In vielen Betrieben sind Magengeschwüre ein Problem. Konkurrenzdruck am Trog und zu fein vermahlenes Futter können die Auslöser sein.
André van Lankveld, Biomin
Magengeschwüre (Ulcus) und ihre Vorstufen sind bei Schweinen weit verbreitet. Die von den Drüsen im Magen produzierte Säure desinfiziert und zerlegt die Nahrung. Dabei kann jedoch auch die Magenschleimhaut angegriffen werden. Geschwüre entstehen hauptsächlich im Bereich des Überganges von der Speiseröhre zum Magen, aber auch an anderen Stellen.
Magengeschwüre bei Schweinen sind eine multifaktorielle und komplexe Erkrankung. Es ist wichtig, alle Risikofaktoren zu berücksichtigen und zu bewerten (s. Übersicht). Das Ziel ist, höchste Leistungen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig das Auftreten von Magengeschwüren zu minimieren.
Blässe und Todesfälle
- Klinik: Die Tiere werden blass, setzen fast schwarzen teerartigen Kot ab und es kommt zu plötzlichen Todesfällen. Der Verlauf kann akut oder chronisch sein. Bei einem hyperakuten Zustand werden meist keine klinischen Anzeichen beobachtet; die Schweine können plötzlich an einer Magenblutung sterben. Bei dem chronischen Verlauf verweigern die Tiere das Futter und wirken schwach und blass. Gelegentlich werden ein Zähneknirschen aufgrund von Magenschmerzen und grünliches Erbrechen beobachtet.
- Auftreten: Magengeschwüre können in jeder Altersstufe vorkommen, also auch bei jungen Tieren sowie Sauen. Schnell wachsende Tiere haben ein höheres Risiko für Magengeschwüre. Auch könnte eine genetisch festgelegte Anfälligkeit bestehen, die möglicherweise mit der Wachstumsleistung und dem Futterneid zusammenhängt. Je nach Studie und Haltungssystem leiden etwa 5% der Schlachtschweine an schweren Läsionen. Zählt man die Vorstufen dazu, sind es allerdings bis zu 60% der Tiere.
Das richtige Futter
- Komponenten: Energiereiche Rationen mit niedrigen Protein- und Fasergehalten stellen eine Gefahr dar. Hohe Anteile an Mais oder Weizen begünstigen die Bildung von Geschwüren, insbesondere wenn das Futter fein gemahlen ist.
Andere Faktoren sind Molke oder Magermilch als Bestandteil der Ration oder hohe Kupfergehalte bei niedrigen Zinkgehalten. Auch ein hoher Anteil ungesättigter Fettsäuren kann insbesondere bei niedrigem Vitamin E-Gehalt schädlich sein. Auch der Zusatz organischer oder anorganischer Säuren kann dazu beitragen, dass häufiger Magengeschwüre auftreten.
- Vermahlungsgrad: Sehr feine Partikelanteile des Futters führen zu einer schnelleren Magenentleerung. Es gibt keine Schichtung mehr, und am Mageneingang wird es zu sauer, was zu Entzündungen führt. Ob das Futter flüssig oder in fester Form aufgenommen wird, ist dabei nicht entscheidend.
Wenn mehr als 30 bis 35% der Futtermasse auf die Fraktion unter 0,4 mm entfallen, ist dies kritisch zu sehen. Bei Schrot können die Anteile der Teilchengrößen mit einfachen Siebsystemen vor Ort erfasst werden. Liegt das Mischfutter pelletiert oder gebröselt vor, muss eine sogenannte nasse Siebanalyse im Labor erfolgen.
Auch die physische Struktur des Futters spielt eine Rolle. Hammermühlen zerschmettern die Körner, während Walzfräsen sie zerquetschen, was von Vorteil ist.
Das Mahlen mit der Hammermühle kann somit das Auftreten von Geschwüren verstärken, insbesondere wenn die zerbrochenen Partikel zu fein sind. Wird das Futter weiter zu Pellets verarbeitet, erhöht sich das Risiko. Mit pelletiertem Futter gibt es in der Regel mehr Magenulcera als mit schrotförmigem Futter.
Stress vermeiden
- Fütterungsregime: Neben der Passagegeschwindigkeit des Nahrungsbreis spielen auch so genannte Leerzeiten eine Rolle, in denen kein Nahrungsbrei im Magen vorhanden ist. Vermeiden Sie deshalb einen Futterentzug über längere Zeit. Tragende Sauen sollten aus diesem Blickwinkel möglichst zweimal täglich gefüttert werden.
Auch Stress am Futtertrog ist schädlich. Abhilfe schafft man, indem zusätzliche Fressplätze angeboten werden. Ebenso üben abrupte Futterwechsel in der Ferkelaufzucht und Mast Stress aus. Wer die gleichen Rohfaserträger bzw. Komponenten in die Rationen einbaut, schafft Sicherheit. Auch sollte man nicht ohne triftigen Grund zwischen Pellet- und Mehlform des Futters hin- und herpendeln.
- Haltungsstress: Stresssituationen wie Überbelegung, Umstallen und Neugruppieren sind möglichst zu vermeiden bzw. zu minimieren. Auch saisonale Faktoren beeinflussen die Entstehung und die Schwere von Magengeschwüren. So treten Magengeschwüre insbesondere bei großen Temperaturschwankungen im Herbst und Frühjahr auf.
Infektiöse Ursachen
- Allgemeine Tiergesundheit: Auch der allgemeine Keimdruck beeinflusst die Entstehung und Schwere von Magengeschwüren. So ist bekannt, dass bei einigen Viruserkrankungen wie PCV2 und PRRS der Anteil der Tiere mit Magengeschwüren zunimmt. Deshalb ist ein hoher Gesundheitsstatus wichtig, der über entsprechende Impfprogramme abgesichert werden muss.
- Magenflora: Neben mechanischen Aspekten der Schichtung des Nahrungsbreis hat auch die bakterielle Magenflora einen Einfluss bei der Entstehung der Schäden. Es ist bekannt, dass die Bakterien Helicobacter heilmannii, Helicobacter suis und Fusobacterium gastrosuis säureproduzierende Belegzellen in der Magenschleimhaut stimulieren. Dies kann zu einer Übersäuerung und der Entstehung von Magengeschwüren führen.
Diese eher ungünstigen Erreger nutzen meist gestörte Gleichgewichtsverhältnisse der Magenflora, sie erlangen dadurch einen Wachstumsvorteil. Um die richtige Magenflora zu stimulieren, muss die Ration hinsichtlich Struktur und Inhaltsstoffe ausbalanciert sein.
Betroffene Tiere separieren
- Behandlung: Sichtbar betroffene Tiere sind sofort aus der Bucht zu nehmen. Es sollte ein grob vermahlenes Futter mit fermentierbaren Fasern vorgelegt werden. Positive Erfahrungen wurden mit Rationen gemacht, die Anteile an Hafer oder Leinsamen enthielten. Zusätze zur Unterdrückung der Magensäureproduktion und Bedeckung der Magenschleimhaut können ebenfalls helfen. Bei Sekundärinfektionen sollten Antibiosen in ausreichender Dauer und Höhe erfolgen.