Der Modellbetrieb Vogelsang hat sein Güllefass mit einem NIRS-Sensor ausgerüstet.So kann er die Gülle sofort analysieren und präzise ausbringen.
Gülle ist wertvoller Dünger. Auch aus Umweltsicht müssen wir die Nährstoffe so exakt wie möglich ausbringen“, betont Stefan Vogelsang. Der Junglandwirt hat daher vor einem Jahr in ein modernes Güllefass investiert. Das Besondere ist das eingebaute Nahinfrarot-Spektrometer (NIRS). Der Sensor erfasst permanent die Nährstoffe der Gülle.
Vogelsang bewirtschaftet in Rheda- Wiedenbrück in Ostwestfalen einen 160 ha-Betrieb mit 120 Sauen plus Mast sowie 170 Kühen. Neben dem Hofnachfolger und seinen Eltern packen ein Mitarbeiter, ein Auszubildender und Aushilfen mit an.
Modellbetrieb der Kammer
Der Landwirt ist als Modellbetrieb in der Wasserrahmen-Richtlinie NRW aktiv. Landesweit nehmen 31 Betriebe aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau teil. „Mit moderner Technik wollen wir die Düngung effektiver und umweltfreundlicher machen“, schildern Anna Janßen und Matthias Koch von der Landwirtschaftskammer NRW. Sie betreuen den Landwirt im Projekt.
Stefan Vogelsang wollte im letzten Jahr ohnehin ein neues Güllefass kaufen. Die Arbeit als Modellbetrieb hat ihn bewogen, in eine besonders emissionsarme Technik zu investieren. Hierbei wurde er fachlich und finanziell unterstützt. So wurde der NIRS-Sensor gefördert. Dieser kostet inklusive Software und GPS-Steuerung rund 35000 €. Der Praktiker hat sich für das Modell „HarvestLab“ von JohnDeere entschieden. Denn der Sensor kommuniziert problemlos mit dem Bordrechner seines Schleppers.
Als weitere Besonderheit verfügt das Fass über eine hydrostatische Pumpe. Ihre Drehzahl ist vom Schlepper stufenlos regelbar. „Man kann die Ausbringmenge auch über die Fahrgeschwindigkeit steuern. Doch die Pumpenregelung ist schneller und bei kleinen Ausbringmengen genauer“, erklärt Vogelsang.
Herzstück ist aber der NIRS-Sensor. Dieser erfasst bei der Ausbringung der im Hauptrohr vorbeifließenden Gülle pro Sekunde über 4000 Messpunkte. Hierbei werden die Trockensubstanz sowie der Stickstoff- und Kaliumgehalt erfasst. Der Phosphor-Gehalt wird von den anderen Analysewerten abgeleitet.
Bei der Ausbringung stellt Vogelsang die Sollmenge an Ammonium-N z.B. im Herbst 30 kg/ha am Bordrechner seines Schleppers ein. Direkt nach dem Losfahren, sieht er wieviel Ammonium er tatsächlich ausbringt und kann die Drehzahl der Pumpe anpassen. Meist liegt der Ist-Wert bereits nach wenigen Metern im Zielbereich. Wobei der Landwirt teilflächenspezifisch düngen kann.
Mit der nächsten Software-Version soll das manuelle Anpassen der Pumpe entfallen. Hierzu haben der Güllefass- und der Sensor-Hersteller ein Lizenzabkommen geschlossen. „Die Technik regelt dann allein, dass der Sollwert erreicht wird“, schildert der Landwirt.
Bei Stickstoff sehr genau
Im Rahmen des Wasserschutzprojektes haben Stefan Vogelsang und seine Berater auch geprüft, wie genau der NIRS-Sensor arbeitet. Der Abgleich mit Laboranalysen zeigt bei Ammonium- und Gesamtstickstoff nur geringe Abweichungen von 10 bis 15%. Für diese Werte ist der Sensor bereits DLG-zertifiziert. Auch beim Kalium ist der Sensor hinreichend genau. Die Phosphor-Messung soll weiter optimiert werden.
Bei der Bewertung des NIRS-Sensors ist zu bedenken, dass Laboranalysen jeweils nur eine Momentaufnahme der Gülle zeigen. An anderer Stelle oder später im Güllebehälter gezogene Proben können stark abweichen. „Der mobile NIRS-Sensor beprobt 100 % der Gülle. Vor allem beim Stickstoff düngen wir mit der modernen Technik wesentlich genauer“, unterstreicht Beraterin Janßen.
Sensor als mobiles Labor
Auch der Gesetzgeber hat die Zuverlässigkeit des Sensors erkannt. So sollen die Analysedaten in Nordrhein-Westfalen zumindest beim Stickstoff künftig bei der Nährstoffbilanz zugrundegelegt werden dürfen. Das würde die überbetriebliche Gülleabgabe ebenfalls genauer und einfacher machen. Die Berater Janßen und Koch sind daher überzeugt, dass sich die NIRS-Technik bei der Gülleausbringung weiter etablieren wird.
Zumal die Technik mehr Möglichkeiten bietet. So kann Vogelsang den Sensor vom Güllefass abschrauben und damit als mobile Station z.B. sein Getreide analysieren. Bei der Maisernte hat der Landwirt den Sensor am Häcksler montiert, um die Erträge und Nährstoffgehalte zu messen.
Stefan Vogelsang ist überzeugt, dass der NIRS-Sensor auch das Image von Gülle verbessern kann: „Mit der modernen Technik bringen wir Wirtschaftsdünger praktisch so präzise aus wie Mineraldünger. Das fördert die Akzeptanz in der Bevölkerung und bei aufnehmenden Betrieben.“
Fazit
- Das neue Güllefass von Stefan Vogelsang hat einen mobilen NIRS-Sensor.
- So kann er die Gülle permanent analysieren und exakt ausbringen.
- Abgleiche mit Laboranalysen zeigen eine hohe Genauigkeit beim Stickstoff.
- Das verbessert das Image von Gülle.