Unser Autor: Stefan Leuer, LWK NRW
Die Produktionskosten in der Schweinehaltung haben sich im letzten Jahr deutlich erhöht. Schon vor dem Beginn des Ukrainekrieges stiegen seit Juli 2021 die Futterkosten aufgrund höherer Getreidepreise. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind auch die Kosten für Ölsaaten, Rohöl und Erdgas nochmals dramatisch gestiegen. Die Sanktionen gegen Russland mit entsprechenden Lieferstopps ließen die verfügbare Ware am Weltmarkt deutlich zurückgehen.
Auch wenn sich die Preise in letzter Zeit wieder nach unten entwickelt haben, sind die Auswirkungen in den Schweinebetrieben deutlich erkennbar und werden auch 2023 ihre Spuren hinterlassen.
Dabei muss der Blick nicht nur in Richtung der Futterkosten gehen, sondern auch die sonstigen Direktkosten ins Auge fassen. Im Allgemeinen werden hierunter folgende Positionen zusammengefasst:
- Tiergesundheit;
- Strom, Wasser und Heizenergie;
- Besamung und Trächtigkeitscheck;
- Tierseuchenkasse, Tierversicherungen, Verbände, Beratung;
- Stallbedarf.
Dieser Block hatte in den letzten fünf Jahren einen Anteil von rund 13 % an den gesamten Produktionskosten in der Kette von der Ferkelerzeugung bis zum Mastende. Im Vergleich dazu hatten die Futterkosten einen Anteil von etwa 55 %.
30 % mehr für Tiergesundheit
Bei den sonstigen Direktkosten nimmt die Tiergesundheit mit rund 6 € je Ferkel bzw. Mastschwein den größten Raum ein (siehe Übersicht 1).
Die Kosten verteilen sich auf Impfungen, Arzneimittel, Behandlung bzw. Betreuung und sonstige Dienstleistungen. Die Impfungen und Arzneimittel nehmen dabei mit etwa 60% den größten Kostenblock ein. Danach folgen die Behandlungs- und Betreuungskosten.
Ob und wie viel die Impf- und Medikamentenkosten ansteigen, lässt sich nicht eindeutig sagen. Der Markt ist umkämpft. Denn der Kundenkreis der Hoftierärzte wird kleiner. Eine Steigerung in Höhe der Inflation von rund 10% ist bei den Medikamentenkosten wahrscheinlich.
Klar ist, dass durch die seit November gültige neue Gebührenordnung die Berechnungssätze für die Bestandsbetreuung im Vergleich zu 2020 um rund 60% steigen. Auch die Untersuchungskosten ziehen entsprechend an. In der Summe könnten die Tiergesundheitskosten künftig um etwa 30% auf knapp 8 € je Ferkel bzw. Mastschwein steigen.
Energiepreise explodieren
Der zweite große Block bei den sonstigen Kosten ist die Energie. Hierfür mussten die Schweinehalter bisher rund 4,50 € je Ferkel bzw. Mastschwein veranschlagen. Der Bereich umfasst zum einen die Stromkosten und zum anderen die Heizkosten. Die Wasserkosten sind in diesem Fall zu vernachlässigen, da der Anteil sehr gering ist und keine gravierenden Preissteigerungen zu erwarten sind.
Hingegen sind die Strom- und Gaspreise 2022 stark angezogen. Viele Be-triebe müssen für Erdgas rund doppelt so viel bezahlen wie vor einem Jahr. In manchen Fällen könnte sich der Gaspreis in Richtung 20 ct/kwh bewegen.
Auch beim Strom sind erhebliche Kostensteigerungen zu verzeichnen. Dieser kostete Mitte Dezember vielerorts mit rund 40 ct/kwh rund ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Die Bundesregierung hat hierauf mit der Strom- und Gaspreisbremse reagiert. Damit werden zwar die Preisspitzen abgefedert. Dennoch ist 2023 mit einem deutlichen Kostensprung zu rechnen.
Des Weiteren haben viele Landwirte keinen Erdgasbezug, sondern setzten Flüssiggas, Heizöl oder regenerative Energien ein. Auch dafür gibt es mittlerweile ein Entlastungspaket, die Umsetzung steht aber noch aus.
Setzt man unter Berücksichtigung der Entlastungspakete für Strom einen Preisanstieg von durchschnittlich 40% und für Heizenergie etwa 120% an, steigen die Energiekosten um mehr als 60% auf knapp 7,50 € je erzeugtem Schwein.
Dienstleistung wird teurer
In den anderen Bereichen der sonstigen Direktkosten sind Preissteigerungen im Bereich um 20% zu erwarten. Das betrifft insbesondere Gebiete, die einen hohen Dienstleistungsanteil beinhalten wie z.B. die Trächtigkeitskontrolle. Denn hier schlagen die allgemeinen Lohnkostensteigerungen zu Buche.
Zusätzlich ist gerade in der Veredlung die Sorge vor weiteren Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sehr groß. Die Erfahrungen mit dem Seuchenfall im Emsland lassen viele Betriebsleiter über den Abschluss einer Ertragschadenversicherung nachdenken.
Zur Absicherung der gesamten Produktionskette werden zusätzliche Aufwendungen von etwa 60 bis 80 Cent pro Ferkel bzw. Mastschwein erforderlich. Zu berücksichtigen ist dabei die Höhe der Selbstbeteiligung. Sie kostet zwar erst einmal nichts, im Schadensfall kann sie aber zusätzliche Einbußen verursachen. In der Summe steigen die sonstigen Direktkosten überschlägig um 1,50 € je Ferkel bzw. Mastschwein an.
Rund 6,40 € Mehrkosten je Tier
Unter dem Strich kommt es durch den Anstieg der sonstigen Direktkosten zu einer Verteuerung der Produktion um etwa 6,40 € je Ferkel bzw. Mastschwein (siehe Übersicht 2).
Diese Kostensteigerungen scheinen auf den ersten Blick im Vergleich zu den deutlich höheren Futterkosten nicht so groß zu sein. Allerdings ist zu bedenken, dass in diesen Kosten die Schwankungen nicht so stark sind, wie beim Futter. Einmal eingepreiste Steigerungen lassen sich nicht mehr so schnell zurückdrehen.
Des Weiteren bedeuten die aufgeführten Steigerungen einen notwendigen Mehrerlös von rund 7 ct/kg Schlachtgewicht. Aufgrund der begrenzten Erlösmöglichkeiten stellt dies eine große Herausforderung dar.
Den besten Ansatz bietet wohl die Kostenoptimierung im Bereich der Energie. Hier können ein Anbietervergleich und eine Beratung zur Energieeinsparung (siehe Beitrag ab Seite 32) helfen, Reserven offenzulegen.