Lange Zeit wurden die Risiken einer PCV2-Erkrankung bei Sauen vernachlässigt. Doch diese kann zu Fruchtbarkeitsstörungen führen.
Dr. Heike Engels, Syke
Eine PCV2-Erkrankung betrifft neben den Ferkeln und Mastschweinen auch Sauen. Abhängig vom Infektionszeitpunkt in der Trächtigkeit treten gravierende Fruchtbarkeitsstörungen und Schädigungen der Föten im Uterus auf.
Erkrankt die Sau zwischen dem 1. und 35. Tag der Trächtigkeit, kommt es zum Umrauschen und die Embryonen sterben ab. Zu späteren Zeitpunkten der Trächtigkeit kann es zu mumifizierten, toten oder lebensschwachen Ferkeln kommen (s. Übersicht).
Sauen, die sich während der Trächtigkeit mit dem Circovirus infizieren und erkranken, können das Virus über den Uterus an die Föten übertragen. Neugeborene Ferkel sind dann anfälliger für PCV2-Erkrankungen und gefährdeter für weitere Co-Infektionen. Seltener sind auch Aborte beschrieben.
Diagnostik einleiten
- Nachweisverfahren: Bei Verdacht sollte der betreuende Tierarzt eine umfangreiche Diagnostik einleiten. Bluttests, Sektion und feingewebliche Untersuchungen werden hierfür durchgeführt. Bei einer PCV2-Infektion können hohe Viruskonzentrationen in Ferkelgewebeproben (Herz, Leber, Niere, Lymphknoten) nachgewiesen werden. Virus und charakteristische mikroskopische Veränderungen im Herzmuskel in Form von Entzündungen und Verkalkungen können in totgeborenen Ferkeln gefunden werden.
- Differentialdiagnostik: Beim Auftreten von Fruchtbarkeitsstörungen sollten neben PCV2 die bekannten Krankheitserreger wie das porzine reproduktive und respiratorische Syndrom (PRRS) oder das porzine Parvovirus (PPV) differentialdiagnostisch unbedingt mit abgeklärt werden. Die Infektion mit Parvovirus gilt als eine der häufigsten Ursachen des SMEDI-Syndroms. Klassischerweise sterben bei PPV-Infektionen die Ferkel zu unterschiedlichen Trächtigkeitsstadien. Die Proben sollten aber auch auf Enterovirus, Leptospiren und Chlamydien getestet werden. Da auch Mykotoxine zu Fruchtbarkeitsstörungen führen können, sollte das Futter bei der Untersuchung nicht vergessen werden.
Sauenherde impfen
- Jungsauen: Eine Impfung von Jungsauen ist bereits länger etabliert. Diese Einmal-Impfung während der Quarantäne senkt den PCV2-Eintrag in die Sauenherde, vor allem aber schützt sie die Jungsauen, wenn diese vorher wenig Circovirus-Kontakt hatten. Die reproduktiven Störungen fallen oft nur deutlich auf, wenn viele Jungsauen durch Aufstockung oder Neuaufbau im Bestand sind.
- Altsauenbestand: Häufiger ist ein weniger dramatischer Verlauf, bei dem einzelne Sauen PCV2-bedingte Probleme zeigen. Deshalb ist es hilfreich, dass auch die Impfung der säugenden und tragenden Sauen möglich ist. Experten empfehlen zwei Impfschemata bei Zuchtsauen. Hier gibt es beim Impfzeitpunkt betriebsindividuell die Möglichkeit, entweder eine Sauenbestandsimpfung zu festen Terminen im Jahr durchzuführen oder reproduktionsorientiert einzelne Abferkelgruppen zu impfen.
- Kombinierte Impfung: Bei der reproduktionsorientierten Impfung ist die Impfung in der Säugezeit sinnvoll, z.B. vor oder zeitgleich zur Ferkelimpfung. So ist die Sau vor der nächsten Belegung gegen eine PCV2-Erkrankung geschützt. Bei akuter PCV2-Infektion der Sauen empfiehlt sich eine sofortige Bestandsimpfung, um die Virusverbreitung zu reduzieren. Im Anschluss sollte dann eines der oben genannten Impfschemata eingeführt werden.
Viruslast senken
- Schutzeffekt: Die Schutzimpfung der Sauen wird häufig missverstanden als passive Impfung der Ferkel über die kolostralen Antikörper. Dieser Schutzeffekt reicht bei den Ferkeln nicht aus. Die Sauenimpfung alleine kann die Ferkelimpfung nicht ersetzen.
Die Impfmaßnahmen verringern die Virämie in Ausmaß und Dauer. Dennoch sind auch bei korrekt geimpften Tieren positive Nachweise in der PCR möglich. Deshalb sind Virusnachweise noch kein Hinweis auf unzureichende Effektivität einer PCV2-Vakzine.
- Sanierung: Ein umfangreiches Impfprogramm gegen PCV2 ermöglicht nachweislich, den Infektionsdruck zu senken. Nach Einstellung dieser massiven Vakzinationen sind sowohl Antigen- als auch Antikörpernachweise bald wieder möglich. Eine Eradikation des PCV-Erregers auf Bestandsebene allein durch Impfmaßnahmen wird demnach als wenig aussichtsreich angesehen.