Bei Gülleüberschüssen sind Futtermittel mit hohen Phosphorgehalten tabu. Mit den richtigen Komponenten und mehr Phytase können Landwirte gegensteuern.
Dr. Manfred Weber, LLG Iden
Geringe Stickstoff- und Phosphorgehalte im Futter sind das Gebot der Stunde. Insbesondere in Betrieben mit knapper Flächenausstattung sollten sie Standard werden. Die Verschärfungen im Düngerecht machen dies unverzichtbar, sollen nicht noch höhere Güllemengen vom Hof exportiert werden müssen.
Zudem werden niedrigere Richtwerte für Phosphor im Boden diskutiert. Im Bereich der P-Düngung können den Tierhaltern so weitere Verschärfungen ins Haus stehen. Werden die Versorgungsstufen gesenkt, muss der Gülleeinsatz weiter zurückgefahren werden.
Probleme mit Kleie und Raps
Grundsätzlich behalten alle Futtermittel durch die genannten Änderungen ihre Eigenschaften zur Versorgung der Schweine. Aber gerade Komponenten mit hohen P-Gehalten müssen wegen der Nährstoffausscheidungen über die Gülle auf den Prüfstand. Wobei nicht nur der hohe native P-Gehalt einiger Futtermittel Probleme macht, sondern auch die generell schlechtere Verwertung pflanzlichen Phosphors.
Bei den Eiweißträgern weisen besonders die Extraktionsschrote von Raps und Sonnenblumen und die Weizentrockenschlempe viel Phosphor auf (siehe Übersicht 1). Natürlich können diese weiter verfüttert werden, dann aber mit mehr Phytase und mit phosphorarmem Mineralfutter. Beim Rapsschrot lässt sich die Phosphorverfügbarkeit sehr gut über eine Fermentation im Vorfeld der Verfütterung verbessern. Dann ist auch der Einsatz eines Mineralfutters ohne Phosphor möglich.
In Bezug auf die Phosphorproblematik macht man heute mit Sojaextraktionsschrot sicher nichts verkehrt. Mit nur 6,6 g/kg liegt es deutlich unter dem Raps- und Sonnenblumenschrot.
Allerdings wird genveränderte Ware vom Verbraucher angefeindet. Das gilt mittlerweile auch beim Schweinefleisch. Sollte GVO-Soja in Zukunft wegfallen, sind die Alternativen nur in geringem Maße verfügbar oder sehr teuer. Betrachtet man die Körnerleguminosen, scheinen die Werte für den Phosphorgehalt optimal. Zudem weißt die Erbse mit über 7,5% Lysin eine gute Proteinqualität auf. Die geringen Gehalte an den schwefelhaltigen Aminosäuren lassen sich über freie Aminosäuren gut ausgleichen.
Allerdings werden deutschlandweit nur gut 160000 ha Körnerleguminosen angebaut, wovon die Hälfte in die Humanernährung fließt. Deshalb spielen Leguminosen nur einzelbetrieblich eine Rolle. Ackerbaulich können Erbsen und Bohnen ebenfalls problematisch sein, denn sie vertragen keine Gülle.
Sicherlich kommt auch nicht genverändertes Sojaschrot aus Europa oder Südamerika in Frage. Denn die Nährstoffgehalte entsprechen dem GVO-Sojaschrot, sind also in puncto Phosphor positiv zu betrachten. Allerdings stehen weltweit nur 7 Mio. t Nicht-GVO-Soja zur Verfügung, das zudem 10 bis 15 € pro dt teurer ist.
Trockenschnitzel füttern
Im Umfeld der Faserfutter sticht besonders die Weizenkleie mit hohen Phosphorgehalten heraus (siehe Übersicht 2, Seite 46). Zweistellige Einsatzmengen im Mastschweinefutter sind damit für flächenarme Betriebe tabu.
Doch bei den Faserlieferanten gibt es Alternativen. Als Ersatz für die phosphorreiche Weizenkleie kommen vor allem Trockenschnitzel und Sojaschalen in Frage, aber auch die Haferschälkleie. Trockenschnitzel kosten etwa 2 € mehr pro dt, weisen aber leicht höhere Rohfasergehalte auf. Auch energetisch sind sie der Weizenkleie überlegen, haben aber weniger Rohprotein.
Sojaschalen sind mindestens 4 € pro dt teurer als Kleie. Sie bringen aber sehr viel Rohfaser mit und enthalten hohe Anteile bakteriell fermentierbarer Substanz. Haferschälkleie ist die günstigste Alternative. Sie kostet rund 4 € weniger als Weizenkleie und bringt viel Rohfaser, aber wenig Energie und Rohprotein. Jeder Betrieb sollte über eine mit aktuellen Preisen hinterlegte Rationsberechnung prüfen, welche Alternative am besten abschneidet.
Eigenmischer mit Flüssigfütterung können über den Einsatz von Pressschnitzeln nachdenken. Diese können mit einem Anteil von 10 bis 15% zusammen mit CCM einsiliert werden. Praxiserfahrungen zeigen, dass die Schweine diese gut fressen und verwerten. Die Mischung aus CCM und Schnitzeln ist zwar etwas energieärmer, muss aber nicht teurer werden. Die Kosten liegen zwischen 13 und 14 € pro dt bezogen auf 88% TM.
Maissilage als Alternative
Auch der Einsatz von Maissilage, die früher häufiger zur Ernährung der Mastschweine diente, kommt wieder in Betracht. In Verbindung mit CCM lässt sie sich als Schichtsilage gut lagern. Allerdings sollte der Anteil nicht zu hoch sein. Etwa 5 bis 8% Maissilage in der Ration haben sich auch in der Praxis bewährt. Damit sind Rohfasergehalte von 4,5% erreichbar. Über die gesamte Mast kommen 35 bis 40kg Maissilage pro Tier zum Einsatz.
Als weitere Alternative ist Stroh denkbar. Es ist extrem phosphorarm weist hohe Rohfasergehalte auf. Jedoch birgt Stroh einige Gefahren. Zuerst sind Mykotoxine zu nennen. Es sollten daher nur trocken geerntete und unter Dach gelagerte Strohchargen zum Einsatz kommen. Auch spielt die Futtertechnik bei Lang- oder Häckselstroh meist nicht mit. Alternativen sind hier möglicherweise Strohpellets, die aber mit über 20 €/dt teuer sind.
Mastleistung prüfen
Grundsätzlich gilt, dass bei geringeren Anteilen phosphorreicher Futtermittel die tierischen Ausscheidungen erheblich zurückgehen. Senkt der Betrieb z.B. den Einsatz von Rapsschrot durch geeignete Maßnahmen ab, sind möglicherweise gar keine Alternativen mit geringeren P-Gehalten nötig.
In einem neuen Fütterungskonzept aus Nordrhein-Westfalen wurde kürzlich vorgeschlagen, fast gänzlich ohne Eiweißträger zu füttern. Dies wäre wünschenswert. Die Umsetzbarkeit ist aber noch genau zu überprüfen. So zeigen aktuelle Versuche der LWK Niedersachsen, dass mit der starken Reduzierung, oder dem Verzicht auf Eiweißfutter ab 80 kg in Verbindung mit einer P-Reduzierung gute Wachstumsleistungen möglich sind. Der Schlachterlös fiel aber um 1,50 bis 3 € je Tier geringer aus.
Weiteres Potenzial liegt in der höheren Dosierung von Phytasen. Neue Untersuchungen zeigen, dass Mengen von 1 000 bis 2000 Einheiten sinnvoll sein können. Das steigert nicht nur die Verdaulichkeit des Phosphors, sondern auch des Proteins. Hier ist mit einer Verbesserung von 5 bis 8% zu rechnen.
Fazit
Für Betriebe mit Nährstoffüberschüssen sind Sonnenblumen- oder Rapsschrote sowie Kleien aufgrund hoher P-Gehalte nicht mehr oder stark reduziert einsetzbar. Für sie ist Sojaschrot wegen der geringen P-Gehalte der ideale Eiweißträger. Bei den Faserträgern sind Trockenschnitzel eine Alternative
Zudem können höhere Phytasezusätze, die Fermentierung und Mineralfutter mit gesenkten P-Gehalten die Nährstoffbilanz entlasten. Einzelbetriebliche Rationsplanungen mit aktuellen Preisen sind unverzichtbar.