Ein Projekt mit 22 bayerischen Schweinehaltern zeigt, wo die Einsparpotenziale bei den Nährstoffströmen liegen.
Michael Werning, SUS
Dem Düngegesetz nach müssen die Betriebe seit dem Jahr 2018 unter gewissen Voraussetzungen eine Stoffstrombilanz erstellen. Als Kriterien werden die landwirtschaftliche Nutzfläche, die Tierbesatzdichte und die Aufnahme von organischem Dünger herangezogen.
Die Stoffstrombilanz erfasst – ähnlich der Hoftor-Bilanz – die Stickstoff- und Phosphorströme im Betrieb. Bei der Bewertung des N-Saldos darf derzeit zwischen dem bundeseinheitlichen Grenzwert von maximal 175 kg N pro Hektar und dem betriebsindividuell zulässigen Bilanzwert gewählt werden. Beim Phosphor sind bisher keine Grenzwerte vorgegeben. Es gilt nur eine Pflicht zur Saldo-Ermittlung.
Projekt mit 22 Betrieben
Seit dem Wirtschaftsjahr 2017/2018 begleitet die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zusammen mit dem LKV Bayern im Rahmen des Pilotprojektes „demonstration farms“ 22 Sauenhalter und Mäster bei der Stoffstrombilanzierung. Ziel ist es, zusammen mit den Landwirten die betriebsindividuellen Nährstoffpfade aufzuschlüsseln und zu ermitteln, welche N- und P-Pfade für die Optimierung des Nährstoffkreislaufes von größerer Bedeutung bzw. welche eher unbedeutend sind. Bei den Schweinehaltern zählen der Einkauf von Tieren und Futter sowie der Verkauf bzw. die Abgabe von Schlachttieren und Gülle (siehe Übersicht 1) zu den Nährstoffposten, die genauer betrachtet werden müssen.
Zwar nehmen einzelbetriebliche Gegebenheiten, wie z.B. die Fruchtfolge oder die Futtergrundlage, Einfluss auf die prozentuale Verteilung der Nährstoffein- bzw. -ausfuhren. Unabhängig von der Produktionsrichtung wurde bei der Auswertung des ersten Wirtschaftsjahres aber deutlich, dass in allen Teilnehmerbetrieben mit Schwerpunkt in der tierischen Veredlung der Futterzukauf den größten Eintragspfad für Stickstoff und Phosphor darstellt. 57% bzw. 81% der Gesamteinfuhrmengen wurden so in die Betriebe eingeführt. Erst weit dahinter folgten mit 33% bzw. 6% der Mineraldüngerzukauf und der Tierzukauf.
Fütterung angepasst
Die Aufschlüsselung aus dem Wirtschaftsjahr 2018/2019 (s. Übersicht 2) belegt, dass sich an dieser Rangfolge nichts geändert hat. Allerdings zeigen die fütterungsbezogenen Maßnahmen, die auf Basis der ersten Auswertung ergriffen wurden, Wirkung. Die Nährstoffeinträge sind hier zurückgegangen.
So erfüllten zwar zum Projektstart die meisten Betriebe die Vorgaben einer N-/P-reduzierten Fütterung. Während des ersten Betrachtungszeitraumes stellten viele von ihnen aber auf eine stark bzw. vereinzelt sehr stark N-/P-reduzierte Fütterung um. Außerdem investierten mehrere Betriebe in ihre Fütterungstechnik, um eine Multiphasenfütterung umzusetzen.
Auch die Futtergrundlage wurde teils umstrukturiert. Mehrere Betriebe haben ihren Mineralfutter- bzw. Ergänzereinsatz optimiert. So setzen jetzt zwei Betriebe mindestens zwei verschiedene Sorten Mineralfutter ein. Durch diese Aufsplittung können die N- und P-Gehalte speziell in der Mittel- und Endmast weiter abgesenkt werden, ohne die bedarfsgerechte Versorgung der Tiere mit Aminosäuren und Phosphor zu gefährden.
In einem Betrieb wurde der Einsatz von Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion ökonomisch und in Bezug auf den gesamtbetrieblichen Nährstoffkreislauf neu bewertet. Deren Verfütterung ist im Sinne des Kreislaufgedankens sinnvoll. Die teils stark schwankenden Trockensubstanz- und Nährstoffgehalte erschweren aber eine Feinjustierung der Futterrationen und die Bewertung der Nährstoffeinträge.
Fast alle Projektbetriebe sind dazu übergegangen, nicht nur zugekauftes Getreide, sondern auch andere Futterkomponenten wie Sojaextraktionsschrot oder Fertigfutter zu beproben.
Damit wird sichergestellt, dass bei der Rationsgestaltung mit realen Gehaltswerten das Einsparpotenzial ausgeschöpft wird und die kalkulierten Inhaltsstoffe wirklich im Trog landen.
Spezielle Getreidesorten
Alle Projektbetriebe sind, wie für bayerische Verhältnisse typisch, Eigenmischer. Daher haben sich die Betriebsleiter auch viele Gedanken zum Ackerbau gemacht. Unter anderem wurden die Fruchtfolgen stärker darauf ausgelegt, dass das Erntegut im eigenen Betrieb verwertet werden kann. Der Anteil von stickstoffbindenden Leguminosen wurde dann überdacht, wenn ein Betrieb über einen tierintensiven Nährstoffkreislauf verfügt und der organische Dünger überwiegend innerbetrieblich verwertet wird.
Beim Getreideanbau gingen einige Betriebe noch einen Schritt weiter und justierten ihre Sortenwahl und Düngestrategie nach. Denn vor allem beim Weizen sind hohe Rohproteingehalte für eine möglichst nährstoffeffiziente Schweinefütterung kontraproduktiv. Über diesen Zusammenhang wurde bei den Projekttreffen intensiv diskutiert und die Betriebe betonten ihren Wunsch nach geeigneten „Schweine-Sorten“. Diese sollten sich neben den üblichen Qualitätskriterien durch eine gute Gülleverträglichkeit, hohe Aminosäurekonzentrationen und niedrige Rohproteingehalte auszeichnen.
Investitionen in Gülletechnik
Ein weiterer Punkt war die Düngestrategie. In einigen Betrieben bestand die Möglichkeit, den Mineraldüngereinsatz schrittweise zu senken, ohne sofort Mindererträge in Kauf nehmen zu müssen. Das kam vor allem für die Ferkelerzeuger infrage, die aufgrund ihres im Vergleich zu den Mästern geringeren Tierbesatzes auf diese Weise mehr Stickstoff in ihre Betriebe einführen.
Auch die Gülleausbringung stand einzelbetrieblich im Fokus. Mehrere Landwirte rüsteten ihre Güllefässer mit Schleppschlauch- oder Schlitzschuhgestänge aus, um die Aufbringverluste zu reduzieren und die im Betrieb verbleibenden Nährstoffe im Pflanzenbau optimal zu verwerten. Ein Betrieb hat die Lagerverluste ins Auge gefasst und will diese durch die nachträgliche Abdeckung des Güllelagers reduzieren.
Salden leicht reduziert
Den Mittelwerten des letzten Wirtschaftsjahres zufolge konnten durch die umgesetzten Maßnahmen die durchschnittlichen Bilanzüberschüsse tendenziell gesenkt werden (siehe Übersicht 3). Die Ferkelerzeuger liegen mit einem N-Saldo von 119 kg pro ha rund 5 kg unter dem Vorjahreswert. Die Mäster reduzierten den Überschuss um 11 kg auf 123 kg pro ha.
Beim Phosphor-Überhang erreichten die Sauenhalter eine Einsparung von 1,5 kg auf 6 kg pro ha. Da die Mastbetriebe im Wirtschaftsjahr 2017/2018 einen P-Entzug von minus 1,7 kg auswiesen, mussten sie in der letzten Auswertung mit 0,7 kg pro ha eine Zunahme des Saldos um 2,4 kg hinnehmen.
Die Absenkung der N- und P-Salden war nicht so stark wie erhofft. Dies ist aber auch mit den speziellen Gegebenheiten im Erntejahr 2018 zu erklären, wo vor allem die fränkischen Teilnehmer schwer von der Trockenheit getroffen wurden. Sie mussten mehr Futtergetreide zukaufen, wodurch die N- und P-Einfuhren bei dieser Position im Vorjahresvergleich anstiegen.
Zudem konnte aufgrund der fortgeschrittenen Vegetation die Düngestrategie nicht mehr den sich anbahnenden Mindererträgen angepasst werden. In einigen Betrieben wurden mit dem Mineraldüngereinkauf Nährstoffe aufgenommen, die aufgrund der geringen Ernteabfuhren bzw. -verkäufe nicht wieder entsprechend abgeführt wurden. Vor allem düngeintensive Kulturen wie Zuckerrüben und Raps verursachten so große Nährstoffüberhänge.
Langzeitbetrachtung sinnvoll
Wie stark sich diese betriebsindividuellen Gegebenheiten auf die Nährstoffsalden auswirken, machen auch die enormen Unterschiede zwischen den Betrieben deutlich. So bewegte sich der N-Saldo in einer Spanne zwischen 99 und 145 kg pro ha. Beim Phosphor reichte die Bandbreite von -6,3 bis 14,8 kg pro ha. Obwohl die Schweinemäster mit 2,0 GV/ha einen deutlich höheren Tierbesatz vorweisen als die Ferkelerzeuger, die im Schnitt auf 1,6 GV/ha kommen, fallen die Differenzen zwischen den Produktionsrichtungen nicht sehr groß aus.
Noch einmal mehr Aussagekraft werden die Saldo-Werte bekommen, wenn im Rahmen des Projektes das Bilanzjahr 2019/20 in die Betrachtung miteinfließt. Dann kann auch der laut Stoffstrombilanzverordnung geforderte dreijährige Schnitt berechnet und mit dem betriebsindividuell zulässigen Bilanzwert verglichen werden. Dieser ist für die meisten Betriebe deutlich schwerer einzuhalten als der Einheitsgrenzwert von 175 kg N pro ha. Eine mehrjährige Betrachtung der Salden ist daher sinnvoll, um außerordentliche Ein- und Ausfuhrmengen zu glätten.
Fazit
- Die LfL hat über zwei Wirtschaftsjahre die Stoffströme von 22 Schweinebetrieben analysiert und sie bei der Reduzierung der N- und P-Überschüsse unterstützt.
- Auffällig war die enorme Streuweite bei den Salden zwischen den Betrieben. Ferkelerzeuger und Mäster sind jedoch im Grundsatz vergleichbar.
- Bei tierintensiven Betrieben entfallen die größten N-Einfuhren auf den Futterzukauf. Hier konnten die Betriebe durch Futteranalysen, neue Rationskonzepte und Investitionen in die Technik Einsparungen erzielen.
- Im Ackerbau wurden die Fruchtfolgen hinsichtlich der Futtererzeugung angepasst. Außerdem wird über Getreidesorten speziell für Schweinehalter nachgedacht.
- Die Einhaltung des betriebsindividuellen N-Grenzwertes bleibt für viele Schweinehalter eine große Hürde.
- Das Denken in Nährstoffkreisläufen muss in der Ausbildung, Beratung und Praxis gestärkt werden.