Warum ist der Schweinepreis in Spanien aktuell höher als bei uns?
Der höhere Preis ist zunächst einmal auf die üblichen saisonalen Nachfrageeffekte zurückzuführen. In Spanien ist diese in der Urlaubssaison deutlich höher als im Winter. Auch positioniert sich die spanische Fleischwirtschaft mit Unterstützung der Politik im Asienexport deutlich besser als Deutschland. Aktuell liegt die spanische Notierung 10 bis 15 Cent über der deutschen.
Betrachtet man jedoch die Notierungen aus 2018, erzielten spanische Erzeuger für Schlachtschweine der Handelsklasse E ca. 7 Cent weniger je kg als deutsche Mäster. Dies ist auf die deutliche Produktionsausweitung spanischer Schweinehalter und den Anstieg der Selbstversorgung auf ca. 180% zurückzuführen.
Polen verzeichnet trotz ASP Produktions- und Exportzuwächse. Warum?
Der Tiefpunkt der polnischen Schweineproduktion war im Jahre 2009. Der Selbstversorgungsgrad lag zu dem Zeitpunkt nur bei 81%. Seit 2014 gibt es ASP-Probleme vor allem in Ostpolen entlang der weißrussischen und der baltischen Grenze. Die Hauptproduktionsgebiete in Großpolen und in den westlichen Landesteilen sind nicht von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffen.
Insbesondere dort sind leistungsfähige Betriebe entstanden, die teils mit erheblichen EU-Subventionen kostengünstig Ställe gebaut haben. Von dänischen Ferkelexporteuren werden die gewachsenen Betriebe mit leistungsfähigen Masthybriden versorgt. Mittelfristig erwarte ich, dass Polen sich sogar zu einem großen Nettoexporteur für Schweinefleisch entwickeln wird.
Unter welchen Voraussetzungen hat das staatliche Label eine Chance?
Deutschland hat mittlerweile eine führende Rolle im Tierschutz übernommen. Die damit verbundenen höheren Produktionskosten können nur dann ausgeglichen werden, wenn sich der Verbraucher an der Finanzierung beteiligt. Dies kann über Steuermittel oder auf direktem Wege über höhere Produktpreise erfolgen. Beim staatlichen Label soll der Konsument freiwillig für mehr Tierwohl tiefer ins Portemonnaie greifen. Ob dieser Ansatz greift, ist mehr als fraglich.
Zudem sind die zurzeit vom Berliner Ministerium vorgegebenen Produktionskriterien stufenübergreifend so anspruchsvoll, dass noch nicht abgeschätzt werden kann, ob sich die Marktteilnehmer an der Initiative beteiligen werden.
Wie viel Ebermast verträgt der deutsche Markt?
Die Absatzmöglichkeiten für Jungeber bzw. immunokastrierte männliche Tiere sind derzeit sowohl auf dem innerdeutschen als auch auf den internationalen Märkten begrenzt. Schätzungsweise liegt das Marktpotenzial für deutsche Eber momentan zwischen 10 und 15%. Sollte die Ebermast weiter ausgeweitet werden, wird dies nur mit Preiszugeständnissen auf der Erzeugerseite möglich sein. In den Niederlanden musste das Volumen der Ebermast aus Gründen der nicht gegebenen Marktakzeptanz schon wieder deutlich reduziert werden.
Über welche Maske werden Improvac-geimpfte Eber abgerechnet?
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch e.V. (VEZG) hat unter den maßgeblichen Schlachtunternehmen, die sich derzeit mit der Vermarktung von Ebern beschäftigen, eine Umfrage gestartet. Überall ist es zurzeit so, dass Improvac-geimpfte Tiere über die bekannten hausinternen Ebermasken abgerechnet werden. Getrennte Masken für Jungeber und geimpfte Eber sind vorerst laut Aussage der Schlachtindustrie nicht geplant. Hierdurch entsteht dem Landwirt ein finanzieller Nachteil im Vergleich zu kastrierten Schlachtschweinen. Sollte die Situation sich über den 31.12.2020 fortsetzen, ist zu erwarten, dass eine Preisdifferenzierung am Ferkelmarkt stattfinden wird.