Nach erfolgreichem Studium arbeitest Du jetzt als Tierärztin. Wie wurde Deine Begeisterung für diesen Beruf geweckt?
Ich bin auf einem Betrieb mit Schweinemast in Coesfeld aufgewachsen. Das Landleben mit Schweinen, Hofhunden und Co. hat mich geprägt, wobei ich immer mehr Spaß an der Arbeit mit den Tieren als am Trecker fahren und dem Pflanzenbau hatte. Deshalb war für mich schon als Jugendliche klar, dass ich später nicht den elterlichen Betrieb übernehme, wohl aber mit Nutztieren arbeiten möchte.
Bereitet einen das Studium gut auf die Praxis vor?
Egal, ob du in München, Hannover oder, so wie ich, in Gießen Tiermedizin studierst – es ist viel Theorie. Erst durch die Arbeit in verschiedenen Tierarztpraxen während des Praxissemesters erhält man einen Einblick in den Alltag eines praktizierenden Tierarztes. In meinem Fall kam hinzu, dass die Betreuung von Schweinebeständen im Studium ein Randthema war. Der Fokus lag eher auf Kleintiere und Pferde. Und wenn es mal um Nutztiere ging, dann um Rinder. Mit meiner Spezialisierung auf Schweine stach ich unter meinen Mitstudierenden heraus.
Neben der Arbeit in einer Tierarztpraxis schreibst Du an Deiner Doktorarbeit. Wie ist Deine Woche getaktet?
Für meine Doktorarbeit, in der es um die Sauenfütterung und die Ferkelvitalität geht, habe ich zwei Tage geblockt. Neben der Durchführung umfangreicher Versuchsreihen brauche ich die Zeit für die Literaturrecherche und das eigentliche Schreiben. Seit dem Frühjahr 2021 arbeite ich dazu drei Tage die Woche in einer Nutztierpraxis in Schöppingen. Aktuell übernehme ich aber noch keine Notdienste, um den Kopf frei zu halten für die Doktorarbeit.
Wie sah Dein Einstieg in die Praxis aus?
Anfangs war ich viel unterwegs, um in unseren Sauenbetrieben die Injektionsnarkose bei den zu kastrierenden Ferkeln durchzuführen. Das war natürlich gut, um unsere Kundenbetriebe kennenzulernen und über Gespräche mit den Landwirten ein Gefühl für die individuellen Gegebenheiten bzw. die tiergesundheitliche Lage auf den Höfen zu bekommen. Zudem fahre ich gerne mit meinen erfahreneren Kollegen raus und schaue denen über die Schulter.
Wie nimmst Du aktuell die Stimmung unter den Schweinehaltern wahr?
Letztes Jahr um diese Zeit haben noch viele nach vorne geschaut und gesagt, dass sie auch diese Krise meistern werden. Inzwischen hat sich die Situation weiter zugespitzt und ich spüre eine starke Resignation. Ich hoffe, dieses Tal ist bald durchschritten und es können sich nach wie vor junge, innovative Menschen für die Schweinehaltung begeistern.
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