Bas Straathof möchte seine Stallanlagen technisch auf den neuesten Stand bringen. Die Ferkelverluste sowie der Brandschutz sollen optimiert werden.
Jos Thelosen, varkens.nl
Die Sebava Gruppe hält in den Niederlanden auf sechs Standorten Schweine. Wie oft sind Sie noch selbst im Stall?
Straathof: Jeden Tag. Ich stehe morgens um halb fünf auf und fahre dann zu einem der Betriebe. Neben Besprechungen mit dem Stallpersonal bin ich regelmäßig bei den Belegungen der Sauen, den Trächtigkeitsuntersuchungen oder dem Ferkelverkauf dabei. Nur so kann ich in den einzelnen Produktionsschritten Optimierungspotenziale aufdecken.
Bislang war Ihr Unternehmen nicht dafür bekannt, viel Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Warum jetzt der Kurswechsel?
Straathof: Über unser Unternehmen wurde schon viel und oftmals auch kritisch berichtet. Doch der absolute Tiefpunkt war der Stallbrand in Erichem im Juli 2017. Damals verbrannten in unseren Stallungen 24000 Schweine.
Das hat mich, meine Familie und unsere Mitarbeiter hart getroffen. Ich möchte auf keinen Fall, dass so etwas nochmal passiert. Daher arbeiten wir viel am Brandschutz, aber auch an anderen Aspekten unserer Schweinehaltung. Und das wollen wir nach außen zeigen.
Wie wird der Brandschutz verbessert?
Straathof: Wir haben zunächst durch externe Sachverständige das Brandrisiko in all unseren Stallanlagen bewerten lassen. Nach der Bestandsaufnahme haben wir entschieden, dass unsere Ställe zukünftig die höchste Brandschutzkontrollnorm in den Niederlanden erfüllen sollen. Als Maßstab für baulichen Brandschutz dient unser im Jahr 2011 gebauter 5000er-Sauenstall in Koningsbosch. Hier haben wir schon einige Maßnahmen umgesetzt. Alles was sich nachhaltig bewährt, soll nach und nach auch in den anderen Ställen nachgerüstet werden.
Welche Maßnahmen sind das?
Straathof: Bei der Überprüfung der Stallelektrik fiel beispielsweise auf, dass die Kabelklemmen in den Steckdosen der Wärmelampen im Abferkelstall durch Reinigungswasser und Ammoniak beschädigt waren. Deshalb haben wir dort alle Steckdosen durch wasserdichte Verteilerkästen ersetzt.
Die Lampen werden jetzt durch eine Steuerung im Zentralgang betätigt. Zudem sind die Verteilungen nicht direkt auf die Stallwand, sondern auf ein Brett aus feuerfestem Material geschraubt worden.
Selbst in diesem verhältnismäßig jungen Stallgebäude werden wir noch viel Geld und Zeit investieren müssen, bis sämtliche Gefahrenquellen ausgemerzt sind.
An welchen Stellschrauben wollen Sie in der Produktion noch drehen?
Straathof: Obwohl wir standortübergreifend mit 8,5% Saugferkelverlusten weit unter dem Landesdurchschnitt liegen, wollen wir dieses gesellschaftspolitisch sensible Thema weiter bearbeiten. Hier spielt uns unsere Größe in die Karten. Wir bauen darauf, für jeden Produktionsbereich spezialisiertes Personal auszubilden. Außerdem haben wir die Arbeitsschichten in den Abferkelställen jetzt so aufgeteilt, dass praktisch rund um die Uhr jemand bei den Tieren ist.
Die Hygiene ist ebenfalls ein wichtiger Ansatz. Seit Kurzem stehen vor jedem Abteil Desinfektionswannen für die Stiefel. Ebenfalls positiv auf die Verlustrate wirkte sich der Einbau einer Kühleinrichtung aus. Dadurch sind die Sauen bei hohen Außentemperaturen deutlich ruhiger.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihr Unternehmen gesteckt?
Straathof: Wir möchten in den kommenden zehn Jahren unsere niederländischen Standorte technisch auf den neuesten Stand bringen. Außerdem soll der Betrieb in Erichem wieder in alter Größe aufgebaut werden. In puncto Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit wird bald eine neue Internetseite zu unserem Unternehmen online gehen und wir überlegen, an einem unserer Standorte einen Besucherraum zu bauen.
Für ein Unternehmen mit dieser Historie eine große Herausforderung, oder?
Straathof: Auf jeden Fall. Doch das, was wir tun und wie wir mit den Schweinen umgehen, kann man auch zeigen. Das Wohlergehen der Tiere hängt ebenso wenig von der Bestandsgröße ab, wie die Tiergesundheit oder die Betriebshygiene.
Außerdem wollen wir auf die Anwohner zugehen, indem wir uns konsequent an die Umweltgesetze halten und uns Gedanken machen, wie wir den Betriebsverkehr minimieren können.
Doch egal, wie viel Mühe wir uns geben, es wird immer ein kleiner Teil der Bevölkerung unsere Form der Tierhaltung ablehnen. Das ist auch zu respektieren. Kein Verständnis habe ich aber für Tierrechtler, die in Ställe einbrechen, um ganz gezielt Material für Schmutzkampagnen zu sammeln. Auf unserem Standort in Koningsbosch wurde der Zaun bereits dreimal von Tierrechtlern aufgeschnitten.