das gleiche Prozedere durchlaufen die Treibutensilien. Den Abschluss der Hygienemaßnahmen bildet das Auftragen eines Desinfektionsmittels auf der Rampe und allen Flächen des Laderaumes.
Gratis-Essen für die Fahrer
Nach der letzten Desinfizierung muss der Lkw mindestens zehn Minuten in der Waschhalle stehen bleiben. Damit soll gewährleistet werden, dass das Desinfektionsmittel einwirkt und nicht durch Regen abgespült wird.
Die Wartezeit kann der Fahrer nutzen, um sich mit einer Gratis-Verpflegung einzudecken. Im Aufenthaltsraum der Waschstation steht dafür ein Verkaufsautomat, an dem mit vorher zugeteilten Wertchips Sandwiches und Getränke gezogen werden können. Mit diesem Angebot soll verhindert werden, dass die Fahrer möglicherweise ASP-kontaminierte Lebensmittel aus ihren Heimatländern einführen. Allein bei Danish Safety Wash entstehen durch die Gratis-Verpflegung Kosten von jährlich über 65000 €.
Darüber hinaus dürfen die Transporteure keine Säcke mit Einstreu einführen. Stattdessen wird ihnen angeboten, die Einstreu für einen sehr günstigen Preis an der Waschstation einzukaufen. So will man sichergehen, dass das Einstreumaterial aus wärmebehandeltem Holz aus Dänemark hergestellt wurde.
Reinigungszertifikate
Nach dem rund einstündigen Waschgang erhält der Fahrer in zweifacher Ausführung ein sogenanntes Reinigungszertifikat. Ein Exemplar ist für seine eigenen Unterlagen, dass andere gibt er an seinem Zielort in Dänemark ab. Dadurch weiß das dortige Personal, dass der Viehtransporter vor seiner Einreise in einer Waschstation gewaschen wurde.
Das Reinigungszertifikat kann in vier Varianten ausgestellt werden, die jeweils mit unterschiedlichen Auflagen für die Weiterfahrt im Land verbunden sind (siehe Übersicht 2). Welches Zertifikat ausgestellt wird, hängt von der ASP-Risikozone ab, aus der das Gespann stammt. Deswegen findet sich hier die Einteilung in schwarze, rote, gelbe und grüne Zertifikate wider.
Die strengsten Auflagen sind folglich mit dem schwarzen Zertifikat verbunden. Dieses wird erteilt, wenn das Fahrzeug innerhalb der letzten sieben Tage vor der Ankunft an der dänischen Grenze in einer schwarzen ASP-Zone unterwegs war. Gleiches gilt für Viehfahrzeuge mit fehlerhaften GPS-Routendaten.
Wer ein solches Zertifikat erhält, darf nicht direkt einen dänischen Schweinebetrieb ansteuern. Hier gilt eine Sperrfrist von sieben Tagen nach der Reinigung und Desinfektion in der Waschstation. Dafür darf der Transporteur direkt eine Sammelstelle für Exporttiere anfahren. Die Quarantänezeiten für Transportfahrzeuge mit roten, grünen oder gelben Zertifikaten fallen deutlich kürzer aus.
Fazit
Dänemark will mit allen Mitteln die Einschleppung der ASP verhindern. Deshalb muss jeder Vieh-Lkw, der über die Grenze will, vorher eine Waschstation durchfahren. Diese müssen den Vorgaben des „Danish Transport Standard“ gerecht werden.
Die Intensität der Reinigung bzw. Desinfektion richten sich danach, in welchen ASP-Risikozonen der Lkw unterwegs war. Daran wird auch die Quarantänezeit bemessen, die nach der Einreise beachtet werden muss.