Wir füttern P-reduziert in der Ferkelaufzucht. Müssen wir mit negativen Folgen in der Mast rechnen?
Versuche mit jungen Mastschweinen zeigen: Wenn die P-Versorgung reduziert wird, ist der P-Gehalt im Blut verringert. Auch kann eine rückläufige Masse und schlechtere Mineralisierung bestimmter Knochen beobachtet werden. Die Belastbarkeit des knöchernden Skeletts könnte dabei geringer werden und die Anfälligkeit für Frakturen zunehmen. Doch unter normalen Haltungsbedingungen hält sich die Belastung des Skeletts in Grenzen. Mit schärfer werdender P-Reduktion wird aber die Wahrscheinlichkeit für Störungen am Skelettsystem zunehmen.
Wir beobachten Schwanzbeißen oft erst 10 bis 14 Tage nach dem Absetzen. Welche Rolle spielt die Fütterung?
Das Fehlverhalten ist nicht im eigentlichen Sinne fütterungsbedingt, es ist vielleicht ein Erkundungsverhalten am falschen Objekt. Beschäftigungsmaterial muss – wenn es helfen soll – attraktiver sein als die Schwänze von Buchtengenossen. Eine stärkere Dickdarmfüllung könnte zu einer inneren Beruhigung beitragen, eventuell auch eine zusätzliche Wahlmöglichkeit beim Futter. Denn das Angebot eines ganz anderen Futters kann ablenken. Schließlich gilt der Grundsatz vom Reiz des Neuen auch in der Schweinehaltung.
Welche Vorzüge hat der Roggen aus Sicht der Tierernährung?
Besondere Erwähnung verdienen seine originär hohe Phytase-Aktivität, seine geringere Verdaulichkeit im Dünndarm und die parallel höhere Verdaulichkeit im Dickdarm sowie sein hoher Gehalt an Fructane und Arabinoxylane. Diese besonderen Kohlenhydrate tragen zur erwünschten Buttersäurebildung im Dickdarm und damit zu vielen positiven Effekten im und auch außerhalb des Darms bei. Sie sind im Übrigen auch dafür verantwortlich, dass ein Flüssigfutter mit Roggenanteilen eine gewünschte Sämigkeit gewinnt und sich nicht so schnell entmischt.
Um die Sauen ruhig zu stimmen, bekommen sie 5% CCM on top. Was halten Sie davon?
CCM ist bei guter Qualität durch seine Milchsäure und die grampositiven Keime, durch den wenig verdaulichen Spindel-Anteil und die Art der Stärke diätetisch von Vorteil. Deshalb finde ich die Nachtisch-Strategie interessant, sollte dann aber für die Tiere verlässlich sein. Sind die Muttertiere daran gewöhnt, warten sie förmlich auf eine derartige Ergänzung. Fällt dieses Highlight des Tages aus, löst dies Unruhe aus. Probleme wie Verhaltensanomalien können dann sogar induziert werden.
Lässt sich P-Mangel über Blut- und Knochenuntersuchungen nachweisen?
Dank tierexperimenteller und laboranalytischer Untersuchungen in unserem Hause kennen wir inzwischen Richtwerte für Masttiere von knapp 20 bis 100 kg Körpermasse. Der P-Gehalt im Blutserum eines Einzeltieres sagt allerdings nicht viel aus. Deshalb sollten drei bis vier Proben aus einer Alters- bzw. Fütterungsgruppe geschickt werden. Untersuchungen zu Ca- und P-Gehalte im Knochen sind aufwendiger und teurer, aber sehr informativ. Mein Tipp: Wer einen Verdacht auf einen P-Mangel hat, sollte sich zuerst um das Futter kümmern, bevor man Tierproben untersuchen lässt.
Auf den Fachtagungen stellte Thomas Asmussen seinen Sauenstall der Zukunft vor. Das Konzept ist in der SUS 1/19 ab Seite 58 ausführlich beschrieben.